Friseurmeisterin stellt Haarersatz her

Die Friseurmeisterin Andrea Göckeler fertigt Perücken für Krebskranke. Vor allem Frauen kommen zu ihr.

Friseurmeisterin stellt Haarersatz her
Foto: D. Janicki

Erkrath. Frauen kommen zu Ihnen in einer schwierigen, oft noch frühen Phase ihrer Erkrankung. Wie gehen Sie selbst mit dieser Situation um?

Andrea Göckeler: Mittlerweile bin ich gelassener, da ich schon so viele Jahre mit Perücken bei Chemotherapie arbeite. Sicherlich geht nicht alles spurlos an mir vorüber. Aber Sie werden es nicht glauben, man hat auch viel Spaß dabei. Schließlich ist es auch eine Gelegenheit, mal etwas anderes mit Frisur und Farbe auszuprobieren.

Ist die Entscheidung für eine Perücke dann meist schon gefallen oder müssen Sie noch Überzeugungsarbeit leisten?

Göckeler: In den meisten Fällen brauchen meine Kundinnen noch seelische Unterstützung. Ich sage Ihnen dann, dass die Perücke als Accessoire für einen gewissen Zeitraum zu sehen ist und suche so lange, bis die Kundin und ich absolut zufrieden sind. Inmitten der ohnehin schwierigen Phase einer Krebserkrankung kann man sich nicht noch ein zusätzliches Problem schaffen und die Patientin mit einer Zweitfrisur versorgen, die ihr nicht gefällt.

Der Moment des Haare-Abschneidens ist doch bestimmt ein besonders schwerer, oder?

Göckeler: Wann wir die Haare abnehmen, entscheidet die Patientin. Ich schneide den Kopf auch nie ganz kahl, sondern fange mit zwölf Millimetern an. Da ich auch einen Friseurbetrieb führe, verspreche ich den Kundinnen, sie über die Therapiezeit hinweg zu begleiten. Wenn die Haare wieder gewachsen sind, stylen wir sie manchmal sogar wie die Perücke.

Suchen sich die Frauen bei Ihnen eine passende Perücke aus oder fertigen Sie auch nach Kundenwünschen an?

Göckeler: Jede Perücke wird individuell zugeschnitten. Eine Sonderanfertigung hätte eine Lieferzeit von zwei Monaten, dafür bleibt keine Zeit. Aber eine Maßkonfektion mit kleinen Änderungen für den individuellen Kopf und die Einknüpfung von Eigenhaar mit besonderer Farbgestaltung ist immer möglich.

Was macht eine gute Perücke überhaupt aus?

Göckeler: Dass sich die Patientin damit identifizieren kann. Das kann durchaus auch ein Kassenmodell ohne Zuzahlung sein.

Und wann ist der beste Zeitpunkt, sich um eine Perücke zu kümmern?

Göckeler: Das kommt auf die Frauen an. Manche laufen sofort los und wollen alles, was Haare und Zubehör betrifft, schnell erledigt wissen. Andere hoffen, dass die Haare nicht ausgehen und kommen erst, wenn kaum noch Eigenhaar vorhanden ist.

Kommen eigentlich auch Männer zu Ihnen, um den Haarausfall mit einer Perücke zu überbrücken?

Göckeler: Ja, auch Männer sind eitel!

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