Reflektoren sollen Rehe stoppen

Die lebensechten Papp-Rehe erschreckten Autofahrer. Nun sollen Signale die Tiere daran hindern, auf die Straße zu laufen.

Erkrath. „Unglaublich, aber wahr“, sagt der Erkrather Jagdaufseher Winfried Edelmann. „Der Kreis Mettmann hat auf unser Flehen endlich reagiert.“

Gemeint sind damit die Wildunfälle, die sich mehr oder weniger regelmäßig entlang des Hubbelrather Weges (Kreisstraße 12) ereignen. Denen soll nun in Form von blauen Reflektoren an den Rückseiten der schwarz-weißen Straßen-Begrenzungspfählen begegnet werden.

„Die Reflektoren sollen die Rehe schlichtweg erschrecken und daran hindern, plötzlich und unerwartet auf die Straße zu springen“, sagt Edelmann. Rehwild hätte eine Rot-Grün-Sehschwäche. „Dagegen sehen sie Blautöne umso besser.“

Fahren Autos in der Morgen- und Abenddämmerung — also in der Zeit, in der der meiste Wildwechsel von der einen auf die andere Straßenseite stattfinde — den Hubbelrather Weg entlang, werde, so Edelmann, das Licht der blauen Reflektoren von den Scheinwerfern reflektiert und hindere die Tiere daran, die Fahrbahn zu überqueren. „Da können Bruchteile von Sekunden entscheidend sein“, so Edelmann.

„Ende Juli ist ganz gefährlich“, weiß der Fachmann. Weil dann Paarungszeit ist und das Rehwild seine Reviergrenzen regelmäßig überschreite.

Der Jagdaufseher weiß, wovon er spricht: Alljährlich werden allein auf dem Hubbelrather Weg bis zu 20 Rehe überfahren. Unfälle also, die auch für die Autofahrer tödlich enden können — vom Schaden an den Autos ganz zu schweigen. Im gesamten Revier Erkrath 1, das sich von Gerresheim bis Kalkofen im Neandertal erstreckt und in Edelmanns Zuständigkeitsbereich fällt, „sind es locker 35 bis 40 Unfälle“.

In der Hoffnung, Autofahrer zu sensibilisieren und derlei Wildunfälle auf ein Minimum zu reduzieren, hatte sich Edelmann zunächst eine außergewöhnliche Maßnahme einfallen lassen: Mehrere Wochen lang prangten an sechs Stellen entlang der K 12 lebensechte, wetterfeste Papp-Rehe an Bäumen, um auf die Gefahr, die insbesondere mit Einbruch der Dunkelheit und in der Nacht lauert, aufmerksam zu machen (die WZ berichtete).

Doch die Freude über die vermeintlich gute Idee währte nicht lange, weil sich die Autofahrer ihrerseits offenbar so erschreckten, dass unfreiwillige Ausweichmanöver drohten. „Diese Attrappen sind so realistisch und nah an der Straße, dass sich viele Autofahrer tatsächlich erschrecken“, bestätigte damals Kreis-Pressesprecherin Anne Grassberger.

Ergo mussten die Papp-Rehe ab- und mindestens 40 Meter „landeinwärts“ montiert werden. Eine Lösung, die Winfried Edelmann gar nicht gefiel, „weil ich von der Idee überzeugt war“.

Bevor er auf die Idee mit den Papp-Rehen kam, wiesen zwar schon Warnschilder mit dem Wildwechsel-Emblem auf die Gefahren am Hubbelrather Weg hin. Allerdings sei es immer wieder vorgekommen, dass er nachts aus dem Bett geklingelt wurde, „weil es erneut gekracht hat“.

Hinzu komme eine „unsinnige Tempo- und Überholverbotsregelung“. Teils dürften zwar nur 60 oder 70 Stundenkilometer gefahren werden, so der Jagdaufseher. „Doch aufgehoben wird das Überholverbot ausgerechnet an den Stellen, an denen auf der K 12 verstärkter Wildwechsel vorkommt.“ Nichtsdestotrotz setze er jetzt auf die Lösung mit den Reflektoren. „Eine gute Idee.“

Ebenfalls Reflektoren hat der Kreis entlang der Erkrather Straße zwischen Erkrath und Unterbach angebracht. „Das ist aber noch nicht alles“, sagt Oliver Sass vom Liegenschaftsamt des Kreises. In Zusammenarbeit mit der Polizei, die eine Gefährdungskarte hat, folgen weitere Straßen.

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