Erkrath Bomber stürzt im Krieg ins Stinderbachtal

Erkrath. · Die Enkelin des US-Luftwaffen-Pilots, der am 26. April 1945 in Erkrath abstürzte, besuchte jetzt die Unglücksstelle. Hobby-Archäologen haben den Vorfall erst bekannt gemacht.

 An der Absturzstelle des Bombers im Stinderbachtal: (v.l.) Jürgen Stecher schildert Lauri Williams (Enkelin des ­Besatzungsmitglieds E. Anderson), ihrem Mann Clint Williams und Sven Polkläser den Hergang.

An der Absturzstelle des Bombers im Stinderbachtal: (v.l.) Jürgen Stecher schildert Lauri Williams (Enkelin des ­Besatzungsmitglieds E. Anderson), ihrem Mann Clint Williams und Sven Polkläser den Hergang.

Foto: "Köhlen, Stephan (teph)"/Köhlen, Stephan (teph)

Selbst am idyllischen Stinderbachtal, zwischen Mettmann und Erkrath gelegen, ist der Zweite Weltkrieg nicht vorbeigegangen. Was hier aber geschildert wird, war nahezu 72 Jahre nicht bekannt. Erst drei engagierte Hobby-Archäologen, die ehrenamtlich für das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege tätig sind, begannen im November 2017 eine Wiese nahe der Stindermühle systematisch umzugraben und abzusuchen.

Durch längst vergessene Zeitzeugenberichte neugierig geworden, hörten sie von dem Absturz eines amerikanischen Bombers, nahmen Kontakt auf mit verschiedenen Behörden im In- und Ausland und erfuhren, dass tatsächlich am 26. April 1945 exakt um 16.22 Uhr eine „Flying Fortress“, ein Bomber der US-Luftwaffe dort abgestürzt sei.

Nun galt es, Beweise zu suchen und zu sichern. In mühsamer Kleinarbeit wurden in circa 304Zentimeter Tiefe Einzelteile der Maschine gefunden und nach und nach stellte sich heraus, dass die abgestürzte Maschine nicht zur amerikanischen Luftwaffe, sondern zur British Royal Airforce gehörte und eine kanadische Halifax war. Kanada gehört zum British Commonwealth und war somit in das Kriegsgeschehen eingebunden. Es beginnt eine umfangreiche Recherche, bis hin nach Kanada, um so viel wie möglich aufzuklären, über die Besatzung zu berichten, die teils bei dem Absturz tödlich verunglückte, einige aber auch überlebten und in Gefangenschaft genommen wurden.

Archäologen machten bei Recherchen Enkelin ausfindig

Unter den Überlebenden war der 23-jährige Eiler Villy Andersen, der als Bordfunker und -schütze an Bord der Halifax seinen Dienst tat. Und nun kommt eine Frau ins Spiel – Lori Williams, die Enkelin von E.V. Andersen, die die Archäologen bei ihren Recherchen in Burlington Ontario ausfindig gemacht haben und die seit vielen Jahren am Schicksal ihres Großvaters interessiert war. Sie ist mit ihrem Mann Clint nach Deutschland geflogen und besuchte mit zwei der Ehrenamtler beim Landschaftsverband Rheinland die Stelle am Stinderbach, an der ihr Großvater abgestürzt, aber doch mit dem Laben davongekommen war. Lori erzählte, dass ihr Großvater 1921 in Odense geboren wurde als Kind dänischer Eltern, die wohl aufgrund der Weltwirtschaftskrise 1929 nach Kanada auswandert waren. Für Lori war es ein Schock, als sie von den deutschen archäologischen Untersuchungen hörte, die sich um die Details des Absturzes bemühten. Auch beim Anblick der grünen Wiese und dem Geplätscher des Bächleins kommen ihr ein paar Tränen.

Zu Hause hat sie alle möglichen Gegenstände ihres Großvaters verwahrt, die an seine Dienstzeit bei der Kanadischen Luftwaffe erinnern – Orden und Ehrenzeichen. Sie bewahrte alles, ohne die wahren Hintergründe zu kennen, denn Eiler Andersen hat nie von seinen Erlebnissen im Krieg erzählt. Doch nun stand Lori auf derselben Wiese wie einst ihr Großvater.

Auch der Kameraden, die nicht das Glück hatten, den Absturz zu überleben und nach Hause zurückkehren zu können, sollte gedacht werden. Die beiden Mitarbeiter des LVR, Jürgen Stecher und Sven Polkläser, fuhren mit dem Ehepaar Williams noch nach Kleve, wo im Reichswald ein Soldatenfriedhof die letzte Ruhestätte der verstorbenen Besatzungsmitglieder geworden ist.

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