Kunst aus Säure und Lauge
Hans Faißt lässt Fotografie und Malerei verschmelzen. Den 65-Jährigen inspirieren Objekte aus der Umgebung.
Erkrath. Es ist echte Millimeterarbeit. Hans Faißt hockt in gebeugter Haltung vor einem Leuchttisch. Seine Augen blicken durch eine Lupe auf ein winziges Dia. Mit einem feinen, spitzen Pinsel malt der 65-Jährige präzise auf die kleine Fläche. Während sich andere Künstler schwungvoll auf einer großen Leinwand austoben, verübt der Künstler Faißt Kleinstarbeit. Das Mitglied der Künstlergruppe „Neanderartgroup“ lässt Fotografie und Malerei miteinander verschmelzen.
In seinen Werken verbindet der Fotografiker die Realität mit einem künstlerischen Farbenspiel. Seine Instrumente sind eher unkonventionell. Statt zu Aquarellfarben greift Faißt zu Säuren und Laugen. „Mit den Säuren kann man Farben schwächen oder intensivieren“, erklärt er. In seinen Fotografiken kann der Künstler so außergewöhnliche Kontraste und Farbenspiele erzeugen. Vorlagen sind Objekte aus der Umgebung — die Wuppertaler Schwebebahn oder die Müngstener Brücke.
„Ich arbeite immer noch auf die althergebrachte Art“, sagt er und schmunzelt. Statt mit einer modernen Digitalkamera, fotografiert Faißt mit seiner alten, analogen Filmkamera. Wenn er die Bilder dann selbst entwickelt, kann er feststellen, ob sie sich für ein echtes Kunstwerk eignen. „Natürlich gibt es viel Ausschuss. Trotzdem hänge ich sehr an den alten Arbeitsprozessen“, sagt er.
Immer weniger Künstler arbeiten nach seiner Methode. Stattdessen wenden sie sich stärker der Computertechnik zu. „Die Qualität moderner Techniken ist leider nicht immer sehr gut“, bemängelt er.
Einen starken Hang zur Kunst besaß Faißt schon immer. Sein künstlerisches Talent hat sich 1960 auf einer Glasfachschule in der Kleinstadt Hadamar in Hessen entfaltet. Dort erlernte der Künstler die Glasgravur. „Mein Vater wollte nie, dass ich eine physisch schwere Arbeit mache“, erzählt der 65-Jährige. Deshalb unterstützte er seinen Sohn auf seinem Weg zur Kunst.