Jonges laden die Stadt zum Brückenfest

Wenn das Haus Brück seine Pforten für Besucher öffnet, dann aber richtig. Am Wochenende feiern die Ercroder Jonges dort ihr Brückenfest.

Jonges laden die Stadt zum Brückenfest
Foto: Stephan Köhlen

Erkrath. Neu-Jong Rolf Deuerlein hat noch ganz schön viel zu tun, bevor das Fest am Samstag eröffnet wird. Besondere Sorge bereitet ihm derzeit der Wassergraben rund um das Mitte des 13. Jahrhunderts entstandene Rittergut, dessen Pegel durch die andauernde Hitze sinkt und sinkt. Damit die darin heimischen Fische auch weiterhin munter in ihrem Element bleiben, hat er den seit inzwischen 25 Jahren nicht mehr genutzten Brunnen des Anwesens anzapfen müssen. Jetzt sprudelt das Wasser in den darbenden Graben und perfektioniert die historische Kulisse, pünktlich zum Sommerfest des Heimatpflegevereins „Ercroder Jonges“.

An zwei Tagen soll es wieder groß gefeiert werden, am Samstag ab 13 Uhr und am Sonntag ab 11 Uhr mit einem Frühschoppen. Eingeladen ist wie immer die ganze Stadt — es könnte also eng werden auf dem Platz vor und auf der Wiese an dem stadtgeschichtlich bedeutsamen Haus. Zur Premiere im Sommer 2017, als der nach Düsseldorfer Vorbild aufgebaute Erkrather Jonges-Verein 35 Jahre alt wurde, kamen immerhin rund 500 Besucher und ließen es sich bei Live-Musik, Essen und Getränken und jede Menge Gratis-Programm für Kinder gut gehen, erzählen die Jonges. Weil es in Erkrath kein richtiges großes Stadtfest gebe, feiern sie eben als Ersatz ihr Brückenfest, das wieder ein Volksfest werden soll — offen für jedermann und mit Speisen und Getränken zu familienfreundlichen Preisen, wie Schriftführer Boris Nikolic betont. Die Getränke sind natürlich schon lange vorbestellt, damit kühle Tropfen nicht knapp werden an dem aller Voraussicht nach wieder heißen Fest-Wochenende.

Handwerker Jörg Albert, Vorsitzender der Jonges, verbindet mit Haus Brück aber ohnehin eine — zumindest aus aktueller Sicht — erfrischende Erinnerung: Bei minus 17 Grad habe er dort vor langer Zeit einmal das Dach decken müssen, während die damaligen Bewohner, Künstler und Kunststudenten, auf dem zugefrorenen Graben Schlittschuh liefen. Wahrscheinlich wärmten sie sich damit aber bloß auf, denn das alte Gemäuer hat erst seit sieben Jahren eine Heizung. Gesorgt hat dafür Rolf Deuerlein, der es 2008 kaufte und zum Wohnsitz seiner sechs Kinder machte. Wenn er einmal im Ruhstand sei, wolle er sich ganz der Sanierung und Pflege von Haus und Hof widmen, berichtet er mit Vorfreude.

Immer wieder sei er verblüfft, dass es Leute gebe, die schon seit Jahrzehnten in Erkrath leben, das historische Gebäude unterhalb der A 3-Autobahnbrücke aber gar nicht kennen. Das liegt auch daran, dass das Gelände mit der Adresse Haus Brück etwas abgelegen und privat ist. Einmal im Jahr, zum Jonges-Fest, dürfen Neugierige es erkunden.

Damit das so bleibt, haben die Jonges Gutsherr Rolf Deuerlein auch gleich eine Beitrittserklärung zur Unterschrift vorgelegt — er quittierte ohne Gegenwehr, denn die Jonges haben sich für seine Gastfreundschaft schon revanchiert: Erstens haben sie den Hof feierfreundlich mit Schotter versehen und geebnet, und zweitens wollen sie — eine ihrer vornehmsten Aufgaben — die historisch nicht mehr ganz korrekte Hinweistafel am Hauseingang erneuern, weil das Gebäude doch älter ist, als gedacht.

Geschichtsträchtige Gebäude zu bewahren, sei es auch nur in der Erinnerung, war das Ziel von 34 Erkrathern, die sich vor 36 Jahren als „Erkrather Jonges“ zusammenfanden. Später benannten sie den Verein gemäß der alten Schreibweise in „Ercroder Jonges“ um — und zählen heute rund 140 Mitglieder.

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