Graffiti bringen Farbe in die Stadt

Künstler Damian Bautsch macht mit bunten Motiven graue Betonpfeiler zum Hingucker.

Graffiti bringen Farbe in die Stadt
Foto: Dietrich Janicki

Erkrath. Graffiti galten früher als Schmierereien und Beschädigung und mussten auf jeden Fall rasch beseitigt werden. Dann wurden sie von der Werbung entdeckt und in Galerien ausgestellt, um für die Ewigkeit aufbewahrt zu werden. Auch die Stadt Erkrath nutzt das Genre als Ergänzung der Verschönerung in der Stadt. Im vergangenen Sommer gab sie die kunstvolle Ausgestaltung von drei zuvor trostlos ausschauenden Brückenpfeilern in Auftrag. Wo bislang betongraue Tristesse herrschte, prangen seit neuestem farbintensive Motive.

„Es sind Highlights, für die die Region bekannt ist“, sagt Wolfgang Sendermann. Er ist Vorsitzender des Förderkreises Kunst und Kulturraum Erkrath, dessen Mitglieder die Idee zur Ausschmückung der Bleistellen an der Ecke Haaner Straße/Stahlenhauser Straße hatten. Zu sehen sind jetzt „drei typische Motive“: das Neanderthal mit Wisent aus dem Wildgehege, eine unter Dampf stehende Lokomotive als Verweis auf Erkraths Heimat- und Eisenbahnmuseum namens Lok-Schuppen sowie ein stilisiertes Bild des Neanderbades. Gestaltet hat die großformatigen Bilder der Düsseldorfer Damian Bautsch. „Ein lieber alter Bekannter“, der vor drei Jahren den groß ausgeschrieben Wettbewerb zur Aufhübschung der städtischen Traffos für sich entschieden hat und auch die Märchenlandschaft am Seniorenstift Rosenhof gestaltete. „Ich hatte weitläufige künstlerische Freiheit“, bilanziert der 40-Jährige die Arbeit. Nachdem Ulrike Haase vom Kreis Mettmann veranlasste, die entsprechenden Wände vom Grünzeug zu befreien und der Kreis für die Kosten der sogenannten Grundierung aufkam, legte der Künstler, seit 25 Jahren Graffiti-Sprayer,, los.

Damian Bautsch, Graffiti-Künstler

Einzig bei dem ursprünglich favorisierten Lok-Typen, den er ursprünglich sprayen wollte, gab es ein Veto. Denn es sollte unbedingt ein Eisenbahntyp, der einstmals hier entlangfuhr, abgebildet werden. „Bei etwa 32 Grad habe ich Ende Juli 2015 angefangen“, erinnert er sich an eine klimatische Herausforderung. Richtig ins Schwitzen ist er bei dem Pfeiler gekommen, auf dem jetzt in diversen Blauschattierungen der Verweis aufs Neanderbad anzuschauen ist. Nicht, weil er bei den tropischen Sommertemperaturen vom kühlen Nass träumte und deshalb nicht malen konnte. „Das ist eine sehr hohe und extrem schräge Wand“, aber mit einer entsprechend langen Leiter sowie „Lust am Klettern“ ließ sich diese Herausforderung bewältigen. Als „hübsch“ und „ästethisch“ lobten Stadtvertreter und Sponsoren bei der offiziellen Übergabe der Kunstwerke an die Öffentlichkeit die Motive. Angst vor Wild-Sprayern hat keiner. „Die Erfahrung zeigt, dass dort, wo legale Graffiti entstanden sind, zu 95 Prozent nichts verunstaltet wird“, weiß Damian Bautsch.

Wolfgang Sendermann denkt derweil über mehr Kunst im öffentlichen Raum nach. „Wir haben Ideen für weitere Stellen“, da sei aber noch nichts spruchreif - und ohne die Unterstützung von Sponsoren geht sowieso gar nichts.

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