Die Verkehrsengel im Visier

Beim Blitz-Marathon hielten sich die meisten Autofahrer penibel genau an die Tempolimits.

Kreis Mettmann. Kaum steht die Kamera, muss sie auch schon wieder abgebaut werden. Das Lasergerät ist defekt. Innerhalb weniger Sekunden hat Polizeibeamter Dieter Stahl es wieder abmontiert. „Wir müssen ein neues Gerät holen. Keine Messung möglich. Die Kälte ist aber nicht dran schuld“, sagt er zu seinen drei Kollegen, die in der Einfahrt zum Parkplatz von Auto Unger an der Düsseldorfer Straße in Hilden stehen.

Die vier Polizisten sind im Einsatz für den Blitz-Marathon — so wie 60 weitere Kollegen im Kreis Mettmann auch. Ihre Aufgabe: Sie sollen Raser aus dem Verkehr ziehen. So will es Innenminister Jäger, auf dessen Initiative die Aktion im ganzen Land ins Leben gerufen wurde.

Seit sechs Uhr morgens sind die Beamten im Kreisgebiet auf den Beinen — auch in Hilden. „Wir arbeiten im Schichtdienst, dann geht es auch mit der Kälte“, sagt Polizist Klaus Mianecki aus Hilden. „Und wir haben heute ja Glück mit den null Grad tagsüber. Schlimmer hatten es die Kollegen heute Morgen.“

Die haben bei minus acht Grad gezittert. Das erzählt Udo Kutsche. Er ist Vorsitzender der Polizeigewerkschaft im Kreis Mettmann und hat schon seit den Morgenstunden seinen Kollegen auf der Straße einen Besuch abgestattet.

Kutsche ist auch bei seinen Kollegen in Hilden, um nachzufragen, wie es ihnen geht. „Die ganze Aktion sehen wir von der Gewerkschaft kritisch. Der Erfolg ist fraglich. Und die Kollegen werden gezwungen, stundenlang in der Kälte zu stehen.“ In seiner Hand hält er „Wärmegutscheine“, die er an die Beamten verteilt. „Damit können sie sich in einem Schnellrestaurant einen Kaffee oder etwas Warmes zu essen kaufen.“

Die Gutscheine haben die Polizisten in Wülfrath um 13.40 Uhr noch nicht eingelöst. „Wir sind ja gerade einmal eine Stunde im Einsatz. Aber später holen wir uns davon sicherlich etwas“, sagt Polizeihauptkommissar Michael Pütz. Mit sechs Kollegen steht er mit einem Lasergerät an der Flandersbacher Straße in Rohdenhaus und kontrolliert den Verkehr. „Aber es ist alles unauffällig. Bisher haben wir in einer Stunde drei Autofahrer rausgewunken. Aber allgemein können wir sagen, dass alles ruhig verläuft. Die Leute verhalten sich anständig“, sagt er.

Und wer auf die Straße schaut, sieht es ganz deutlich. Immer wieder bremsen Autofahrer ab, wenn sie ein Schild mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung sehen — und das punktgenau, so wie viele von ihnen es zuletzt in der Fahrschule gemacht haben. In Hilden freut das Michael Schindowski: „Dann haben die ganze Aktion und auch die Öffentlichkeitskampagne ja gewirkt“, sagt er.

Er, Stahl, Kutsche und die anderen am Hildener Standort stehen seit 15 Minuten an der vielbefahrenen Hauptstraße. Doch sie müssen niemanden rauswinken. Die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt bei 45 km/h. Klaus Mianecki: „Ich bin gespannt, ob das morgen auch noch der Fall ist. Es bleibt ja die Frage, wie so eine Aktion langfristig wirkt.“

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