Peter Quednau - Mordsmäßige Erinnerungen

Nach 50 Jahren und vielen Erlebnissen geht der ehemalige Amtsleiter der Verwaltung in den Ruhestand.

Erkrath. Zehn Minuten hat er in seiner ersten Nacht danach gewonnen. Als die Uhr nicht um 4.45 Uhr ans Aufstehen gemahnte, schlief Peter Quednau bis kurz vor Fünf. Das weckt Hoffnung auf weiteren Zeitgewinn in den kommenden Wochen und Monaten für jemanden, der bis einschließlich Mittwoch als einer der Ersten an seinem Schreibtisch in der Verwaltung Platz nahm. 50 Jahre lang, um genau zu sein. Am 17. Dezember ging er in den Ruhestand.

Solche Karrieren sind heutzutage kaum noch machbar. Auch unter Einberechnung weiter nach hinten verschobenen Renteneintrittalters werden fünf Jahrzehnte im Berufsleben die Ausnahme bleiben. "Ich sehe die kommende Zeit mit einem lachenden und einem weinenden Auge."

Fürs halbe Jahrhundert stieg Quednau mit 14 Jahren als Verwaltungslehrling bei der Gemeinde Erkrath ein, wie das damals noch hieß. "Fürs Gymnasium fehlte meinen Eltern das Geld. Also bin ich nach der Volksschule abgegangen." Trotzdem hat es der 65-Jährige, der den Ausstand am Tag seines Geburtstag feierte, bis in den höheren Dienst und zum städtischen Verwaltungsrat gebracht.

Und während Quednau am Esszimmertisch seines Hauses in Haan korrekt mit Sakko und Krawatte gekleidet sitzt und erzählt, ist bereits am zweiten Tag im Ruhestand eine deutliche Distanz zu den Zeiten als Leiter von Sozial-, Bauverwaltungs-, Rechnungsprüfungs-, Liegenschaftsamt sowie Stadtkasse herauszuhören. "Früher war es kollegialer. Heute ist sich jeder selbst der nächste", sagt Quednau und beschwört trotzdem nicht den Geist des "Früher war alles besser" herauf.

Obwohl seine ganz persönliche Wahl des bestens Verwaltungschefs in den vergangenen 50Jahren diesen Schluss zulässt. "Das ist für mich Albert Peters. Der hat aus Erkrath was gemacht", sagt Quednau über den Stadtdirektor, der in den 50er-Jahren das Ruder für 20 Jahre übernahm. In dieser Zeit "wurde auch in der Politik nicht so ein Zirkus gemacht wie heute. Entscheidungen wurden in der Rathaus-Gaststätte ausgehandelt." Mit seinem letzten Chef, dem amtierenden Bürgermeister Arno Werner, "habe ich wenig zu tun gehabt".

Die Revue der 50 Jahre verläuft zunächst wenig spektakulär. "Die größte Änderung in dieser Zeit war die Einführung der EDV und neuer technischer Geräte wie Kopierern", so Quednau. Deutlich tiefere Spuren hat eine Erinnerung hinterlassen, die aus Mord und dem Verdacht der Verleumdung besteht.

Quednau erzählt: "Als ich Leiter des Sozialamtes war, bestellte ich mir eines Abends ein Taxi, um mich vom Kegeln in Unterfeldhaus nach Hilden fahren zu lassen, wo ich damals wohnte." Als er im Taxi saß, kam es zum Moment des Wiedererkennens zwischen ihm und der Fahrerin. "Sie war Sozialhilfeempfängerin. Die Sozialhilfe habe ich am nächsten Tag gestrichen. Dazu war ich doch verpflichtet."

Dass er wenig später von der Kripo als Verdächtiger in einem Mordfall an einer Frau gehandelt wurde, weil sein BMW laut Aussage einer anonymen Anruferin am Tatort eines Mordes in der Kleinstadt Unkel am Rhein gesehen worden war, ist für den zu Unrecht Beschuldigten bis heute kein Zufall: "Ich glaube, dass sich die Taxifahrerin an mir rächen wollte."

Quednau stockt, blickt nachdenklich drein - und korrigiert eine Aussage: "Ich gehe mit zwei lachenden Augen in den Ruhestand."

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