Das Ende des Schweigens
Im Kreis ist ein Missbrauchsfall aus den 1950er- Jahren dokumentiert. Ein Ordensbruder wurde damals zu drei Jahren Haft verurteilt.
Kreis Mettmann. Viele Missbrauchsfälle haben die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche schwer erschüttert. Nach Jahren des Schweigens fassten immer mehr Opfer Mut, über den Missbrauch, den sie als Kind oder Jugendlicher in der „Obhut“ der katholischen Kirche erlitten hatten, zu sprechen.
Mit Offenheit und Information will die Kirche im Kreis Mettmann Missbrauch in Zukunft verhindern. Auch hier hatte es vor vielen Jahren einen Fall gegeben. Darauf machte ein Leser aus Velbert-Neviges die WZ aufmerksam. 1952 wurde ein Ordensmitglied des dortigen Franziskanerklosters wegen sexuellen Missbrauchs an zwei Mädchen (elf und 13 Jahre alt) zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt.
Noch heute können sich alte Nevigeser an diesen Fall erinnern. Und immer wieder wird behauptet, dass der Pater sogar Vater eines Kindes geworden sei. Pater Norbert Plogmann, Provinzialminister der Deutschen Franziskanerprovinz in München, hat die Unterlagen zu den Missbrauchsfällen im Archiv des Ordens aufgespürt. In der Ordenszentrale wird die Personalakte des Priesters, der 1989 verstorben ist, noch aufbewahrt.
Laut Pater Plogmann wurden die Taten nicht im Nevigeser Kloster begangen. Die Namen der beiden Opfer sind dem Orden bekannt. Der Verdacht, der Priester habe das 13 Jahre alte Mädchen geschwängert, das 1952 ein Kind auf die Welt brachte, bestätigte sich damals nicht.
Das Gericht sah es nach „zwei Blutgruppenuntersuchungen und einem erbbiologischen Gutachten“ als erwiesen an, dass der Priester nicht der Vater sein konnte. Der Verdacht fiel danach auf den Adoptivvater des Mädchens, weil er versucht hatte, sich das Leben zu nehmen. Der geständige Pater wurde vom Gericht schuldig gesprochen, sich an „zwei Mädchen unsittlich vergangenen zu haben“, schrieb 1952 die Westdeutsche Neue Presse.