Chronik erzählt, wie fließendes Wasser nach Erkrath kam

Noch vor 100 Jahren kam Wasser aus dem Brunnen. Der Geschichtsverein erforscht die Industrialisierung.

Erkrath. Wasser — heute kommt es wie selbstverständlich aus der Leitung und kein Haushalt kommt ohne es aus. „Noch vor 100 Jahren war das überhaupt nicht selbstverständlich“, sagt Hans-Joachim Dietz, Vorsitzender der Abteilung Erkrath des Bergischen Geschichtsvereins. Der Hobby-Historiker beschäftigt sich zurzeit mit der Geschichte der Wasserversorgung in Erkrath.

„Das ist Teil unseres neuen Schriftenbandes zur Chronik der Stadtwerke“, sagt Dietz. Vorgestellt und veröffentlich werden soll diese Chronik im Laufe des kommenden Jahres. „Ein genauer Termin steht noch nicht fest, wir arbeiten derzeit auf Hochtouren daran“, sagt der Vorsitzende.

Bevor die ersten Wasserleitungen in die Häuser und Wohnungen gelegt wurden, musste das Wasser mühsam aus Brunnen geholt werden — teilweise aus großen Entfernungen. „In Millrath gab es damals beispielsweise einen Dorfbrunnen nahe der alten Schule an der Dorfstraße“, sagt Dietz. Die erste Versorgung mit Wasser aus der Leitung gab es in Hochdahl: „Dort gab es früher eine Eisenhütte. Um die Hygienestandards bei der Eisenproduktion einzuhalten, wurden um die Jahrhundertwende erste Leitungen zur Hütte gelegt“, sagt Dietz. Die Förderstelle dafür habe im Neandertal gelegen.

Dass die Erkrather eine Eisenhütte hatten, sei ihr Glück gewesen: „Das hat die Wasserversorgung für die privaten Haushalte beschleunigt“, sagt Dietz. Die wurde dann zuerst durch den damals schon bestehenden Bürgerverein Hochdahl und die Firma „Schlieper, Wülfing und Söhne“ organisiert.

„Um 1930 gab es dann eine Gebietsreform und die Wasserversorgung fiel in den Aufgabenbereich der neu gegründeten Hochdahler Wasserversorgungsgesellschaft und somit in Privathand“, berichtet der Vorsitzende des Geschichtsvereins. Im Jahr 1966, als die Gemeinde Erkrath gegründet wurde, fiel diese Aufgabe dann den Stadtwerken zu.

Doch nicht nur die Geschichte der Wasserversorgung in Erkrath ist Bestandteil der Chronik und wird derzeitig von Dietz und den anderen Mitgliedern des Bergischen Geschichtsvereins erforscht. Dietz: „Die Stadtwerke sind ja nicht nur für Wasser, sondern auch für Gas und Strom zuständig.“ Die Stromversorgung kam vor allem durch die Eisenbahn nach Erkrath. „Die Eisenbahn war der absolute Initiator für die Stromversorgung, mit ihr kam die Industrialisierung auch in Erkrath an“, sagt Gerd-Michael Petruck, der ebenfalls seit vier Monaten an der Chronik forscht und arbeitet.

Bis zur Veröffentlichung der Chronik sei noch einiges zu tun, sagt Hans-Joachim Dietz: „Wir müssen noch viele historische Karten und Bilder sichten, Archive durchstöbern und die Ergebnisse auf den Punkt bringen.“ Für den Geschichtsverein sei die Industrialisierung ein besonders interessantes Thema, sagt der Vorsitzende: „Es ist interessant herauszufinden, wie die Menschen reagiert haben und welche Auswirkungen das hatte.“

Vor der ersten Strom- und Gasversorgung wurde mit Holz und Kohle geheizt. Gleichzeitig war dieser Schritt aber auch zwingend notwendig: „Ein kleines Dorf mit 100 Einwohnern konnte noch mit Holz und Kohle aus den heimischen Wäldern versorgt werden — mit 1000 Einwohnern ging das irgendwann schon nicht mehr“, sagt er.

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