Erkrath Lahnstein macht Schluss

Erkrath. · Sabine Lahnstein vermisst den Respekt der Parteien untereinander und gegenüber den Bürgern. Zudem hält sie die Chance einer Wiederwahl für gering.

 Sabine Lahnstein bei einem offiziellen Termin an der Bruchhauser Straße. Damit ist nach der Kommunalwahl Schluss.

Sabine Lahnstein bei einem offiziellen Termin an der Bruchhauser Straße. Damit ist nach der Kommunalwahl Schluss.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Im mittlerweile sechsten Jahr ist Sabine Lahnstein jetzt zweite stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Erkrath – und es wird definitiv das letzte Jahr sein. Das hat die aus einer alteingesessenen Erkrather Familie stammende, seit 2016 parteilose Politikerin jetzt angekündigt. Sie ziehe einen Schlussstrich unter ihre politische Karriere und werde bei der Kommunalwahl 2020 erst gar nicht mehr antreten.

Dieser Entschluss hat mehrere Gründe. Zum einen sei „die Chance, dass ich noch einmal zur Vize-Bürgermeisterin gewählt werde würde, gering“, ist sich Lahnstein sicher. Hinter den Kulissen liefen bereits die Absprachen der größeren Parteien, die aus ihren Reihen jeweils eigene Kandidaten für diesen Posten auf dem Schirm hätten. Da stehe sie als Parteilose ohnehin auf verlorenem Posten.

Konstruktive Arbeit sei im Stadtrat kaum noch möglich

Zum anderen ärgert sich das ehemalige SPD-Mitglied Lahnstein mittlerweile über den Ton in der Erkrather Politik. „Das will ich mir nicht mehr ehrenamtlich antun, das kostet Zeit und Nerven“, sagt sie. Es gebe kaum noch ein konstruktives Arbeiten im Stadtrat, nur noch ein Gegeneinander. Aber nicht nur die Parteien ließen es an Respekt im Umgang miteinander missen. Auch der Umgang der Politik mit den Anliegen der Bürger gefalle ihr nicht mehr, sagt Lahnstein. Sie wolle nicht Mitglied eines Stadtrats sein, der, wie sie es sieht, zunehmend den Eindruck erwecke, die Bürger nicht ernst zu nehmen.

Jüngstes Beispiel sei die Debatte um das auf Erbpacht zielende Bürgerbegehren zur Neanderhöhe. Diese Initiative sei schnell abgetan worden, ohne darüber nachzudenken, wie man den engagierten Bürgern in dieser Sache helfen könne. „Ich bin dafür, dass man Bürger in politische Entscheidungen einbindet. Wir sitzen schließlich nicht für uns im Stadtrat, sondern für die Bürger“, sagt Lahnstein, die immer mal wieder mit einer Meinung aneckte.

Zum Beispiel: Als sie sich im Erkrather Stadtrat für ein Glyphosat-Verbot auf den städtischen Pachtäckern einsetzte, habe es gleich geheißen, sie sei gegen und verunglimpfe die Landwirte. Was sie ebenfalls befremdlich findet: Als sie die Stadt in der vergangenen Session als Erkraths Karnevalsprinzessin repräsentierte, hätten einige Stimmen flugs geargwöhnt, Lahnstein wolle zur hauptamtlichen Bürgermeisterin aufsteigen und die Karnevalszeit nutzen, um in dieser Angelegenheit Werbung in eigener Sache zu machen. „Ein übles Gerücht“, sagt Sabine Lahnstein, die sich – zwei Ratssitzungen stehen noch an, dann ist Schluss – aus dem „politischen Sumpf“, wie sie es nennt, jetzt zurückzieht, um soziale Projekte unterstützen und aufzubauen.

Beim Tafel-Verein etwa ist sie schon lange Mitglied und will im Herbst „gucken, wie ich dort helfen kann“.

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