Hochdahl Astronomen sind gespannt auf Supernova

Erkrath. · Die Experten der Sternwarte in Hochdahl warten auf die Explosion eines Sterns.

 Andreas Schmidt erklärt das Sternbild des Himmelsjägers Orion (im Hintergrund).

Andreas Schmidt erklärt das Sternbild des Himmelsjägers Orion (im Hintergrund).

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Unter Astronomen und Weltraum-Fans geht derzeit eine Frage um: Wann explodiert Beteigeuze? Der Stern im Sternbild „Orion“ hat seit Oktober sichtbar an Helligkeit verloren. Für Fachleute ist das ein Anhaltspunkt, dass der Riesenstern immer instabiler wird. Bis er in einer sogenannten „Supernova“ explodiert, ist es also nur noch eine Frage der Zeit.

Dem Ereignis wird mit Spannung entgegen gefiebert, da es äußerst selten vorkommt und von der Erde aus spektakulär zu beobachten wäre. Auch Dr. Andreas Schmidt vom Stellarium Erkrath ist in freudiger Erwartung. „Die letzte Supernova in der Milchstraße hat Johannes Kepler 1604 beobachtet“, berichtet der Experte; „Deshalb wäre es für uns das größte Glück, die Nächsten zu sein“. Man schätzt, dass Sternenexplosionen nur etwa einmal in 100 Jahren pro Galaxie vorkommen. Die Ausgangslage ist heute nochmal eine andere als damals, da Kepler den Stern vorher nicht kannte und keine Schlüsse ziehen konnte.

Der Stern Beteigeuze ist
„nur“ zehn Millionen Jahre alt

Über Beteigeuze dagegen weiß man relativ viel. Er ist etwa 640 Lichtjahre von der Sonne entfernt und nur zehn Millionen Jahre alt (die Sonne über vier Milliarden Jahre). Vermutlich war er ursprünglich ein sogenannter „Blauer Zwerg“, also ein besonders heißer Stern mit rund 20-facher Sonnenmasse.

Wenn Sterne sich dem Ende ihrer „Lebenszeit“ nähern, blähen sie sich zu „Roten Riesen“ auf, bevor sie ihre Materie ins All abstoßen und nur ein kleiner Kern von hoher Dichte zurückbleibt. In diesem Zustand eines „Roten Überriesen“ befindet sich Beteigeuze schon, seit er von Menschen beobachtet wird. Wann es zur Supernova kommt, kann niemand sagen, es kann schon morgen passieren oder erst in 10 000 Jahren. Der Helligkeitsverlust von etwa 15 Prozent hat Astronomen jedoch aufhorchen lassen.

„Schon 1993 wurde beobachtet, dass Beteigeuze an Umfang verloren hat“, so Andreas Schmidt; „Jetzt ist es so, dass die Größe scheinbar stabil bleibt aber die Helligkeit abnimmt“. Die meiste Zeit befinden sich Sterne in einem Gleichgewicht zwischen Strahlungsdruck nach außen und ihrer Eigengravitation. Beteigeuze hat sich auf einen Durchmesser von über zwei Milliarden Kilometern (an Stelle der Sonne würde er bis über die Jupiter-Bahn hinausreichen) aufgebläht und ist dadurch dunkler und kühler geworden. Selbst die Kugelform kann er nicht mehr halten. In astronomischen Relationen kann es also nicht mehr lange dauern. Die Supernova würde über Wochen oder Monate als sehr heller Punkt sogar am Taghimmel zu sehen sein. Danach werden die Überreste wahrscheinlich zu einem Schwarzen Loch zusammenfallen. „Das hängt davon ab, wieviel Masse abgestoßen wird und wieviel übrig bleibt“ erläutert Andreas Schmidt. Man rechnet damit, dass Schwarze Löcher ab einer Restmenge von etwa 1,4 Sonnenmassen entstehen. Das Schwarze Loch, das 2019 erstmals „fotografiert“ werden konnte, hat sogar unvorstellbare sechs Milliarden Sonnenmassen – dem sollte man nicht zu nahe kommen. Beteigeuze wird dagegen wohl keinen Effekt auf die Erde haben, so dass man sich ganz auf das optische Spektakel freuen kann.

Vielleicht ist es aber auch schon längst passiert: Aufgrund der Entfernung sehen wir Beteigeuze so, wie er vor 640 Jahren aussah. Die letzte Supernova wurde übrigens 1987 dokumentiert – in der Großen Magellanschen Wolke, über 150 000 Lichtjahre von der Erde entfernt.

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