Corona-Pandemie Krefelder Zoo: Ziel ist der Schutz von Pflegern und Tieren

Krefeld · Der Krefelder Tierpark hat Notfallpläne erarbeitet, damit bei Corona-Fällen im Zoo andere Kollegen die hochspezialisierte Pflege übernehmen können.

 Tierpflegerin Yvonne Wicht kümmert sich unter anderem um Esel Ciara. Die Mitarbeiter vermeiden alle den Kontakt, auch außerhalb des Zoos, damit Pfleger nicht bei Verdacht auf oder Ansteckung mit Covid 19 in Quarantäne müssen. Bislang gibt es keinen solchen Fall im Zoo.

Tierpflegerin Yvonne Wicht kümmert sich unter anderem um Esel Ciara. Die Mitarbeiter vermeiden alle den Kontakt, auch außerhalb des Zoos, damit Pfleger nicht bei Verdacht auf oder Ansteckung mit Covid 19 in Quarantäne müssen. Bislang gibt es keinen solchen Fall im Zoo.

Foto: Andreas Bischof

Der letzte von drei jungen Löffelhunden im Krefelder Zoo sitzt schon auf gepackten Koffern. Er wird sehnlichst von einem Weibchen im Stuttgarter Zoo erwartet, um dort die Zucht der zur Familie der Caniden gehörenden Gruppe erfolgreich fortzusetzen. Doch daraus wird erst einmal nichts. Wegen der Corona-Pandemie ist nicht nur der Zoo für das Publikum geschlossen, sondern auch alle Aktivitäten des Zuchtbuchamtes, Tiertransporte und Kongresse sind eingestellt und abgesagt.

„Die Verzögerung beim Umzug geht in dem Falle noch gut, weil er sich prima mit seinem Vater versteht“, erzählt Biologin Cornelia Bernhardt. Doch je länger das Zusammensein dauert, könnte es doch noch problematisch werden. Jungtiere verlassen bei den meisten Arten mit Geschlechtsreife ihre Herkunftsfamilie und gehen eigene Wege. Das ist wichtig für die Arterhaltung, aber auch um mögliche Rivalitäten und Kämpfe zu vermeiden. Auch zwei junge ausgewachsene Purpur-Tangare (Vögel im Regenwaldhaus) und ein junges Faultier sind bereits abgetrennt und warten auf den geplanten Umzug. Das Faultier soll in den Zoo von Zagreb umsiedeln, ein für die weitere Zucht geeignetes Weibchen ist schon dort. „Aber die Grenze ist zu“, sagt Bernhardt. Zwar seien Tiertransporte nicht grundsätzlich verboten, aber lange Staus vor den Grenzübergängen und stundenlanges Warten wollen alle zum Wohle der Tiere vermeiden. „Wir warten jetzt erst einmal ab, wie sich die Lage in den nächsten Wochen entwickelt.“

 Tierpfleger Ronald Melcher arbeitet in der Futterküche. Auch in Zeiten von Corona warten die Tiere auf ihre Leibspeisen.

Tierpfleger Ronald Melcher arbeitet in der Futterküche. Auch in Zeiten von Corona warten die Tiere auf ihre Leibspeisen.

Foto: Andreas Bischof

Die Tiere ahnen nichts von der Bedrohung der Menschen

Die Tiere im Zoo ahnen nichts von der Bedrohung der Menschen und folgen ihrem natürlichem Rhythmus. „Dennoch habe ich den Eindruck, dass sie die Menschen vermissen“, sagt Cornelia Bernhardt. Als sie bei ihrem täglichen Rundgang am Gehege der Löffelhunde vorbeikommt, springt einer von ihnen direkt auf und schaut neugierig in ihre Richtung.

