Der Kreis Mettmann ist bei der Altersmedizin schlecht versorgt

Das Klinikum Niederberg in Velbert und das Langenfelder Martinus Krankenhaus wollen geriatrische Abteilungen anbieten. Aber ihre Anträge sind bislang nicht bewilligt.

Kreis Mettmann. Die Menschen werden immer älter — und der Bedarf an spezieller medizinischer Versorgung für Senioren wächst. Hält die geriatrische Versorgung im Kreis Mettmann dieser Entwicklung stand?

Kreisdirektor Martin Richter hat zumindest Bedenken und ist deshalb beim NRW-Gesundheitsministerium vorstellig geworden. Er mahnt ein „angemessenes Angebot an stationärer geriatrischer Behandlungskompetenz“ für den Kreis an. Wo diese angesiedelt wird, ist aber noch völlig offen. Das regionale Planungskonzept für den Kreis Mettmann, hat das Land geantwortet, werde noch erarbeitet.

Das Thema hat jedoch an Dringlichkeit gewonnen, nachdem das St. Elisabeth-Krankenhaus in Velbert-Neviges, eine Fachklinik für Altersmedizin, im September geschlossen wurde. Mit 90 Betten im stationären Bereich und zehn in der Tagesklinik war es das einzige Haus dieser Art im Kreisgebiet.

Fachleute befürchten, dass diese Betten unwiederbringlich nach Wuppertal, wo der bisherige Krankenhausträger seinen Sitz hat, abwandern. „Und das kann nicht im Interesse der Menschen im Kreis Mettmann sein“, sagt Dr. Astrid Gesang, Geschäftsführerin des Klinikums Niederberg in Velbert.

Das Klinikum ist eines der beiden Krankenhäuser, die Anträge zur Einrichtung einer geriatrischen Abteilung gestellt haben — außerdem das St. Martinus Krankenhaus Langenfeld. „Der Bedarf ist einfach vorhanden“, sagt Gesang. 50 stationäre und zehn teilstationäre Betten — das ist das Velberter Paket, über das das Klinikum mit den Krankenkassen verhandelt. „Unabhängig von dem Ergebnis sind wir zwischenzeitlich gestartet“, so Gesang. Personal für die Altersmedizin wurde eingestellt. „Wir haben hier alle Voraussetzungen, uns fehlt nur die offizielle Zulassung für die Geriatrie.“

Darauf hat auch ihr Kollege Dr. Jörg Kösters, Verwaltungsdirektor des St. Martinus Krankenhauses, bislang vergeblich gewartet. „Wir hatten am 31. März 2011 einen Antrag beim Ministerium eingereicht, um eine geriatrische Abteilung mit 38 Betten eröffnen zu können. Wir haben bis heute nichts gehört“, sagt Kösters. Er vermutet, dass alle Anträge in Düsseldorf auf Wiedervorlage gelegt wurden, „weil der Krankenhausrahmenplan NRW überarbeitet wird“. Im Januar will er einen neuen Antrag stellen.

Der Plan, der von der Landesregierung beschlossen und zur Beratung in den Landtag eingebracht wurde, sieht unter anderem vor, die Versorgung älterer Menschen zu verbessern. Das bedeutet, dass altersspezifische Erkrankungen durch ein einfaches Screening besser erkannt werden. Jedem Menschen ab dem 75. Lebensjahr, der im Krankenhaus aufgenommen wird, werden standardisierte Fragen gestellt. Gibt es Hinweise auf ein vermindertes Erinnerungsvermögen, eine Häufung von Krankheiten oder Hilfsbedürftigkeit im Alter, wird der geriatrische Versorgungsbedarf weiter abgeklärt.

Aus Sicht von Chefarzt Dr. Alexander Klink vom Klinikum Niederberg ist nicht nur die medizinische Versorgung geriatrischer Patienten wichtig. Er betont die Bedeutung von Therapiemöglichkeiten, die trotz Erkrankungen ein weitgehend selbstständiges Leben zu Hause ermöglichen. Deshalb gehörten auch Physio- und Ergotherapie, Sprach- und Schlucktherapie zum Bereich Geriatrie.

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