Erkrath kann Betrieben nur wenig bieten

Mangel an Flächen, Lärmschutzauflagen, langsames Internet — Unternehmer zieht es in andere Städte.

Erkrath kann Betrieben nur wenig bieten
Foto: Michael Nacke

Erkrath. Wie sich Kommunen finanzieren? Schauen wir mal nach Monheim, da sieht das doch alles ganz einfach aus. Die Stadt hat mit 43 000 Einwohnern fast genau so viele Bewohner wie Erkrath. Das Rezept am Rhein: Gewerbegebiete erschließen, viele Firmen ansiedeln und schon ist der Kindergarten umsonst und der Bürgermeister hat sogar noch Geld, um das Grundstück für eine Moschee unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. Monheim rechnet in diesem Jahr mit Gewerbesteuereinnahmen von 260 Millionen Euro. In Erkrath kann man von diesen Summen nur träumen.

Der Erkrather Kämmerer rechnete im vergangenen Jahr mit knapp 28 Millionen Euro und die wurden am Ende mit Ach und Krach nur erreicht, weil eine Firma aufgrund eines Gerichtsurteils noch saftig Steuern nachzahlen musste. Gewerbesteuer sprudelt aber nur, wenn die Firmen in den Städten ein attraktives Umfeld vorfinden. Das ist offenbar in Erkrath nicht der Fall. Nachzulesen ist das im Jahresbericht des Amts für Wirtschaftsförderung. Im vergangenen Jahr stellten demnach etwa 100 Firmen eine Anfrage an die Stadt Erkrath, ob ein geeignetes Gewerbegrundstück vorhanden ist. Im Endeffekt sind aus den 100 Anfragen aber nur ganz wenige Firmen übrig geblieben, die tatsächlich den Schritt nach Erkrath gewagt haben. Im Bericht der Wirtschaftsförderung werden genau drei Unternehmen genannt.

Diese drei Firmen sind allerdings in bereits bestehende Immobilien (Brügger Mühle und Pose Marré) gezogen. Gründe für Unternehmen, nicht nach Erkrath zu ziehen, gibt es offenbar genug: Nach wie vor hat die Stadt nicht ausreichend Flächen. Dazu kommt der Lärmschutz, weil fast neben jedem Gewerbegebiet ein Wohngebiet ist. 24-Stunden-Betrieb etwa einer Spedition, die auch nachts schwere Lkw be- oder entlädt — in Erkrath nicht möglich. Dazu kommt die Höhe des Gewerbesteuersatzes, der in Erkrath vor kurzem noch mal angehoben wurde. Was in den drei Erkrather Stadtteilen ebenfalls fehlt, ist eine leistungsstarke Internetverbindung, ohne die viele Firmen heute nicht mehr auskommen.

Wegzüge von Firmen in Richtung Düsseldorf wurden begründet mit moderneren und besser ausgestatteten Büroflächen. Hinzu kommt eine bessere Infrastruktur wie S-Bahn-Anschluss und ein attraktives Umfeld für die Mittagszeit der Angestellten.

Schwer haben es in Erkrath aber auch Handwerksbetriebe, die bereits seit Jahren vor Ort sind. Wollen sie ihre Betriebe vergrößern, gibt es Probleme mit dem Lärmschutz.

Was das langsame Internet betrifft, hat sich eine Projektgruppe gebildet. Darüber hinaus ist mit Fördermitteln des Bundes in Höhe von 50 000 Euro eine Firma damit beauftragt worden, die Möglichkeiten des Glasfaser-Ausbaus voranzutreiben.

Das zentrale Problem von Erkrath ist und bleibt aber der Mangel an Flächen. Das neue Gewerbegebiet an der Neanderhöhe ist jahrelang in den Ausschüssen diskutiert worden, bis es endlich beschlossen wurde. Auf der 8000 Quadratmeter großen Fläche soll in absehbarer Zeit endlich gebaut werden.

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