Anna kämpft gegen das Ertrinken

Anna Bartz vom Verein „Jugend rettet“ setzt sich für die Rettung von Flüchtlingen ein.

Anna kämpft gegen das Ertrinken
Foto: dj

Erkrath. Im Jahr 2015 ertranken nach offiziellen Angaben 3771 Menschen bei dem Versuch, über das Mittelmeer nach Europa zu flüchten. 800 davon allein in einer einzigen Nacht. Ein einheitliches staatliches Programm zur Seenotrettung im Mittelmeer gibt es bis heute nicht.

Anna Bertz, Botschafterin von „Jugend Rettet“

Für die Erkratherin Anna Bartz waren diese Schicksale der Auslöser, sich selbst engagieren und etwas dagegen tun zu wollen. Im Januar besuchte sie an der Uni Bonn einen Vortrag von „Jugend rettet“, einem 2015 in Berlin gegründeten gemeinnützigen Verein junger Erwachsener, der sich für die Seenotrettung von Flüchtlingen im Mittelmeer einsetzt. „Ich wollte nicht länger zusehen, wie Menschen, die über das Mittelmeer nach Europa wollen, ertrinken“, sagt sie.

Inzwischen ist Anna Bartz Botschafterin von „Jugend Rettet“ und sucht nun in Erkrath und Umgebung Mitstreiter, die sich ab Juni beispielsweise drei Wochen auf See oder im Versorgungshafen in Malta nützlich machen oder bereits jetzt beim Umbau des Schiffes in Emden helfen möchten.

Mit wechselnden Crews soll das Schiff von Juni bis November im Einsatz sein. Gesucht werden Ärzte, Psychologen, erfahrene Kapitäne und Steuermänner ebenso wie Zimmerleute für den Umbau des Fischtrawlers, der künftig 120 Personen an Bord nehmen und durch den Einbau eines Hydraulikkranes zusätzlich zwei Flüchtlingsboote schleppen können soll. Außerdem werden zwei Hauptverantwortliche für die Organisation größerer Spendenaktionen sowie die Koordination und Planung der Einsätze auf See gesucht. Der Einsatz ist ehrenamtlich, Reisekosten und Unterkunft übernimmt „Jugend Rettet“.

150 000 Euro Spenden konnte die Organisation bereits für den Kauf des Schiffes einwerben, allein 80000 Euro stammen von zwei Privatpersonen. Für den laufenden Betrieb werden die jungen Seenotretter allerdings jeden Monat weitere 40 000 Euro brauchen. Für die medizinische Erstversorgung an Bord freut sich das Team zudem über Medikamentenspenden beispielsweise von Praxen oder Krankenhäusern.

Anna Bartz ist in Erkrath aufgewachsen und hat sich in ihrem Geographiestudium auch mit medizinischen Fragestellungen beschäftigt. Heute arbeitet sie in Bonn als studentische Hilfskraft.

AnnaBertz

Mit Wasser hat sie eigentlich nichts zu tun, sagt sie, fügt dann aber hinzu, dass sie früher in der Rudergemeinschaft des Gymnasiums Am Neandertal war. Ausschlaggebend war das jedoch nicht. „Wenn ich in Syrien leben würde, würde ich weg wollen“, sagt sie und erklärt: „Viele Flüchtlinge sind gut ausgebildet und wissen, worauf sie sich einlassen, wenn sie in marode Boote ohne Funkgerät steigen. Allein können sie die Flucht jedoch nicht organisieren und so bleibt ihnen keine Alternative.“

In enger Kooperation mit dem Maritime Rescue Coordination Centre (MRCC) in Rom will „Jugend Rettet“ künftig Menschen in Seenot lokalisieren und an Bord nehmen, wo eine medizinische Erstversorgung durchgeführt werden soll. Auf Anweisung des MRCCs werden die Geretteten dann in den nächsten sicheren Hafen gebracht. „Unsere Aktionen werden mit dem MRCC abgestimmt“, erklärt Anna Bartz und erinnert an das Seenotrettungsgesetz, das jeden verpflichtet zu helfen, so lang die eigene Crew nicht in Gefahr ist. „Wir können den Krieg in Syrien natürlich nicht beenden“, sagt sie, „aber wir wollen zumindest helfen, dass weniger Menschen ertrinken. Oft scheint vergessen zu werden, dass Flüchtlinge nicht nur Zahlen sind, sondern dass sich hinter jedem ein menschliches Schicksal verbirgt.“

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