Schildbürgerstreich in Krefeld Häuser in Fischeln müssen nach 35 Jahren ihre Hausnummern tauschen

Fischeln · Seit 35 Jahren haben sechs Häuser in Krefeld die falsche Hausnummer. Weil jetzt eine Dachgaube ausgebaut werden soll, mussten alle Schilder geändert werden.

 Brigitte Krambröckers zeigt auf die Hausnummerierung an ihrem Eingang, die 35 Jahre lang bei den Nachbarn angebracht war.

Brigitte Krambröckers zeigt auf die Hausnummerierung an ihrem Eingang, die 35 Jahre lang bei den Nachbarn angebracht war.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

35 Jahre hat die Familie Krambröckers in Fischeln an der Molanusstraße 46 gewohnt. Doch vor wenigen Monaten flatterte dem Ehepaar ein Brief von der Stadt ins Haus: „Durch einen Hinweis eines örtlichen Netzbetreibers wurden wir darauf aufmerksam gemacht, dass an ihrem Stichweg die Hausnummern vor Ort in umgekehrter Reihenfolge angebracht worden sind“, teilte das Amt für Vermessungs- und Katasterwesen bereits im Juli mit und bat um Änderung. „Ich habe mich so dermaßen darüber aufgeregt“, sagt Brigitte Krambröckers und fragt sich: „Warum hat die Stadt selbst uns dann immer Post an diese Adresse geschickt? Jetzt fällt ihnen plötzlich ein, wir wohnen falsch!“

Was Außenstehenden besonders absurd erscheint: Betroffen sind in der besagten Stichstraße gerade mal sechs Häuser, deren Hausnummern jetzt – nach 35 Jahren – in spiegelverkehrter Reihenfolge neu angebracht werden müssen. Bedeutet: Aus der Hausnummer 50 wird die 40, aus der 40 wird die 50, aus der 48 die 42 und umgekehrt – und Familie Krambröckers tauscht mit dem Nachbarhaus: Statt in der 46 wohnen die Krambröckers nun in der 44. Dadurch, dass die beiden letztgenannten Häuser direkt nebeneinander liegen, lag ein Tausch mit einfachem Werkzeug nahe. „Ich bin gelernter Maschinenschlosser, für mich war das kein Problem“, sagt Bernd Krambröckers, der zum Schraubenzieher griff. „Außerdem stehen wir uns gut mit unseren Nachbarn“, ergänzt seine Ehefrau. Einen schnellen Wechsel, ganz ohne Kosten und völlig unbürokratisch, stand also nichts mehr im Wege.

Bei manchen anderen Nachbarn soll das schon anders gewesen sein, zumal die Hausnummern nicht nur einfach Metallschilder gewesen seien, sagt Brigitte Krambröckers. Einer der Anwohner hat sogar den Oberbürgermeister um Hilfe gebeten. Doch erneut meldete sich vor wenigen Wochen das Amt für Vermessungs- und Katasterwesen: Eine Ausnahme nach der Ordnungsbehördlichen Verordnung könne aber nicht erteilt werden, hieß es. Da zudem eine Frist zur Berichtigung der Hausnummern nicht gewahrt worden sei, wurde zudem ein Bußgeld angedroht, falls die Nummerierung bis zum 2. Dezember nicht erfolgt sei.

Erst durch einen Bauantrag ist der Fehler aufgefallen

Aufgefallen sind der Stadt die falschen Hausnummern übrigens nur, weil einer der Nachbarn den Ausbau einer Dachgaube bei der Verwaltung beantragt hatte. „Dann begann das ganze Palaver“, sagt Brigitte Krambröckers und erzählt von vielen Telefonaten und viel Lauferei ihres Mannes, um die Adresse bei Versicherungen, anderen Organisationen und der Verwaltung selbst im Personalausweis ändern zu lassen. Immerhin: „Seitens der Stadt wurde eine Gebührenbefreiung erteilt“, so ein Sprecher der Stadt. Wie die Verwaltung weiter mitteilt, sei die Einmessung der damals neu errichteten Gebäude im Dezember 1984 erfolgt. Entsprechende seien die Lagebezeichnungen mit den amtlichen Hausnummern ins Liegenschaftskataster übernommen worden. „Diese Veränderungen wurden den Eigentümern durch Übersendung des Veränderungsnachweises Nr. 20071/85 vom 9.4.1985 und einer Kopie der Flurkarte mitgeteilt. Zu diesem Zeitpunkt wurde die amtliche Hausnummer übermittelt und hätte bereits zu diesem Zeitpunkt korrigiert müssen“, heißt es. Die Krambröckers weisen jede Schuld von sich: „Wir haben das Haus mit der Nummerierung damals so übergeben bekommen.“ Offenbar war das auch bei den Nachbarn nicht anders.

Wie dem auch sei. Die Spuren des Hausnummern-Chaos sind heute noch deutlich am Anfang der Stichstraße sichtbar: Passanten, die aus Ortsrichtung kommen, sehen dort auf das Schild mit der Nummerierung „50 – 40“. So, wie es nun die Verwaltung angeordnet hat. Auf der Rückseite aber, vom Wendehammer kommend, ist die Reihenfolge noch in der alten Anordnung jetzt ein falscher Wegweiser: „40 – 50“. Zahlenwirrwarr an der Molanusstraße.

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