Projekt: Weiche Fellknäuel gegen das Vergessen

Die Kaninchen von Alfred Niek sollen bei Demenzkranken Erinnerungen wecken.

Unterbach. Lächelnd sitzt Paul Schultzik auf einem Stuhl im „Zentrum Plus“ der Awo in Unterbach. Er hält ein Kaninchen auf dem Schoß und streichelt es sanft, während die Artgenossen des Langohrigen auf dem Tisch herumspringen.

Jeden zweiten Freitag kommt Schultzik um elf Uhr in die Einrichtung, um das spezielle Angebot für an Demenz erkrankte Menschen wahrzunehmen. „Auf gutem Weg“ heißt das Projekt, bei dem am vergangenen Freitag der Kaninchenverein „R 295“ aus Unterbach zu Gast war.

„Früher hatten wir viele Kaninchen“, erzählt Schultzik. Im Garten des Vaters wurden sie in Käfigen gehalten. „Ich habe sie immer im Gemüsegarten laufenlassen, und dann haben sie alles weggefressen“, sagt der 68-Jährige lachend.

Zum zweiten Mal besucht der Verein die Gruppe. Diesmal haben die Kaninchenzüchter acht Jungtiere mitgebracht. „Alle sind aus einem Wurf und acht Wochen alt“, sagt Alfred Niek, Kreisvorsitzender des Vereins.

Durch seine ehrenamtliche Arbeit bei der Awo kamen Niek und die Leiterin des Zentrums, Monika Beckmann-Wehnes, auf die Idee, die Tiere mit in die Gruppe zu bringen. „Durch den Kontakt werden Gefühle und Erinnerungen geweckt. Das regt den Geist und die Sinne an“, erklärt Beckmann-Wehnes.

Normalerweise wird in der Gruppe gesungen, über biografische Höhepunkte gesprochen, oder es werden Bewegungsübungen gemacht. Häufig schaut Dieter Schuster vorbei, der sich ebenfalls ehrenamtlich bei der Awo engagiert. Dieses Mal hat er selbst geschriebene Geschichten mitgebracht, die er vorliest, um danach ein paar Stücke auf dem Klavier zu spielen.

Nachdem sie den Geschichten zugehört hat, geht Gisela Zabel (85) wieder zu den Kaninchen. Sie ist in Begleitung ihrer Schwester Luzie Peuker (86). „Ich mag Tiere überhaupt sehr gerne“, sagt Zabel und füttert die Jungtiere mit einer Karotte. „Ich denke, dass es sehr gut ist, dass die Tiere hier sind“, sagt ihre Schwester. „Das ist was Lebendiges, wo man sich etwas reindenken kann.“

Am 26. September findet im „Zentrum Plus“ ab 17 Uhr die Veranstaltung „Ein leichterer Umgang mit Menschen mit Demenz“ statt, die sich an Angehörige richtet.

“ Informationen unter Telefon 0211/600 255 67.

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