Tierische Einwanderung - Eine schnatternde Invasion

Im Januar 1962 wurde Erkrath gleich zweimal heimgesucht: erst von Schwänen und Enten, dann von dreisten Kartoffeldieben.

Erkrath. Es begann mit einer Invasion aus dem Osten, damals im Januar 1962. Sie kamen in Scharen. Ein paar Monate später fielen sie dann auch noch aus dem Westen ein. Gott sei Dank waren diese Eindringlinge dann aber nur zu zweit. Aber es soll der Reihe nach erzählt werden, was sich damals zutrug, im beschaulichen Erkrath vor mittlerweile 50 Jahren.

Es war der 6. Januar 1962, als ein Aufschrei oder eher noch ein Hilferuf durch die Lokalpresse ging. Bis dahin war es gemütlich zugegangen am Unterbacher See. Der Winter hatte Einzug gehalten und mit ihm die klirrende Kälte, die auch dem Federvieh zu schaffen machte. Es waren bislang immer zwölf Schwäne, die von den Erkrathern liebevoll durch die kalte Jahreszeit gefüttert wurden.

Die Spaziergänger, der Vogelwart und der Tierschutzverein. Sie hielten ein wachsames Auge auf die Vogelwelt. Bis alle dann plötzlich ihren Augen nicht trauen wollten. Beinahe über Nacht hatte die wundersame Schwanen-Vermehrung stattgefunden. Zu den zwölf einheimischen Schwänen hatten sich plötzlich 20 Zugereiste gesellt. Dazu war auch noch die Zahl der Wildenten auf mehr als 1000 angewachsen.

Offenbar hatte es den Mettmanner Schwänen auf dem dortigen Goldberger Teich nicht mehr gefallen. Aus der Nachbarstadt meldete man jedenfalls die Ausreise des Federviehs. Woher die 1000 Enten eingereist waren, konnte nicht so genau ermittelt werden. Zu ändern war die Angelegenheit ohnehin nicht mehr, und mit Mettmanner Amtshilfe in Sachen Integration war offenbar nicht zu rechnen.

Deshalb nahmen die Erkrather die Sache in die eigenen Hände. Schließlich wollte man kein schlechter Gastgeber sein. Tag für Tag wurden fortan in Erkrather Küchen Kartoffeln gekocht und Brotreste gesammelt. Am Tor zum Strandbad stand der Schwimmmeister bereit, um die Essensreste in Empfang zu nehmen. Der Tierschutzverein streute säckeweise Hafer und Haferflocken am Seeufer aus. Kaum ein Spaziergänger, der nicht ein Tütchen mit Essbarem bei sich hatte, um damit die gefiederten Gäste durchzufüttern. Die Vogelrettung gelang. Ob die Schwäne zum Bleiben überredet werden konnten, ist nicht überliefert.

Dafür ging ein paar Monate später erneut ein Aufschrei durch die Presse. Die zweiten Eindringlinge waren aktiv geworden: Schon seit längerer Zeit war einem Kartoffelbauern die wundersame Dezimierung seiner Erdäpfel aufgefallen. Der Mann legte sich eines Nachts auf die Lauer und siehe da: Er stellte die Kartoffeldiebe auf frischer Tat. Ein Düsseldorfer Ehepaar war gerade dabei, 25 Pfund der Knollen im Kofferraum seines Autos zu verstauen, in das die beiden auch direkt einsteigen wollten, hätte der Bauer nicht die Polizei gerufen.

Ein Funkwagen rauschte mit großem Getöse auf den Kartoffelacker, um die Personalien des Diebespaares festzustellen. Nötig hätten sie es offenbar nicht gehabt, der Mann war als Diplomingenieur in Lohn und Brot. Die 150 Mark für die Entwendung der Feldfrüchte konnte er vermutlich aus der berühmten Portokasse bezahlen.

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