Erkrath Ausstellung zeigt das Erkrather Landleben

Erkrath. · Alfred Niek, ehemaliger Jonges-Baas, hat Wissenswertes über die Landwirtschaft in einer Ausstellung zusammengetragen.

 Die Bilder zeigen deutlich die harte Arbeit. Frauen arbeiten hier an einem Hühnerstall. 

Die Bilder zeigen deutlich die harte Arbeit. Frauen arbeiten hier an einem Hühnerstall. 

Foto: Veranstalter

Es gibt sie noch, die Erkrather Zeitzeugen eines ländlichen Lebens vor 80 Jahren. Alfred Niek ist einer davon. Der Autor, Traktorfahrer, Denkmalpfleger und Brauchtumsfreund in Erkrath und Unterbach hat sich jetzt wieder einmal zu Wort gemeldet.

Mit einer Fotoausstellung in der Kreissparkasse an der Bahnstraße 20 zeigt er mit historischen Fotos eindrucksvoll, wie auf den Bauernhöfen in den 40er und 50er Jahren gearbeitet wurde. Jetzt wurde die Ausstellung in Anwesenheit von Filialdirektor Wolfgang Soldin, dem städtischen Beigeordneten Ulrich Schwab-Bachmann und Katharina Amfalder, seit eineinhalb Jahren Stadt-Archivarin, und vielen Erkrather Weggefährten eröffnet.

Zu Fuß ist Alfred Niek nicht mehr gut. Sein Ideenreichtum, sein Witz, seine Lebensfreude sind ungebrochen. Chic gemacht hat er sich aus Anlass der Ausstellungseröffnung: Wer besitzt schon eine Krawatte aus Fasanenfedern? Stolz und dankbar ist er über den Besuch der vielen Erkrather, vor allem aber über den Besuch von Reinhard Zech von Hymmen, dem Chef des Generationenanwesens von „Haus Unterbach“.

Reinhard Zech von Hymmen wohnt auf Gut Hochscheid am Römerweg. Am Beispiel dieses ehemaligen Bauernhofes wird das Landleben in der Fotoausstellung lebendig. Die harte Arbeit der Menschen in der Landwirtschaft wird mit jedem Bild deutlich. Frauen stehen ihren „Mann“. Sie arbeiten in Kuh- und Hühnerstall, von der Küchenarbeit ganz zu schweigen.

Kinder halfen bei der Ernte
und bekamen „Kartoffelferien“

Männer bestellen die Äcker mit Pferd und Flug, Egge oder Kultivator. Kinder helfen bei der Kartoffelernte oder beim Verziehen von Runkelrübenpflänzchen, meistens in den „Kartoffelferien“. Der Lohn war gering. Und trotzdem erfreuten sich die Menschen ihrer Arbeit, waren zufrieden, lebten gemeinsam. Noch heute berichten Zeitzeugen von den köstlichen Zuckerrübenbroten mit Malzkaffee als Zwischenmahlzeit auf dem Feld. Oder sie berichten von Obstwiesenbesuchen, heute genannt Mundraub, was die Bauern gar nicht liebten. Höhepunkt im Hofalltagsleben war sicherlich das Schlachten, Wursten und Fleischkonservieren des eigenen Viehs.

Die zahlreichen Bilddokumentationen der Ausstellung berichten eindrucksvoll von dieser Arbeit. Meist wurde das Wurstfleisch vom Fachmann, sprich herbeigerufenem Metzger, gewürzt. Das Verschließen der Wurstdosen an speziellen Geräten war dann wieder Kindersache. Das Probieren natürlich auch.

Wolfgang Soldin, der Sparkassendirektor, erinnerte sich bei Ausstellungseröffnung an die lange Zusammenarbeit mit Alfred Niek, die er immer wieder unterstützt habe. Als Baas der Erkroder Jonges brannte er dafür, dass die Tradition der Denkmäler und das Erkrather Landleben nicht in Vergessenheit gerieten. Wer Niek kennt, der weiß, dass er in früheren Jahren regelmäßig mit seiner Freundin Sita ins Neandertal fuhr, um „den Neandertaler“ mit frischer Farbe anzustreichen. Die Zornesausbrüche über die Entfernung der „unakademischen“ Neandertal-Figur haben seine Freunde noch im Ohr. Die alten Weggefährten von Alfred Niek erinnerten sich bei der Ausstellungseröffnung genau daran, wie die frische Wurst roch, wie der Mähdrescher auf dem Hof nach Diesel roch – oder auch wie Mutters Erbsensuppe roch. Alfred Nieks Schaffenskraft sprüht weiterhin, das verraten seine hellwachen Augen.

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