„Köbes ist ein ehrliches Raubein“

Jens Prüss liest am 10. Oktober in Hopmanns Olive aus seinem neuen Buch.

Jens Prüss, Sie haben ein Buch über den „Köbes“ geschrieben. Sie sprechen bei Ihrem Protagonisten auch vom „Jesöffschlepper“, also vom Kellner im Brauhaus. Verraten Sie uns doch, wie man auf so eine Idee kommt?

Jens Prüss: Ein Frankfurter hatte diese Idee, der neue Geschäftsführer des Droste Verlags. Der war noch fremd in der Stadt und ich zeigte ihm „mein“ Düsseldorf. Da gehörte ein Besuch im Uerige dazu, was Herr Kron „sehr charmant“ fand. Nach dem vierten Alt fragte er dann, wieso der Kellner hier Köbes heiße. Ich hatte keine Ahnung, obwohl doch die Brauhäuser über Jahre mein zweites Wohnzimmer waren. So kam es zu dem Buch.

Und was ist Ihr „Zeremonienmeister der rheinischen Braukultur“ so für ein Typ?

Prüss: Ein ehrliches Raubein mit Mutterwitz. Der Köbes war ja im 19. Jahrhundert ein Braugehilfe, der gelegentlich in der Stube aushalf. Ein eher mundfaules Exemplar. Nach und nach hat er sich dann zum Entertainer entwickelt. Als Sprücheklopfer kann er grandios sein.

Leinenschürze, rauer Umgangston: Gibt es das heute überhaupt noch in den einschlägigen Kölner oder Düsseldorfer Etablissements?

Prüss: Der Ton ist nicht mehr so derb. Aber die Arbeitskleidung ist noch immer so wie vor 100 Jahren. Nur dass es den kellnernden Brauburschen halt nicht mehr gibt. Überhaupt nur noch im Uerige darf er die Fässer durchs Publikum rollen. Und im Kölner Päffken zapft der Köbes noch manchmal aus seinem eigenen Fass.

Und das Strickwams, von dem Sie in Ihrem Buch erzählen?

Prüss: Das Wams mit der doppelten Knopfleiste ist heute eher Folklore. So wie es kaum noch Wirtschaften mit Braupfanne gibt. Die großen Häuser wie Früh oder Sion produzieren außer Haus. So ist der Köbes heute zumeist eine witzige Service-Maus. Wer Sehnsucht nach einen echten Brauereiausschank hat, wo noch alles unter einem Dach ist, der wird übrigens vor allem in Düsseldorfs Altstadt fündig.

Man bestellt einfach sein Bier und bezahlt. Oder gibt es Benimm-Regeln, mit denen man den Köbes bei guter Laune halten sollte?

Prüss: Klar. In Köln ganz streng. Bierdeckel vor sich hinlegen. Sonst wartest du bis zum Februar. Und bloß nicht den Service einfordern, Bier wird gewährt. Und wenn satt, dann den Bierdeckel aufs Glas, sonst geht die Sause weiter. Lieber keine Extrawünsche: „Mer sin he en der Weetschaff, de Kunditterei es de Ecke röm.“ Ansonsten einfach locker sein, dann klappt’s. Bei Panik denken: Die wollen nur spielen.

Im „Uerige“ wurden Sie bei einer Ihrer Lesungen kürzlich damit „geadelt“, sich mit bis an Selbstaufgabe und einen Leberschaden grenzender Leidenschaft Ihren Recherchen gewidmet zu haben. Wollen Sie uns etwas aus der Entstehungsgeschichte Ihres Werkes erzählen?

Prüss: Das hat der Kabarettist Frank Küster bei der Anmoderation meines Buches gesagt. Mit Frank habe ich in früheren Jahren so manche Kanne in Düsseldorfs Brauhäusern geleert und bei all dem Lärm über den Sinn des Lebens diskutiert. Es hat uns Spaß gemacht, mit den Köbessen zu maulfechten. Das war eine harte Satire-Schule.

Und wie darf man sich Ihre Begegnungen mit dem Köbes genau vorstellen?

Prüss: Da hatte einer von uns beispielsweise nervös am Bierdeckel geknibbelt und der Köbes fuhr dich an: „Du bist hier nicht in der Spielschule, du Spasti!“ Und wenn du gut drauf warst, fiel dir was Passendes ein wie: „Du kennst meine anderen Krankheiten noch nicht.“ Das gemeinsame Gelächter danach war, als ginge eine Fee durch den Raum.

Alt, Pils oder Wein: Womit lässt sich Ihre Lesung in der „Olive“ am besten genießen?

Prüss: Ingo Hopmann hat einen guten Weinkeller. Wahrscheinlich trinke ich während der Veranstaltung aber schlückchenweise ein Bier. Ein Fässchen Füchschen soll’s geben, habe ich gehört. Das Menü wird ja rheinisch sein, wenn auch ambitioniert. Ich bin neugierig, Hopmann ist ein exzellenter Koch. Im Preis sind die Getränke ja eingeschlossen. Und die „Olive“ ist für gute Weine bekannt. Wer am Ende etwas beduselt ist, bekommt von mir ein Buch handsigniert, zur Erinnerung.

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