Wurzeln drohen Versiegelung zu zerstören

Eine Folie soll verhindern, dass verseuchtes Wasser vom Deponiehügel ins Grundwasser sickert. Diese droht perforiert zu werden.

Wurzeln drohen Versiegelung zu zerstören
Foto: Achim Blazy

Erkrath. Sind augenscheinlich bis zu drei Meter hohe Jungbäume „niedrig wachsende Pflanzen“? Ein Anwohner der ehemaligen Formsandgrube Pimpelsberg am Erkrather Nordbahnhof hat da so seine Zweifel. Täglich sieht der Spaziergänger es auf dem Gelände unkontrolliert wuchern.

Der Mann und seine Nachbarn machen sich Sorgen um die Gesundheit: Denn die ehemalige Sandgrube ist nach ihrer Schließung mit belasteten Böden - unter anderem von der Deutschen Bahn - befüllt worden. Auf der Kuhle wuchs ein Deponiehügel. Eine spezielle Oberflächenfolie soll verhindern, dass Sickerwasser mit gefährlichen Schadstoffen das Grundwasser verseucht. Die klare Auflage des Kreises Mettmann: Auf dem heiklen Hügel soll nur niedrig wachsende Vegetation stehen, damit die Schutzfolie unversehrt bleibt. Es muss regelmäßig gerodet werden.

Darüber wurde vor gut zweieinhalb Jahren schon einmal zwischen dem Kreis Mettmann als Aufsichtsbehörde und dem Eigentümer, einem Schweizer Unternehmen, gestritten. Weil der Eigentümer nicht reagierte, schritt die Kreisverwaltung kurzerhand selbst zur Tat und ließ die Jungbäume fällen. Wie ein überdimensionales Mikadospiel sah der Pimpelsberg damals aus. Der Streit zwischen Behörde und Eigentümer ging es vors Verwaltungsgericht und endete aufgrund von Verfahrensfehlern nicht erfolgreich für den Kreis.

Jetzt sieht es auf dem Pimpelsberg wieder so aus wie vor zweieinhalb Jahren: bedrohliches Wurzelwerk überall. Die zuständige Kreis-Wasserbehörde sieht neben den Rechten des Grundstückeigentümers auch den Schutz der Allgemeinheit. Deshalb wird derzeit über eine „öffentlich-rechtliche Vereinbarung“ verhandelt. Die soll den Experten des Kreises Zutritt verschaffen und dafür sorgen, dass sie notfalls auch die Axt an jenes Unterholz anlegen dürfen, das sich anschickt, den Grundwasserschutz zu durchlöchern. Seitens der Kreisverwaltung wurde ein Vorschlag für solch eine Vereinbarung gemacht. Derzeit wartet man auf eine Reaktion der Gegenseite.

So wie es momentan aussieht, hofft man auf eine einvernehmliche Einigung und möchte diese nicht dadurch gefährden, dass der Eigentümer unter Druck gesetzt wird. Der Streit um die Grube Pimpelsberg gibt es nun schon seit mehr als drei Jahrzehnten. Seit den 1980er Jahren herrschte Unfrieden bei den Anwohnern. Damals wurde die zur Sandgewinnung und -verarbeitung genutzte Grube verkauft. Dann lag sie bis Ende der 1990er Jahre brach. Während der Trockenlegung der Grube und der anschließenden Befüllung klagten die Anwohner über Staub und Dreck. Der Streit endete mit einem Kompromiss, der durch Entschädigungs- und Ausgleichszahlungen begleitet wurde.

Der Eigentümer bekam ausdrücklich die Auflage, das Gelände zu rekultivieren und zu pflegen. Dem sei zwölf Jahre lang niemand nachgekommen, so die Anwohner. Und in den vergangenen zweieinhalb Jahren habe sich wieder nichts getan, so schimpfen sie.

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