Geheimsache Straßenbau

Der Landesbetrieb ist beim Bau der L 403n auf zwei Kabel gestoßen, deren Herkunft militärischen Ursprungs sein könnte.

Hochdahl. Tiefbauer sind Überraschungen gewöhnt, wenn sie sich in den Boden graben. Aber die Leitungen, die nun im letzten Abschnitt des Baus der L 403n in der Professor-Sudhoff-Straße gefunden wurden, machen den Streckenbauleiter des Landesbetriebs Straßen NRW, Roland Schmidt, fassungslos: „Wir wären pünktlich mit der Straße fertig gewesen, wenn wir weiterbauen könnten.“

Aber nun ruhen die Arbeiten seit fast einer Woche. Der geplante Fertigstellungstermin Ende September sei auf jeden Fall geplatzt, sagt Schmidt.

Durchaus möglich, dass der Baggerführer in Hochdahl auf eine militärische Geheimsache gestoßen ist. Denn als solche würde die Nato, wie der Streckenbauleiter des Landesbetriebes erklärt, ihre Nachrichtenkabel betrachten. Und genau solch eine Leitung könnte es sein. „Wir wissen nicht, wem die Leitungen gehören“, sagt Schmidt.

Dabei sind die Leitungen alles andere als klein. Eine sei etwa zehn Zentimeter im Durchmesser, eine zweite etwa vier Zentimeter. Doch weder Stadt, noch Bahn, noch Telekom oder Energieversorger kennen sie.

„Alle Stellen werden schon vor Baubeginn abgefragt, ob sie dort irgendwo Leitungen haben, und jetzt haben wir noch einmal alle gefragt“, erklärt Schmidt. „Unsere letzte Hoffnung liegt noch beim Wehrbereichskommando, das sich aber auf unsere Nachfrage hin noch nicht geäußert hat.“

Wenn auch die Bundeswehr mit dem Kabel im Hochdahler Boden nichts zu tun haben will, sieht Bauleiter Schmidt nur noch eine Möglichkeit: „Wenn sich niemand findet, dem es gehört, schneiden wir es Freitag durch.“ Wer weiß, bei wem dann die Lichter aus- oder die Alarmglocken angehen.

Die lange Geschichte des Baus der L 403 n wird aber auf jeden Fall noch länger. Roland Schmidt sieht vor November keine Chance, mit dem Bau fertig zu werden. „Das ist total unangenehm, besonders weil wir nichts machen können.“

Um sie einfach zur Seite zu schieben, sei die unbekannte Leitung einfach zu massiv. Und genau an der Stelle, wo nun das neue Bauhindernis gefunden wurde, muss die Straße um sechs Meter abgesenkt werden, um Anschluss an die neue Trasse zu bekommen.

Wenn es sich tatsächlich um eine noch benötigte Nachrichtenleitung handeln sollte, sieht Schmidt noch größere Verzögerungen auf seinen Bau zukommen: „Nach meiner Erfahrung würde die Neuschaltung einer Leitung dieser Stärke drei Wochen in Anspruch nehmen.“

Auf dem Bauschild des Landesbetriebs Straßen an der Professor-Sudhoff-Straße sind schon viele Änderungen vorgenommen worden. Unter dem in schwarzen Buchstaben geschriebenen Fertigstellungstermin „Ende September 2011“ sind noch deutlich frühere Wunschtermine zu sehen.

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