Mutprobe: Ein Tag in der Mäusegruppe

Am Boys’ Day testen Oliver und Ahmet ihr Talent zur Kinderbetreuung.

Erkrath. Etwas Häme gab es durchaus für Oliver Bogatko und Ahmet Sahin. „Die armen Kinder“, lästerte ihr Lehrer, als er erfuhr, dass die Beiden beim Boys’ Day in die Kita gehen. „Kinder betreuen — das schafft ihr doch sowieso nicht“, sagten die Klassenkameraden

Die beiden Neuntklässler des Gymnasiums Gerresheim schnupperten gestern beim Jungen-Zukunftstag in das Familienzentrum Kempener Straße der Arbeiterwohlfahrt (Awo).

Eine Vorstellungsrunde und das Frühstück haben sie schon geschafft, haben mit der Tiger- und der Mäusegruppe Bauklötze gestapelt. Strahlend kommt Joyce mit einem Bild an: eine grüne Sonne mit Gesicht über einem Hochhaus, daneben ein grünes Auto hat die Dreijährige gemalt.

„Das ist viel leichter, als ich dachte. Wir brauchen ja nur rum zu sitzen“, sagt Ahmet. Oliver hat dagegen schon einen Streit um Kissen geschlichtet: „Ich lasse die erst ’mal alleine versuchen. Wir haben dann einen Kompromiss gefunden.“ Es gibt genug Kissen für alle.

Erfahrung haben beide mit kleinen Kindern. Oliver passt öfter auf seine Cousine auf, Ahmet hat eine kleine Schwester und hilft in der Familie manchmal beim Kinderhüten.

Ihre Stelle für den Boys’ Day haben sich die Beiden aus dem Internet herausgesucht. Beate Humpf vom Berufskolleg Neandertal hat das Angebot ins Netz gestellt: „Wir haben das Kooperationsmodell ‘Mehr Männer in Kitas’. Da passt der Boys’ Day sehr gut dazu.“

Die Resonanz sei gut. Bis einen Tag vor Beginn gingen Nachfragen von Schülern ein. „Erzieher werden in Zukunft sehr gefragt sein“, sagt Margitta Lehmann vom Familienzentrum. Neue Betreuer würden für die Unterdreijährigen gebraucht. Die Awo sichere den Teilnehmern des Boys’ Day Plätze für Praktika und im Berufsanerkennungsjahr zu.

Ein Berufswunsch im sozialen Bereich zeichnet sich bei den beiden Schnupperpraktikanten in der Erkrather Einrichtung schon ab. Oliver möchte vielleicht Lehrer werden, Ahmet hat bereits seinen persönlichen Schwerpunkt auf Pädagogik gesetzt.

„Es braucht viel Mut, um in diese Frauenwelt einzutauchen“, sagt Beate Humpf. Oliver und Ahmet verbringen sonst ihre Zeit genauso gern auf dem Sportplatz oder „chillen rum“ wie ihre Klassenkameraden. Was die am Boys’ Day machen? „Die haben den vergessen“, sagt Oliver.

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