Insgesamt 28 Pfleger, mehrere in Teilzeit, arbeiten im Krefelder Zoo. Die meisten haben schon ihre Ausbildung dort absolviert. Jeder hat sein Revier, jeder kennt die notwendigen Aufgaben und Besonderheiten seiner Schützlinge. „Wegen der besonderen Situation haben wir die Arbeitsweisen im Zoo umgestellt und achten ganz stark auf Kontaktminimierung“, sagt Zoo-Ärztin Stefanie Markowski. Ein extra dafür gebildetes Krisenteam habe ein Maßnahmenprogramm entwickelt, das täglich aktualisiert und angepasst werde. „An erster Stelle stehen für uns die Sicherheit der hier arbeitenden Menschen sowie die Tiere und deren Versorgung“, so Stefanie Markowski. Man sei im engen Kontakt mit anderen Zoos, informiere sich täglich über den neuesten Stand zur Menschen-Gesundheit beim Robert-Koch-Institut und zur Tierhaltung beim Friedrich-Löffler-Institut. Zusammen mit den Informationen des Weltzooverbandes und anderer wichtiger Einrichtungen würden die betrieblichen Unterweisungen für alle Mitarbeiter verfasst, wie täglich der Umgang im Zoo zu erfolgen habe.

Eine Konsequenz daraus ist, dass nur noch ein Tierpfleger in einem Bereich arbeitet, die Pausen nicht mehr eng gemeinsam miteinander verbracht werden, Duschen jeweils allein genutzt werden und auf den Wegen – wie überall in Deutschland – der Mindestabstand von zwei Metern eingehalten wird. „Auch wir beiden Tierärzte arbeiten getrennt voneinander in verschiedenen Räumen, bei einem Ausfall gibt es auch noch eine Vertretung“, erzählt Stefanie Markowski. Sollten in einem tiermedizinischen Notfall gemeinsames Arbeiten und weitere Helfer notwendig sein, dann mit Handschuhen und Schutzkleidung.

„Im Gegensatz zu anderen Unternehmen haben wir einen hochspezialisierten Tierbestand, der nur von Fachpersonal gepflegt werden kann“, betont Stefanie Markowski. Deshalb vermeiden alle den Kontakt, auch außerhalb des Zoos, damit Pfleger nicht bei Verdacht oder Ansteckung mit Covid 19 in Quarantäne müssen. Bislang gebe es keinen solchen Fall im Zoo.

Desinfektion, Nies-Etikette und Hygiene an der Tagesordnung

Hygiene, Desinfektion und Nies-Etikette sind selbstverständlich. Darüber hinaus haben die Verantwortlichen im Zoo Notfallpläne vorbereitet. „Damit die Tierversorgung auch durch Pfleger anderer Reviere erfolgen kann und sichergestellt ist“, so die Veterinärmedizinerin. Täglich sammelt sie dazu Daten und gleicht sie ab, damit alle die Informationen zur speziellen Fütterung, zu möglichen erforderlichen Medikamentengaben, der richtigen Pflege und der Eigenheiten der jeweiligen Tiere im Notfall parat haben. „Es gibt eben auch Tiere, die sich nicht gut leiden können oder Futterneid bei der Fütterung entwickeln.“ Das muss der jeweilige Pfleger jedoch wissen.

Die Kommunikation im Zoo klappt trotz des einzuhaltenden Abstands auch in Zeiten von Corona gut. „Die Benutzung von Funksprechgeräten ist bei uns usus, und so können Informationen über den gesamten Zoo zeitgleich verteilt werden“, sagt Stefanie Markowski. Dennoch hofft sie ebenso wie alle anderen, dass dieser Zustand nicht Monate andauert, für die Mitarbeiter, die Tiere, die notwendigen Zuchtbuchprogramme und natürlich für die Besucher. „Alle paar Minuten bleiben tagsüber Menschen vor dem Schiebetor am Parkplatz an der Violstraße stehen und schauen zu den Eseln, Pelikanen und den Kamelen ’rüber. Das ist bitter und tut mir für alle leid“, beschreibt es Cornelia Bernhardt.

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