Ein Platz für die Sternenkinder

Am Samstag wurde auf dem Friedhof an der Kreuzstraße eine Gedenkstätte für Eltern von tot geborenen Kindern eingeweiht.

Erkrath. Es ist ein für ihn unauslöschliches Datum, das Pfarrer Gerhard Herbrecht mit dem Thema Sternenkinder verbindet: Am 12. August 1968 versuchte sein Vater den Kindern zu erklären, dass die Mutter gerade die Schwester tot geboren hatte: „Die Eltern haben sie lange im Arm gehalten, bevor sie sie für immer an die Ärzte abgegeben haben.“

Am Samstag weihten die katholischen und evangelischen Gemeinden die neue Gedenkstätte für tot geborene Kinder auf dem Friedhof an der Kreuzstraße ein. 30 Gäste, darunter Schützen in Uniform, feierten eine ökumenische Andacht, legten Blumen und Gestecke nieder.

Vor 42 Jahren sei es nicht üblich gewesen, Sternenkinder zu bestatten, berichtet Herbrecht. Seine Eltern willigten ein, die tot geborene Regina untersuchen zu lassen, damit anderen Paare dieses Leid möglicherweise erspart bleiben könne. „Wir wollen die Kinder menschenwürdig begraben, nicht klinisch entsorgen“, sagt der Pfarrer. Der Platz auf dem Friedhof — nahe des Hauptweges — sei geschützt, aber nicht verborgen.

Eine Bank für die Trauernden steht auf dem kleinen Grabfeld bereit, in der Mitte erhebt sich eine brusthohe Basaltsäule. Wie ihre Schwester auf dem Unterbacher Friedhof ist die Widmung „Für unsere Kinder“ in sie eingemeißelt.

„Die Stadt hat sofort zugestimmt, die Gedenkstätte einzurichten“, sagt Elisabeth Bayer vom katholischen Pfarrgemeinderat. Nur die Ausgestaltung der Verträge habe etwas Zeit gebraucht. Es habe festgelegt werden müssen, wer für den Platz zuständig ist. „Tim Schloßherr hat zugesagt, das Feld zu pflegen, solange er Friedhofsgärtner ist.“

Das Projekt auf Initiative des Pfarrgemeinderats löste eine Welle von Spenden aus. Landschaftsgärtner Marten Wirtz und Steinhauer Jörg Hahn steuerten ihre Arbeit zu. Der Heimatverein Erkrath spendete Geld, und Schützenkönig Guido Schäfer von der St. Sebastianus Bruderschaft sammelt beim Titularfest. „Viele private Spender wollen ausdrücklich nicht genannt werden“, sagt Bayer. Es klingt an, dass betroffene Eltern darunter sind.

Einige Gäste der Andacht schütteln nur stumm den Kopf, wollen keine Stellungnahme abgeben. Waltraut Kammler und Ursula Fromme haben im evangelischen Gemeindebrief von der neuen Stele erfahren: „Das ist eine sehr gute Sache“, sagen sie, die sich im evangelischen Frauenkreis engagieren.

Besonders die Stele mit den goldenen Sternen findet Fromme gelungen. Kammler begrüßt, dass die Aktion ökumenisch ist: „Wir sind eine Gemeinde. Wir glauben an einen Gott der Auferstehung.“

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