Millrath Betrachter erleben, wie Kunst entsteht

Erkrath. · Oder sie lernen zumindest die Techniken auf dem Weg dorthin kennen – das geht bei der Werkschau von und mit Hyacinta Hovestadt im Kunsthaus an der Dorfstraße.

 Hovestadts Werke wie beispielsweise die Arbeit mit dem Titel „Exzentrisch“, die 2018 bei der Ausstellung „Neanderland Art“ im Museum Ratingen zu sehen war, sind ein Hingucker.

Hovestadts Werke wie beispielsweise die Arbeit mit dem Titel „Exzentrisch“, die 2018 bei der Ausstellung „Neanderland Art“ im Museum Ratingen zu sehen war, sind ein Hingucker.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Wo auch immer die Erkrather Wellpappe-Künstlerin Hyacinta Hovestadt ausstellt, reagiert das Publikum verblüfft und fragt sich: Wie kommen diese Fülle und dieser Schwung in das eigentlich doch unansehnliche, sperrige und spröde Material? Die Antwort ist einfach, die Umsetzung nicht: Schicht für Schicht schneidet Hovestadt geduldig mit dem Cuttermesser schräg aus der Pappe und setzt die Scheibchen zusammen, bis sie eine aus ihrer Sicht stimmige Form ergeben.

Der künstlerische Prozess ist
nicht frei von Frustrationen

Diesen interessanten, aber auch mühsamen Prozess, der nicht frei ist von Frustrationen, können Interessierte noch bis 6. Januar täglich von 14 bis 18 Uhr bei Hovestadts Werkschau im Kunsthaus an der Dorfstraße verfolgen. Getreu dem Titel „sehen, reden, tun“ werkelt Hovestadt dort für jedermann ansprechbar an einer neuen Arbeit. Wer mehr als einmal vorbeikommt, könne den Fortgang dieses Objekts beobachten und im Blick behalten, sagt sie. Das soll aber niemanden davon abhalten, sie zu unterbrechen, selbst zum Messerchen zu greifen und sich an kleinen Pappstücken einmal unter Anleitung der Künstlerin zu erproben.

Ob aus diesen Versuchen am Ende etwas Vorzeigbares wird, ist auch bei Hovestadt nicht immer sicher. „Manchmal gelingt es nicht, entspricht nicht meinen Vorstellungen und landet dann erst einmal ganz hinten in meinem Atelier. Irgendwann wird noch einmal nachgearbeitet und ich bin glücklich, wenn es vielleicht noch gelingt“, erzählt Hovestadt, die erst in Münster und später in Düsseldorf an der Kunstakademie Malerei, Kunsterziehung und Kunstwissenschaften studierte.

Auch mit den Pappröhren, die sie beim Spaziergang am Neujahrsmorgen sammelt, hat sie bei ihrer Werkschau etwas vor. Was genau, verrät sie noch nicht. „Es ist spannend, ins kalte Wasser zu springen, und genau das tue ich mit meiner Werkschau. Ich kann vorher nicht alle Schwimmzüge festlegen.“ Mit jener verpackungstauglichen Pappe, die andere möglichst schnell wieder loswerden wollen, arbeitet Hovestadt schon seit vielen Jahren. Zunächst bot sie Kindern das Material als großzügige Leinwand für eigene Malversuche an. Dann versenkte sich die studierte Malerin plötzlich nicht mehr in Motive, sondern ins Material und eroberte die Welt der Objekte. Zwar gab es damals bereits Objekte aus Pappe, auch Hocker beispielsweise, aber Hovestadt interessierte sich eher für zweckfreie, organische Gebilde. „Der Kick ist, aus etwas industriell Verarbeitetem wieder das Naturhafte herauszuarbeiten“, erzählt die Frau, der man mit einer Ladung Wellpappe zur freien Weiterverarbeitung eine große Freude machen kann. Kunsthausherr Wolfgang Sendermann kann sicher sein, dass auch diese Werkschau, die in wechselnder Besetzung seit fünf Jahren ab Neujahr geöffnet ist, wieder ein Besuchermagnet wird.

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