Die Mär vom Zimmer in Schlafsaal-Größe

Politiker fordern, Vierbettzimmer abzuschaffen. Im Kreis Mettmann sind die schon längst so gut wie ausgestorben.

Kreis Mettmann. Der rechte BettNachbar telefoniert den ganzen Tag mit seiner Frau, der gegenüber guckt täglich mindestens acht Stunden Fernsehen, und der dritte Zimmergenosse murmelt ununterbrochen. So oder so ähnlich hat sich wohl der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn Krankenhausaufenthalte in Vierbettzimmern vorgestellt und im Dezember gesagt, dass diese „den Bedürfnissen der Menschen einfach nicht mehr gerecht“ würden.

Wie aber sieht es im Kreis Mettmann mit der Größe der Zimmer aus? Existieren die gescholtenen Vierbettzimmer noch? „Bei uns gibt es fast ausschließlich Zweibettzimmer“, sagt Ulrike Müller, Pressesprecherin des Klinikums Niederberg in Velbert. Außer in der Psychiatrie, auf der Palliativstation sowie der Etage für Privatversicherte gebe es ein bis zwei Vierbettzimmer. Diese werden genutzt, wenn das Haus voll belegt ist.

Im Evangelischen Krankenhaus Mettmann sind 250 Betten auf Zwei- und Dreibettzimmer verteilt. „Wir stehen vor dem Neubau, danach ist die Situation noch besser“, sagt Geschäftsführer Bernd Huckels. Für Privatversicherte gebe es eine separate „Hoteletage“. „Bei uns gibt es seit Jahren ausschließlich Zweibettzimmer“, sagt Ralf Hermsen, Geschäftsführer des St. Marien Krankenhauses Ratingen.

Zum Kplus-Verbund gehören die St. Josefs-Krankenhäuser in Hilden, Haan und Monheim. Der Kplus-Verbund verfügt über 1318 Betten. „Nur acht davon stehen in Vierbettzimmern“, sagt Pressesprecherin Cerstin Tschirner. Der Regelfall seien Dreibettzimmer.

CDU-Politiker Spahn hatte bei seinem Vorstoß darauf hingewiesen, dass die Aufenthaltsdauer in den Kliniken und in der Folge die Bettenzahl gesunken sei, so dass mehr Zweibettzimmer machbar seien. „Wir haben eine Auslastung von 80 Prozent“, hält Tschirner dem entgegen. Die Betten werden gebraucht. „Wenn wir alle Dreibett- zu Zweibettzimmer verändern müssten, würde das bedeuten, dass wir ein Drittel der Betten verlieren“, sagt Tschirner. Die Folge: Man müsste anbauen.

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