NRW Bei Barrierefreiheit ist noch viel zu tun

Erkrath · Die scheidende Behindertenbeauftragte Marion Kremerius sieht viele Verbesserungen, prangert aber den nach wie vor fehlenden barrierefreien Wohnraum an. Ihre Nachfolgerin steht schon in den Startlöchern.

 Durch Marion Kremerius sind die zwölf Objekte des Erkrather Skulpturenpfads mit zusätzlichen niedrigeren Schildern für Behinderte in Brailleschrift ausgestattet worden.

Durch Marion Kremerius sind die zwölf Objekte des Erkrather Skulpturenpfads mit zusätzlichen niedrigeren Schildern für Behinderte in Brailleschrift ausgestattet worden.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Es gäbe noch so viel zu tun, aber der Ausschuss für Soziales hat die Weichen jetzt neu gestellt, sich für Katja Fellenberg (siehe Infokasten) als neue Behindertenbeauftragte der Stadt entschieden und Marion Kremerius nicht wiedergewählt. Sie war seit Februar 2015 im (Ehren-)Amt.

In ihrem Bericht für 2020 kann sie auf einige Erfolge verweisen, die sich auch ihren hartnäckigen Einsprüchen verdanken, etwa mit Blick auf barrierefreie öffentliche Toiletten, Haltestellen und Parkflächen für Behinderte. Sie weist aber auch auf die nach wie vor prekäre und nur schwer zu beeinflussende Lage für Wohnungssuchenende mit Handicap hin. In Erkrath sind derzeit 7819 Menschen mit Behinderung gemeldet, davon 2189 Gehbehinderte, 349 sogar außergewöhnlich gehbehindert. Dies bedeute, dass mindestens 2538 Erkrather auf eine barrierefreie bzw. barrierefreie und rollstuhlgerechte Wohnung angewiesen seien. „Dem entsprechende und bezahlbare Wohnungen gibt es kaum in Erkrath. Hier hat sich nicht viel geändert“, bilanziert Marion Kremerius.

Immerhin hat sie es geschafft, dass der Aspekt der Barrierefreiheit mitgedacht wird, wenn sich in Erkrath Bauprojekte der Stadt anbahnen. An vier großen Maßnahmen war sie seit der Planung beteiligt. „Ich konnte die Entwürfe einsehen. Bei zwei Planungen wurden bereits erste Details besprochen und angepasst, bei einer Planung haben die Ausführungen schon begonnen“, berichtet Kremerius. So werde das neue große Schulzentrum Campus Sandheide inklusive Sporthalle komplett barrierefrei gestaltet.

Die Aufzüge würden breite Türen haben und damit groß genug für Rollstuhlfahrer sein. Ausgestattet werden die Lifte mit taktilen Bedienungselementen und Sprachansagen für Sehbehinderte und Blinde. Die Klassenräume würden so flexibel möbliert, dass sie von mobilitätseingeschränkten Menschen und Rollstuhlfahrern uneingeschränkt genutzt werden könnten.

In der Sporthalle sind ein barrierefreies Besucher-WC, ein geschlechtsneutraler barrierefreier Umkleidebereich mit WC, Dusche und einer Liege vorgesehen. Auch die barrierefreie Anbindung an den ÖPNV und an den Individualverkehr sei sichergestellt. Nicht ganz zufrieden war Marion Kremerius mit den Umbauplänen für das Sozialzentrum Forum Sandheide, das derzeit in einem ehemaligen Firmengebäude an der Kreuzung Schimmelbuschstraße/Hildener Straße eingerichtet wird. Auf ihre Anregung hin wird es einen zusätzlichen Personenaufzug geben und eine Rampe am Haupteingang. Diese erleichtert Gehbehinderten und Rollstuhlfahren, aber auch Kindergruppen und Eltern mit Kinderwagen den Aufgang. „Diese Rampe ist auch ein Zeichen, dass heutzutage kein Mensch mit Beeinträchtigung mehr über einen Seiten- oder Hintereingang in ein Gebäude hinkommen muss“, unterstreicht Marion Kremerius. Auch ohne Amt will sie sich weiterhin sozial engagieren.

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