Kommunikation in Erkrath BUND-Experte sieht Mobilfunkausbau in Millrath kritisch

ERKRATH · Vor 30 Gästen im Lokschuppen ging es um zu hohe Grenzwerte für Strahlen und die Möglichkeiten einer Kommune.

 Zurzeit treiben die Mobilfunkanbieter den Ausbau des 5G-Netzes voran. Eine Sendeantenne soll in Erkrath-Millrath errichtet werden.  

Zurzeit treiben die Mobilfunkanbieter den Ausbau des 5G-Netzes voran. Eine Sendeantenne soll in Erkrath-Millrath errichtet werden.  

Foto: dpa/Soeren Stache

Nachdem die Bürgerinitiative „Verantwortungsvoller Umgang mit Mobilfunk“ im Stadtrat erreicht hat, dass der von der Telekom geplante Funkmast am Höhenweg in Millrath nicht ohne vorheriges Gutachten gebaut werden darf, hat sie nun gemeinsam mit dem Bürgerverein Hochdahl einen Info-Abend zu diesem Thema durchgeführt. Der Architekt Jörn Gutbier reiste aus Herrendorf bei Stuttgart an, um im Lokschuppen vor mehr als 30 interessierten Bürgern über Grundlagen, wissenschaftliche Erkenntnisse und Lösungen zu referieren.

Vortrag wurde in fünf
Thesen zusammengefasst

Gutbier ist Vorstandsvorsitzender des Vereins „Diagnose Funk“ und Sprecher der Arbeitsgruppe „Elektromagnetische Felder“ (EMF) im Arbeitskreis Immissionsschutz der Umweltschutzorganisation BUND.

Der Inhalt des einstündigen Vortrags wurde am Anfang in fünf Thesen zusammengefasst. Demnach sei die Forschungslage eindeutig: Die Mobilfunk-Strahlung sei schädlich für Mensch und Umwelt, da die geltenden gesetzlichen Grenzwerte zu hoch angesetzt seien. Erforderlich sei eine bessere Aufklärung der Bevölkerung und mehr Vorsorge durch die Politik, wobei die Kommunen viele Handlungsmöglichkeiten hätten.

Schließlich gebe es technische Alternativen wie Glasfaserkabel oder selbstabschaltende Router, um die Strahlenbelastung zu reduzieren. Dem politischen Ziel der Digitalisierung hält „Diagnose Funk“ das „Recht auf ein analoges Leben“ entgegen. Vor allem der Digitalpakt und das von der NRW-Schulministerin ausgerufene Ziel „WLAN für alle Schulen“ seien ein fataler Irrweg.

Elektromagnetische Wellen können laut Gutbier sehr unterschiedliche Eigenschaften haben. Sehr niedrige Frequenzen von einem Hertz bis in den Kilohertz-Bereich kommen in der Natur vor oder entstehen durch einfachen Wechselstrom aus der Steckdose. Es folgen die Radiowellen, die seit etwa 150 Jahren für Funk und Fernsehen benutzt werden. Im Terahertz-Bereich (Tera = eine Billion) liegt die Infrarot- oder Wärmestrahlung, auf die das sichtbare Licht und dann die UV-Strahlung folgen.

UV-Strahlung kann
lebende Zellen töten

Hochfrequente UV-Strahlung sowie die noch höher frequente Röntgen- und Gamma-Strahlung sind „ionisierend“, sie haben also so viel Energie, dass Atome verändert und lebende Zellen zerstört werden. Mobilfunk-Wellen liegen zwischen 390 Megahertz und 5,6 Gigahertz, unterhalb der Wärmestrahlung. „Die Grenzwerte berücksichtigen nur, ob wir warm werden“, sagt Jörn Gutbier. Die Forschung habe aber gezeigt, dass Mobilfunk-Strahlung je nach Frequenz und Stärke Einfluss auf menschliche Zellen haben kann. So seien krebserzeugende Wirkungen nachgewiesen, Störungen des zentralen Nervensystems und Einfluss auf die Fruchtbarkeit. „Drei Viertel der Studien sagen: Wir haben ein Problem“, führte Jörn Gutbier aus. Ein Fehler sei, dass die Staaten ihre Grenzwerte nach den Empfehlungen der internationalen Strahlenschutz-Kommission ICNIRP festgelegt hätten.

Dort habe die Industrie einen großen Einfluss. Organisationen wie der BUND oder Europaem fordern viel strengere Grenzwerte. Die Kommunen ermutigt „Diagnose Funk“, Einfluss auf den Bau von Sendemasten zu nehmen. „Sie in Erkrath haben ja den Beschluss für ein Gutachten gefasst. Das ist der erste Schritt“, erklärte Jörn Gutbier.

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