Mit ein wenig Übung klappt der Weg zum Kindergarten

Beim Projekt „Kindergartenhaltestelle“ lernen Jungen und Mädchen, den Weg zu ihrer Kindertagesstätte ganz alleine zu bewältigen. Dabei zeigt sich schnell: Auch die Eltern machen im Straßenverkehr nicht immer alles richtig.

Mit ein wenig Übung klappt der Weg zum Kindergarten
Foto: Dietrich Janicki

Erkrath. Tobias steht am Fußgängerüberweg der Feldheider Straße auf dem Weg zur Kita. Vorsichtig späht er rechts an dem Busch vorbei, der ihm ein wenig die Sicht versperrt. Dann blickt er nach links. Einmal noch ein Blick über die Schulter und dann weiß er: Die Straße ist frei, er kann sie nun überqueren.

Im Rahmen des Projekts „Kindergartenhaltestelle“ legt er, ebenso wie viele andere Kinder, die Strecke von der Feldheider Straße bis zur Kita zu Fuß zurück. Die Aktion läuft ab sofort bis zu den Sommerferien und soll Verkehrssicherheit und Bewegung bei Kindergartenkindern fördern. Es handelt sich um eine Kooperation zwischen der Polizei und der Awo-Kita in Kempen. Seit 2009 macht sich Gertrudis Kuhn, Leiterin der Kita, bereits für das Projekt stark. Unterstützung bekommt sie von Polizist und Verkehrssicherheitsberater Gero Giegeling.

Während sie an dem eigens für das Projekt aufgebauten Haltestellenschild an der Feldheider Straße auf die Kinder aufpasst, geht er den kurzen Weg mit den Kindern und Eltern bis zur Kita. Dabei achtet er genau darauf, dass sie an jeder Ausfahrt stehen bleiben und aufmerksam schauen. „Das ist wichtig, denn Kinder haben ein eingeschränktes Sichtfeld“, sagt er. Schließlich sollen sie selbst entscheiden, wann sie gehen können.

Verkehrserziehung ist ein Stück weit auch für die Eltern, denn diese müssen sie an ihren Nachwuchs weitergeben. Er warnt davor, dass die Eltern den Kindern die Entscheidung, die Straße zu überqueren abnehmen, denn irgendwann werden die Kinder alleine zu Schule gehen. Für Tobias ist es schon fast so weit: Der Fünfjährige wird in diesem Jahr noch eingeschult. Bis dahin kann er den Schulweg mit Sicherheit alleine meistern. Seine Mutter lobt das Projekt, sie hat auch in den vergangenen Jahren bereits mit Tobias daran teilgenommen.

Manchmal sehen die Kinder, dass die Straße frei ist, zögern aber dennoch minutenlang. Das ist aber in Ordnung, schließlich steht nicht jeden Morgen ein Polizist an der Kita und passt auf. Oft muss Giegeling an diesem Morgen seine Stimme auch gegen die Eltern erheben: „Was ist Ihnen jetzt aufgefallen?“, fragt er eine Mutter, die ihre Tochter abgeliefert hat. „Dass wir nicht geguckt haben“, gibt sie beschämt zu. Sie sei schon in Gedanken bei der Arbeit gewesen. Das sei oft das Problem, meint Giegeling. Aus Zeitgründen würden die Eltern den Kindern zu wenig richtiges Verhalten im Straßenverkehr vermitteln. Da wissen die Kinder manchmal auch besser, wo sie gehen müssen. „Auf der Kinderseite“, also zwischen Mama oder Papa und der Häuserreihe und auf keinen Fall an der Straßenseite.

Die Aktion soll außer der Verkehrssicherheit die Bewegung der Kinder fördern. Den Weg zur Kita morgens zu Fuß zurückzulegen, „ist wichtig für die Wahrnehmung der Kinder“, sagt Giegeling. Tobias ist mittlerweile an der Kindertagesstätte angekommen. „Tschüss, Herr Giegeling“, ruft er noch und winkt. Der Polizist winkt zurück. Er macht seine abwechslungsreiche Tätigkeit gerne.

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