Nach dem Hochwasser in Erkrath Flutopfer beklagen zu langsame Hilfe

Erkrath · Das Hochwasser kam vor 100 Tagen schnell. Die angeblich unbürokratisch zu gewährenden Landeshilfen fließen hingegen nur zäh. Darüber sind viele betroffene Erkrather zutiefst verärgert. Sie haben nach wie vor zu kämpfen.

 Die Morper Allee in Erkrath verwandelte sich Mitte Juli in eine Seen-Platte. Unter den Folgen leiden die Erkrather bis heute.

Die Morper Allee in Erkrath verwandelte sich Mitte Juli in eine Seen-Platte. Unter den Folgen leiden die Erkrather bis heute.

Foto: dpa/David Young

Vor 100 Tage versanken ganze Straßenzüge in Alt-Erkrath in Hochwasser und Schlamm. „Nach außen hin ist nichts oder kaum etwas mehr zu sehen, aber in vielen Kellern, Garagen oder auch Souterrains sind die Schäden nach wie vor nicht behoben,“ bringt es Stephanie Perkuhn vom Verein „Erkrath-hält-zusammen“ auf den Punkt, was die Ehrenamtler der Initiative von Betroffenen zu hören bekommen. Die Stimmung ist schlecht.

„Viele warten noch immer auf Kostenvoranschläge von Handwerksfirmen zur Reparatur der Hochwasserschäden.“ Nur mit diesen Kostenvoranschlägen können die so gar nicht unbürokratischen Soforthilfen beim Land NRW beantragt werden. „Doch die Handwerker haben so viel zu tun, dass sie nicht hinterherkommen“ so Perkuhn. Daher seien in den betroffenen Gebäuden noch immer Wände nicht neu verputzt und gestrichen oder neue Bodenbeläge verlegt, geschweige denn Heizungen repariert oder neue installiert.

Daher sei auch das Hilfetelefon noch immer zwei Tage besetzt (siehe Info). Der Anrufbeantworter laufe immer. In der Regel könnten Anrufer mit einem Rückruf am kommenden Tag rechnen, versichert Stephanie Perkuhn. Anfragen für Trocknungsgeräte erhält der Verein nach wie vor. Hinzu kommen solche nach Heizlüftern. Auch neue Schadensmeldungen träfen ein, denn einige (Folge-)Schäden träten erst jetzt hervor. „Daher gehen einige der Bautrockner, die schon zurückgegeben wurden, jetzt wieder neu an die, die im Nachhinein betroffen sind,“ weiß Stephanie Perkuhn zu berichten.

 Not-Dämme aus Sandsäcken sollten helfen.

Not-Dämme aus Sandsäcken sollten helfen.

Foto: Feuerwehr Erkrath

Nach wie vor würde sie mit ihren Mitstreitenden engen Kontakt zu einigen Menschen halten, die „ihre Wohnung und alles was drin war, verloren haben“. Einer Familie konnte der Verein, der nach wie vor dankbar über die große Spendenbereitschaft ist, mit einem Zuschuss zu einer neuen Heizung helfen. Einer betroffenen Firma konnten neue Arbeitsgeräte finanziert werden.

Allerdings bieten die Ehrenamtler keine Unterstützung beim Ausfüllen der Anträge auf Soforthilfe an. „Das können wir nicht leisten, denn da gibt es Zahlreiches zu beachten. Wir können nicht die Verantwortung dafür übernehmen, wenn uns uns ein Fehler unterläuft.“ Einen Tipp gibt sie: „Es gibt unterschiedliche Bedingungen für den Ersatz von Hausrat oder für Reparaturen an Immobilien. 80 Prozent der bewilligten Summe übernimmt das Land, 20 Prozent müssen die Betroffenen selbst tragen. Wenn man Geldspenden erhalten hat, können diese Gelder als Eigenleistung bei Reparaturen angerechnet werden. Hausrat wie etwa eine neue Waschmaschine, die man als Spende erhalten hat, muss man nicht angeben.“ Willkommen in der Landesbürokratie. Nach wie vor gehen auf das Konto des Vereins private Spenden oder solche von Institutionen ein, die direkt an Hilfesuchende ausgezahlt werden. Auch die Erlöse der Eintrittspreise zum Benefizkonzert des Madrigalchores Millrath (31.10., Johanneskirche) sowie die Einnahmen aller Schießwettbewerbe während der Kirmes, die die St. Sebastianus Schützenbrüderschaft am Wochenende auf Gerberplatz veranstaltet, werden dem Verein gespendet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort