Erkrath Der Tod ist immer ein Thema

Erkrath. · Pfarrer Ludwin Seiwert sagt, Sterben ist das Allerwichtigste im Leben.

Wenn im traurigen Monat November die Tage trüber werden und der Wind die Blätter von den Bäumen reißt, dann neigen die Gedanken tieferen Fragen zu. Für den beliebten Hochdahler Bibelkursus in der Kirche Heilig Geist hatte Pfarrer Ludwin Seiwert zuletzt einen entsprechenden Denkanstoß formuliert: „Gibt es Hoffnung über den Tod hinaus?“

Der Tod gilt als der große Gleichmacher; als gestaltende Gerechtigkeit. Doch von welcher Gestalt ist Gevatter Tod? Seiwert bremste zunächst allzu erkenntnishungrige Erwartungen: „Wenn Sie wissen wollen, was nach dem Tod ist, können Sie gleich nach Hause gehen. Ich kann es Ihnen nicht sagen. Ich kann Ihnen nur sagen, was ich denke. Was richtig ist, weiß niemand.“

Pastor rät, die Verstorbenen an den Gräbern zu besuchen

Nichtwissen rechtfertige aber keine Gleichgültigkeit und so fand Seiwert zustimmende Worte zur allgemeinen Würdigung der Toten in der christlichen Kultur: „Es ist sinnvoll, die Verstorbenen in Erinnerung zu behalten, für sie zu beten und die Gräber zu besuchen.“ Für Christen ist selbstredend Jesus die herausragende Leitfigur und dessen Wort schwer gewichtet. Doch das Anliegen von Jesus war die Kunde vom Reich Gottes. Zu vielem anderen habe sich der Messias nur auf Nachfrage geäußert, schilderte Seiwert: „Das Thema Tod war für Jesus nur ein Randthema.“ In Markus, Kapitel 12, Vers 18-25, sagt Jesus jedoch im Disput mit den jenseitsleugnenden Sadduzäern: „Wenn nämlich die Menschen von den Toten auferstehen, heiraten sie nicht, noch lassen sie sich heiraten, sondern sie sind wie Engel im Himmel.“ Seiwert deutete die Aussage so, dass die Menschen nach dem Tod ganz anders sind als zuvor. Die Vorstellung vieler Menschen, nach dem Sterben die Vorverstorbenen wieder zu treffen, zweifelte Seiwert an.Zur Annährung seiner Überlegungen an unsere Erfahrungswelt schilderte Seiwert sein Erleben dreier für ihn eindrücklicher Tode – seines Vaters, seiner Mutter und seines Bruders im vergangenen Jahr. Als Lehre aus dem frühen Tod des Vaters zog Seiwert, sich zeitig genug Gedanken über das Ableben zu machen und die Beschäftigung damit nicht auf die lange Bank zu schieben. Die schleppende Krankheit der Mutter lehrte ihn, dass etwas Sinngebendes in all dem menschlichen Bemühen stecken müsse. Und der Verlust des jüngeren Bruders, der sich ganz im Unterschied zum älteren Ludwin vom Gottesglauben abgewandt hatte, zeigte ihm die Bedeutung, die ein versöhnliches Überein gegenüber einem kontrovers geprägten Abschied hat.

„Ich glaube, dass es im Tod ganz anders wird, als ich es mir jetzt vorstelle“, zweifelte Seiwert erneut an der Erkenntnisfähigkeit und kam doch zu einem überzeugenden Schluss: „Ich bin mir sicher, dass Sterben das Allerwichtigeste im Leben ist, das es überhaupt gibt.“ Der Wahrhaftigkeit rückt man dann einen entscheidenden Sprung näher; so stellt sich die Chance dar. Die Zuhörer gingen der Hoffnung immerhin einen kleinen Schritt entgegen.

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