Neanderbad: Pokern um den Schwimmsport in Erkrath

Im Streit um die Nutzungsentgelte fürs Neanderbad versuchen alle Seiten, das Gesicht zu wahren.

Erkrath. Es scheint als ginge es für sie ums nackte Überleben — so absolut ist die Wortwahl zwischen den Erkrather Schwimmsportvereinen und der Geschäftsführung des Neanderbades in der vergangenen Woche geworden. Bereits Anfang dieses Jahres hatte Neanderbad-Chef Gregor Jeken den Schwimmvereinen (SSC Hochdahl, DLRG und TuS Erkrath) die Kündigung der seit 2006 laufenden Entgeltverträge zum 31. März 2014 geschickt.

Seitdem wurde verhandelt. Zuletzt schienen die Parteien in einer Sackgasse gelandet zu sein, sogar eine öffentliche Sitzung des Stadtwerkeaufsichtsrates wurde nötig. Jeken sagt nach wie vor: „Ich bin zuversichtlich, dass es eine Einigung gibt.“ Die Vereine bleiben dabei: „Bei diesen Konditionen ist der Schwimmsport in Erkrath tot.“

Dabei ist Jekens Position ziemlich einleuchtend: In den vergangenen drei Jahren sind die Kosten für eine Bahnschwimmstunde von rund 28 auf knapp 35 Euro gestiegen. Und derzeit bezahlten die Vereine „gerade zwei Euro“ pro Bahnschwimmstunde, gab er auf Nachfrage der WZ Auskunft.

Wobei, an dieser Stelle wird es unübersichtlich: „Jeder Verein hat seinerzeit eigene Konditionen ausgehandelt“, erklärt Jeken, der seinerseits die Situation bei Jobantritt „geerbt“ hat. Alles in allem zahlen die Vereine 10 000 Euro an das Neanderbad: 2700 die DLRG, 4400 der SSC Hochdahl, die restlichen 2900 der TuS. Dazu legt die Stadt noch 15 000 Euro pro Jahr drauf. Die werden allerdings von den freiwilligen Leistungen, die alle Vereine bekommen, abgezogen.

„25 000 Euro pro Jahr sind auf keinen Fall wirtschaftlich“, sagt Jeken. Er habe die Aufgabe und die Pflicht, für einen wirtschaftlichen Betrieb des Neanderbades zu sorgen. 20 Euro pro Bahnschwimmstunde müssten sein.

Die neue Entgeltvorstellung des Stadtwerkechefs lässt die Vereinsvorsitzenden Blut und Wasser schwitzen. Sie verweisen darauf, dass sie dann bei 3700 Stunden rund 50 000 Euro mehr aufbringen müssten. „Das geht einfach nicht“, sagt etwa Wolfgang Stolte vom SSC Hochdahl. Und: Kein anderer Verein in Erkrath zahle für die Nutzung der städtischen Sportstätten. Das stimmt zwar, aber Fußballplätze sind deutlich preiswerter zu unterhalten. Und werden nicht von regulären Besuchern teuer bezahlt.

Zwischen diesen Positionen steht die Politik. Vertreter aller Parteien hatten im Aufsichtsrat ihre Haltung klar zum Ausdruck gebracht: 15, vielleicht 20 Prozent Erhöhung seien akzeptabel, „und wir müssen uns darüber klar sein, ob wir uns einen derartig bezuschussten Schwimmsport leisten wollen“.

Diese Diskussion will Gregor Jeken: Erkrath soll wissen, was der Schwimmsport die Stadtwerke in dieser Weise kostet. Und er möchte den ausdrücklichen Auftrag der Politik, seine Pflichten als Geschäftsführer zu vernachlässigen, indem er derartige Verträge bestehen lässt. Die sind als Sonderverträge nämlich eigentlich ausschließlich seine Sache. Es sei denn, „wir ändern die Geschäftsordnung“, wie Wolfgang Jöbges (CDU) Jeken beschieden hat. Eine Drohung, die nicht sticht, denn damit wäre Jeken den schwarzen Peter los.

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