Ein Stadtoberhaupt mit Prinzipien

Bürgermeister August Westerholz trotzte den Nazis und wurde dafür hart bestraft.

Erkrath. Er war einer aus dem Widerstand. Er hatte ein bewegtes, politisches Leben. Und er hatte sich schon lange vor seiner Wahl in der Gemeindeverwaltung einen guten Namen gemacht. Die Rede ist von August Westerholz — dem insgesamt sechsten Erkrather Bürgermeister, der am 1. März 1946 offiziell in sein Amt bestellt wurde.

Fremd waren dem Transportunternehmer die Belange der Gemeinde keineswegs, war er doch schon vor mehr als 20 Jahren in den Gemeinderat gewählt worden. Finanzkommission, Gesundheitskommission, Ausschuss für Gas und Wasser: Als Mitglied diverser Gremien war Westerholz bestens informiert.

Wäre da nicht seine politische Überzeugung gewesen, die ihn immer wieder in Schwierigkeiten brachte. Angefangen in der KPD, wechselte August Westerholz im Jahre 1929 zu den Sozialdemokraten. Das wiederum sorgte für Aufregung bei den Kommunisten, die ihm Eigensinn vorwarfen.

„Wer kennt ihn nicht, diesen Burschen. Sein gutes Einvernehmen mit dem Bürgermeister Zahren hat ihm ein Eigenheim entstehen lassen. . . Aber es handelt sich ja darum, einen Lakaien der Verwaltung zu belohnen, da darf man auch schon mal entgegen dem Gesetz handeln“, wurde Westerholz in einem KPD-Flugblatt zu Unrecht diffamiert.

Seiner Wiederwahl in den Gemeinderat konnten diese Unterstellungen jedoch nichts anhaben. Der engagierte Kommunalpolitiker war bekannt und beliebt. „Zeitzeugen schildern Westerholz als einen Mann, den keine Ideologien interessierten, sondern der sich für das Wohl der Allgemeinheit als auch Einzelner einsetzte“, sagt Stadtarchivarin Erika Stubenhöfer.

Seine politischen Überzeugungen brachten Westerholz schließlich auch für etliche Jahre ins Zuchthaus. Den Nationalsozialisten war sein Engagement bei den Kommunisten ein Dorn im Auge, zumal er sich zwischenzeitlich auch dem Widerstand angeschlossen hatte.

Die Inhaftierung in mehreren Gefängnissen und Arbeitslagern hinterließ ihre Spuren. Westerholz wurde mehrfach schwer misshandelt, beim Strafexerzieren hatte man ihm seine Schienbeine eingetreten und seine rechte Hacke zerschlagen.

All das hielt den passionierten Kommunalpolitiker jedoch nicht davon ab, sich nach Kriegsende erneut für die Allgemeinheit zu engagieren. Er war Mitglied im neu gewählten Bürgerrat, der dem damaligen Bürgermeister Broch zur Seite stand.

Als dieser sich nach nur einem Jahr Amtszeit für eine Beamtenlaufbahn als Gemeindedirektor entschied, übernahm August Westerholz neben seiner Tätigkeit als Transportunternehmer auch noch das Amt des Stadtoberhauptes. Allerdings dauerte seine Amtszeit nur wenige Monate, da bereits im September 1946 die erste Kommunalwahl nach dem Krieg stattgefunden hatte, aus der sich neue Mehrheitsverhältnisse ergaben.

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