Manfred Nietsch: Ein gewaltfreier Krimiroman

Manfred Nietsch ließ sich von Haus Morp inspirieren.

Krimiautor Manfred Nietsch im Innenhof von Haus Morp. Foto: jd

Krimiautor Manfred Nietsch im Innenhof von Haus Morp. Foto: jd

Erkrath. Natürlich ist das hier nicht die Seine und auch nicht der Wald von Louveciennes, aber das Verbrechen floriert auch im Niederbergischen. So deckt es der Gerresheimer Manfred Nietsch in seinem ersten Krimiroman „Kunstfreunde“ auf.

Warum sein Handlungsbogen zwischen der französischen Hauptstadt und der Düsseldorfer Kreativwirtschaft gespannt ist, habe einfache Gründe, gesteht Nietsch: „Aus Faulheit. Und weil ich auf Nummer sicher gehen wollte, musste ich über etwas schreiben, womit ich mich ein bisschen auskenne.“

Geschult von seiner französischen Ehefrau Michelle darf er sich zu Recht einen Paris-Kundigen nennen. Die Kunstszene ist ihm durch seine Arbeit als Kunstlehrer am Leibniz-Gymnasium und als freischaffender Künstler vertraut. Ein drittes Tor öffnete der studierte Germanist nun mit dem Romanschreiben: „Ich lese gerne Krimis und hatte mich über immer mehr Gewalt, abgehackte Gliedmaßen und gehäutete Körper in skandinavischen Depri-Krimis geärgert.“

So startete er den Versuch, eine erzählenswerte Geschichte ohne derbe Effekthascherei zu konstruieren. Die Spannung sollte nur durch die üblichen kleinen Gemeinheiten und Bosheiten des Lebens aufrecht erhalten werden. So kommt in dem 284-seitigen Werk kein einziger Schuss, Mord oder gar eine Leiche vor.

Die Inspiration zu dieser relativen Harmonie entstammt Nietschs Wanderungen über Erkrather Erde. Gewöhnlich läuft er dabei vom Rittergut Morp entlang der alten Allee durch den hallenden Bahntunnel entlang des Rotthäuser Bachtals nach Papendelle: „Es ist schon eine sehr romantische, malerische und schöne Ecke hier.“

Zurück daheim entwickelte Nietsch in einem Wirrwarr von Notizzetteln auf dem Fußboden des Ateliers ein Soziogramm seines Romanvolks. „Wenn ich das Gerüst habe, kann ich mich an den Computer setzen und es geht relativ einfach. Ich bin keiner, der den Text aus einem Guss hinwerfen kann, sondern gehe immer wieder drüber, bis alles stimmt.“

Nietsch erschuf seinen Protagonisten Charly als relativ erfolglosen Maler und schickte ihn mit sublimer Feder in die Pariser Chinatown, wo sich seine Sterne mit denen der zauberhaften Juliette kreuzen: „Es ist auch eine deutsch-französische Liebesgeschichte.“

Untermalt sind die 43 Kapitel mit Nietschs eigenen Illustrationen. Ein halbes Jahr dauerte es von der Idee an, bis Nietsch den frischen Druck stolz in den Händen halten konnte: „Die Reaktionen waren positiv. Das hat mir Mut gemacht, ein zweites Buch anzugehen.“ Der Nachfolger ist nun in der Mache; er spielt auch in die Kunstwelt — es soll um das Oeuvre eines jüdischen Künstlers gehen.

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