Das Kröten-Orchester von Grube 7

In dem ehemaligen Steinbruch wurden erfolgreich Kröten angesiedelt, die nicht zu überhören sind.

Haan. Von Haaner Froschkonzerten kann in der Grube 7 keine Rede sein. Zumindest werden keine Auftritte mit artenreicher Besetzung geboten. Warum das so ist, kann Bernhard May schnell beantworten: „Es gibt unter den Lurchen in Deutschland drei große Musikanten. Den Wasserfrosch, den Laubfrosch und die Kreuzkröte. In der Grube 7 lebt von diesen Dreien aber nur die Kreuzkröte“, sagt der Leiter der Unteren Landschaftsbehörde.

Das im Haaner Ortsteil Gruiten keine mehrstimmigen Gesänge ertönen, heißt jedoch keineswegs, dass sich ein Besuch dort nicht lohnt. Denn seit mehr als drei Jahrzehnten entwickelt sich im ehemaligen Kalksteinabbaugebiet ein artenreiches Biotop, das die Herzen von Naturliebhabern höher schlagen lässt.

Schmetterlinge, Grasmücke, Zilpzalp: Die Liste der attraktiven Bewohner ist lang. Bis hin zu den besagten Kröten, die weit über die Haaner Stadtgrenzen hinaus von sich Reden machen. Denn in der Grube 7 fühlen sich nicht nur Kreuzkröten, sondern auch Geburtshelferkröten heimisch, die seit längerem auf der Roten Liste der gefährdeten Arten zu finden sind.

Würde diese Spezies aussterben, wäre das auch ein Verlust in Sachen praktizierter Rollenverteilung der emanzipierten Art: Im Gegensatz zu anderen Amphibien, die sich eher traditionell im Wasser paaren und ihren Laich dort zurücklassen, übernimmt bei dieser Spezies das Männchen die Brutpflege.

„Der Mann hilft der Frau beim Eierlegen, nimmt die Eier an sich, pflegt sie in seiner Höhle und bringt sie erst ans Wasser, wenn die Kaulquappen schlüpfen wollen. Damit er sie nicht auf dem Weg verliert, bindet er sich die Laichschnüre an die Beine“, klärt Bernhard May über die familiären Gepflogenheiten der Geburtshelferkröte auf.

Damit solche Form der Rollenverteilung auch weiterhin Schule machen kann, engagiert sich die Haaner Agnu (Arbeitsgemeinschaft für Natur und Umwelt) seit Jahren dafür, dass die Kröten in der Grube 7 optimale Lebensbedingungen vorfinden. Erst vor drei Jahren wurde eine eigens dafür vorgesehene, 1700 Quadratmeter große Fläche mit Vlies und einer 1,6 Tonnen schweren Teichfolie ausgelegt. Insgesamt gibt es dort jetzt zehn Teiche, die Kröten und Molchen ausreichend Lebensraum bieten sollen.

Dass sich die dezente Geräuschkulisse der kleinen Froschlurche anhört wie ein Glockenkonzert, hat der Geburtshelferkröte übrigens auch noch den Namen „Glockenfrosch“ eingebracht.

Wer Zeuge eines solchen Konzertes werden möchte, sollte an einer der Führungen der Haaner Landschaftswarte Hans-Joachim Friebe und Volker Hasenfuß teilnehmen. Die beiden Mitarbeiter der Haaner Agnu kennen sich bestens aus in der Grube 7 und wissen, wer so „singt“.

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