Der Tod einer Familie

„Der freundliche Nachbar“ hat seine Frau und zwei Kinder getötet und anschließend die Wohnung angezündet. Dabei kam auch er ums Leben.

Langenfeld. Am Vormittag erinnert kaum noch etwas an den Brand im zweiten Obergeschoss des Wohnhauses. Passanten verlassen mit dick bepackten Einkaufstüten den Rewe-Markt. Und auch im Tabakladen im Erdgeschoss des Hauses läuft der Betrieb, als sei nichts geschehen. Der Verkehr fließt wieder. Nur eine Polizistin bewacht den Hauseingang.

Das Wohnhaus an der Opladener Straße 120 in Langenfeld war am frühen Morgen zum Schauplatz einer Familientragödie geworden. Die Feuerwehr war um kurz vor 7 Uhr zu einem Brand gerufen worden — ein Schwelbrand, der schnell gelöscht werden konnte. Soweit Routine. Dann aber der Schock: Feuerwehrleute finden vier tote Menschen — ein Ehepaar und seine zwei Kinder.

Wenige Stunden nach dem Einsatz trifft Bürgermeister Frank Schneider an der Opladener Straße ein. Der Schock war ihm ins Gesicht geschrieben. Er könne sich nicht erinnern, wann es schon einmal einen ähnlich dramatischen Brand in Langenfeld gegeben habe. „Das ist eine unfassbare Tragödie“, sagt der stellvertretende Bürgermeister Dieter Braschoss knapp.

Zunächst hatte alles nach einem Unfall ausgesehen. Doch dann berichtet Polizeisprecher Frank Sobotta: „Es sind Spuren erkennbar, die darauf hindeuten, dass das kein normales Brandgeschehen war.“ Deshalb sei eine Mordkommission eingerichtet worden, die in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft die weiteren Ermittlungen übernehme. Im Laufe des Tages erhärtet sich der Vorwurf gegen den 34 Jahre alten Familienvater, das Feuer gelegt zu haben.

Mehr noch: Die Ermittler finden einen Abschiedsbrief, in dem der Mann sein Vorgehen schildert. Demnach hat er zunächst seine Partnerin und die Tochter, erst einen Tag später den Sohn getötet und schließlich den Brand gelegt. Die genaue Todesursache ist bei allen Opfern noch unbekannt.

Auch das Motiv der Tat ist unklar. „Wir sind auf der Suche nach Verwandten und Bekannten“, sagt Sobotta. Erste Bekannte hätten sich bereits gemeldet. Die Polizei geht nicht davon aus, dass noch weitere Personen an der Tat beteiligt waren.

Eine Nachbarin beschreibt die Kinder als „äußerst aufgeweckt“. Die Kleine sei ein „Wonneproppen“ gewesen, der Junge frech. Die Eltern hätten zurückgezogen gelebt, seien aber freundlich gewesen. Nichts habe auf eine psychische Erkrankung des Mannes hingedeutet.

Ehemalige Nachbarn aus Solingen, wo die Familie bis vor einem Jahr gelebt hat, beschreiben den Inhaber eines Computer-Ladens und seine koreanische Frau (33) als höflich, aber distanziert. „Es waren sehr saubere und adrette Leute“, sagt eine Bewohnerin des Mehrfamilienhauses. Auffällig sei der Umgang mit seiner Frau gewesen: „Er hat sie zur Seite gezogen und Englisch mit ihnen gesprochen“, sagt Peter Fahnler.

Der Koch wohnt mit seiner Frau Christine im selben Haus, in dem die damals noch dreiköpfige Familie die Dachgeschosswohnung bewohnt hat. In diesem Haus lebt auch der Vater (58) des Mannes, der seine Familie ausgelöscht haben soll. Freitagabend brannte in dessen Wohnung Licht. Sein zweiter Sohn, der in Leichlingen lebt, war bei ihm.

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