Bildung in Erkrath Große Investitionen in Schulen nötig

Erkrath · Erkrath hat große Pläne für seine Schulen, etwa für die Medienausstattung. Wie will die klamme Stadt das bezahlen?

Ein Schüler arbeitet in einer Grundschule mit einem Tablet.

Ein Schüler arbeitet in einer Grundschule mit einem Tablet.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

(hup) Umbauten, Ausbauten und Digitalisierung sind derzeit die großen Themen von Schulverwaltung und Schulpolitik in Erkrath. Im Schulausschuss gab die Verwaltung einen Überblick über den aktuellen Stand zweier großer Posten.

Ausbau zur Sicherstellung
des OGS-Bedarfs

Zwei Hausaufgaben hatte die Politik der Verwaltung im April 2022 mitgegeben: Erstens sollte sichergestellt werden, dass jede Grundschule künftig einen eigenständigen Mensabereich hat, in dem das Mittagessen möglichst in einem Zwei-Schicht-Betrieb eingenommen werden kann. Zweitens sollte ein Raumplan zum Ausbau der Plätze für die Offene Ganztagsschule (OGS) erstellt werden, der den Rechtsanspruch erfüllt und den individuellen Bedarf nach Ausbau und Multifunktionsräumen berücksichtigt. Zu diesen Zwecken haben Begehungen stattgefunden. Ergebnis: Auf der Grundlage von Schulentwicklungsplan, Schülerzahlen und Raumquote wurde bei den Grundschulen Willbeck, Regenbogenschule und Johannesschule ein Potenzial für bauliche Veränderungen/Erweiterungen ausgemacht. Der Fachbereich bereite derzeit die Ausschreibungen der Planungsleistungen für die möglichen Veränderungen der drei Schulstandorte vor.

Grundschulen Alt-Erkath

Aktuell beschäftigt die Verwaltung auch die Beurteilung der künftigen Grundschulsituation in Alt-Erkrath. Dort gibt es derzeit einen zweigeteilten Grundschulstandort, der nach Fertigstellung des Großbauprojekts am Wimmersberg (750 Wohneinheiten, vornehmlich für Familien mit Kindern) noch einmal einen kräftigen Zulauf erfahren dürfte. Derzeit ist die Gemeinschaftsgrundschule (GGS) Erkrath eine dreizügige Grundschule mit zwei Standorten für zuletzt bis zu 280 Schüler. Der Firma Gebit zufolge, die Erkraths Schullandschaft unter die Lupe genommen hat, besteht mit Blick auf das Neubaugebiet Veränderungsbedarf bei der Grundschule. Vertreter der GGS hatten sich bereits mit Nachdruck für ein neues, modernes, inklusives Schulgebäude für Alt-Erkrath ausgesprochen. Doch die Grünen bezweifeln, dass angesichts der angespannten Finanzlage der Stadt, der wohl ein Zwangshaushalt bevorsteht, noch Geld für einen weiteren Schulneubau da ist. Schuldezernent Michael Pfleging will die Vorlage für den Grundschulstandort Alt-Erkrath bis zum Frühjahr 2023 „gut durchdacht und abgestimmt“ für das Haushaltsjahr 2024 einbringen.

Medienentwicklungsplan

Als mit Corona-Pandemie und Lockdowns auch für Erkrather Kinder Heimbeschulung anstand, offenbarten sich gewaltige Versäumnisse bei der Digitalisierung der Schulen. Lehrer und Eltern liefen Sturm, beklagten sich heftig, voller Sorge, die Kinder könnten abgehängt werden. Mittlerweile haben sich die Wogen geglättet, denn die Stadt hat in Sachen Ausrüstung aufgeholt, für ein Training der Lehrer gesorgt und die IT-Unterstützung für die Schulen neu strukturiert. So gibt es seit 2021 einen IT-Koordinator bei der Schulverwaltung und die Schul-IT wird seit Beginn dieses Jahres von Vertretern des Kommunalen Rechenzentrums Niederrhein (KRZN) betreut. Für all das gab es im Schulausschuss reichlich Lob von Schulleitern. „Es hat sich viel bewegt und wir werden toll betreut.“ Hier und da gibt es aber noch Probleme, mal mit dem Stromnetz, mal mit fehlendem Zubehör, etwa für das Überschreiben von Pdf-Dateien. Und es sind auch noch nicht alle Schüler mit Geräten ausgestattet, wie es das erklärte Ziel des Medienentwicklungsplans ist, der bis 2026 umgesetzt werden soll. So kommen derzeit auf rund 4000 Erkrather Schüler 900 iPads, wobei lediglich die Carl-Fuhlrott-Hauptschule und die Grundschule Sandheide dank einer Landesförderung komplett mit iPads versorgt sind. Bei den digitalen Tafeln sieht es schlechter aus, wie IT-Koordinator Harald Wissel berichtet: „Da liegen wir noch knapp unter 25 Prozent der benötigten Geräte“. Auf die rund 250 Erkrather Klassenräume verteilen sich aktuell 14 Smartpanels und 65 interaktive Whiteboards. Mit 171 Exemplaren dominieren immer noch die grünen Tafeln. WLAN gibt es derzeit an allen 14 Schulstandorten, die moderne Variante aber erst an neun Schulen. An der Realschule Erkrath und an den Grundschulen Johannesschule und Alt-Erkrath/Falkenstraße ist schnelle Glasfaser zwar (wie bei allen anderen auch) schon vor Ort, aber noch nicht nutzbar, weil laut Stadt noch Arbeiten an der Gebäude-Verkabelung anstehen.

Um die Medienkompetenzen aller Schüler nachhaltig zu fördern und dem digitalen Wandel gerecht werden zu können, ist eine weitere Ausstattung der Schulen insbesondere mit Hardware sowie digitalen Endgeräten, Präsentationsmedien plus Software sowie turnusmäßiger Verlängerung der Betriebslizenzen notwendig. Dafür wurden drei Millionen Euro bereitgestellt. Doch die Geräte werden in regelmäßigen Abständen (alle fünf bis neun Jahre) ausgewechselt werden müssen, was den Stadthaushalt belastet.

Ob mit Zuschüssen von Land und/oder Bund gerechnet werden kann, ist derzeit noch unklar.

Christian Ritt (BmU) empfahl daher, schon jetzt den Medienentwicklungsplan nach 2026 im Blick zu haben. Denn angesichts der Erkrather Finanzkrise und dem ab 2026 drohenden Zwangshaushalt erscheine es fraglich, wie dann der notwendige Ersatz der Geräte finanziert werden soll. „Auch hier zeigt sich, wie wichtig eine Haushaltskonsolidierung wäre, die gegenwärtig aber nur auf wenig Gegenliebe stößt“, so Christian Ritt diesbezüglich.

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