Gutachten: Feuerwehr ist zu langsam

Personalprobleme führen dazu, dass die Vorgabe, in acht Minuten am Einsatzort zu sein, meist nicht eingehalten werden kann.

Erkrath. Es ist ernüchternd, was Jochen Siepe von der Wuppertaler Unternehmensberatung Rinke den Mitgliedern des Haupt- und Finanzausschusses am Donnerstagabend präsentiert hat: Die Erkrather Feuerwehr leidet unter Personalproblemen, die Standorte haben zum Teil gravierende Mängel, und die freiwilligen Einsatzkräfte wohnen derart übers Stadtgebiet verteilt, dass an ein rechtzeitiges Eintreffen am Einsatzort kaum zu denken ist.

Siepe: „Von den 21 kritischen Wohnungsbränden, die wir 2009 und 2010 unter die Lupe genommen haben, konnte die Eintreffzeit von acht Minuten als Zielerreichungsgrad lediglich neunmal eingehalten werden. Das sind gerade mal 43 Prozent — eindeutig mangelhaft.“ 100 Prozent seien utopisch, „aber für Kommunen wie Erkrath liegt das Ziel bei 90 Prozent“.

Acht Minuten nach der Alarmierung sollten die Einsatzkräfte mindestens mit zehn Mann vor Ort sein, um effektiv arbeiten zu können. Weitere fünf Minuten später sollten sechs zusätzliche Wehrleute am Brandherd eingetroffen sein.

Rund 130 Seiten stark ist der Brandschutzbedarfsplan, den die Unternehmensberatung im Auftrag der Stadt fortgeschrieben hat. Rinke hat darin den Ist-Zustand analysiert und dem Soll-Zustand gegenübergestellt. Ebenfalls in dem Papier: Lösungsansätze, wie Erkrath aus dem Dilemma herauskommen kann. Wobei es durchaus Positives zu vermelden gibt. Siepe: „Die technische Ausstattung und der Fuhrpark in Erkrath sind in Ordnung.“

Neben der Sanierung der Hauptwache in Hochdahl empfiehlt das Wuppertaler Unternehmen dringend einen Neubau in Alt-Erkrath. „Die Platzprobleme dort sind gravierend“, betonte Jochen Siepe. Und: Sie würden nicht gerade dazu beitragen, die freiwilligen Helfer zusätzlich zu motivieren. „Und erst recht nicht, neue Mitglieder zu werben.“

Im Gegensatz zu vergleichbaren Städten, die 200 und mehr freiwillige Einsatzkräfte haben, laufen der Erkrather Wehr die Freiwilligen davon. Waren es 2005 noch 95, sind es heute nur noch 84 — Tendenz sinkend. „Dem muss gegengesteuert werden“, sagte Siepe — und erntete Kopfnicken über sämtliche Fraktionsgrenzen hinweg.

Allerdings gibt es über das „Wie?“ noch Klärungsbedarf. Die Palette reicht vom Anbieten von Wachwohnungen, über die Anmietung oder den Bau eines eigenen Gebäudes für die freiwillige Wehr zwecks Identifikation, eine Feuerwehrrente, die Möglichkeiten der Lkw-Führerscheinerlangung bis hin zum Erlassen von Gebühren oder das Vorhalten von Tickets für Fußballspiele oder Theaterabonnements. Sogar über einen Werbefilm und das Aufstocken der hauptamtlichen Kräfte wird in dem Papier nachgedacht.

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