Zwischenbilanz: Neue Projekte beleben das Samtweberviertel

Teilnehmer ziehen nach zwei Jahren positive Zwischenbilanz. Das Kirschblütenfest findet am 23. April statt.

Zwischenbilanz: Neue Projekte beleben das Samtweberviertel
Foto: D. Jochmann

Krefeld. Bei der jährlichen Veranstaltung „Großer Viertelratschlag“ wird von den Teilnehmern über die Zukunft des Projekts „Nachbarscharf Samtweberei“, diskutiert. Knapp 150 Aktive, Bewohner und Interessierte bevölkern dazu in diesem Jahr die Räume des Südbahnhofs an der Saumstraße und diskutieren über Pläne und Initiativen für die nächsten Monate.

Als einen „Kompass für die Projektentwicklung“ sieht Robert Ambrée von der Bonner Montag-Stiftung den „Großen Viertelsratschlag“ für die Weiterentwicklung der Quartiere rund um die alte Samtweberei an der Lewerentz-/Tannenstraße. Ambrée kündigte unter anderem für den 23. April eine Neuauflage des Kirschblütenfestes auf dem Alexanderplatz an und erntete dafür Beifall.

Genau zwei Jahre nach dem Start des Projekts „Samtweberviertel“, das Stadt und die Stiftung angestoßen haben, ist das Treffen sowohl eine Zwischenbilanz wie auch ein Ausblick, verpackt in ein buntes und kreatives Programm. Stifterin Frauke Burgdorff spricht dazu mit Gästen, die sich selber in die Runde einladen.

Da war etwa der Kurde Özdemir, der bedauert, dass es für seine Nationalität in Krefeld im Gegensatz zu vielen anderen keinen eigenen Verein gebe. Spontan meldet sich aus dem Publikum Eleni Biskini-Fischer von der Diakonie, die ihm konkrete Hilfe für eine Vereinsgründung anbietet.

Aus dem Nachbarhaus mit dem Emmaus-Tagestreff kommt die Ankündigung, dass es bald schon ein Open-Air-Kino geben wird. Dafür werden allerdings für die notwendige Fassadenverputzung noch helfende Hände gesucht. Als relativ neues Gremium stellt sich der „Viertelsrat“ vor, der unter anderem über Projekte entscheidet. Derzeit hat er elf Mitglieder. Darunter Vertreter des Bürgervereins Bahnbezirk, der Bürgerinitiative Rund um St. Josef, künftige Bewohner des Denkmalbereichs wie Peter Ewertz, Markus Kossak als Mieter des Pionierhauses oder Reiner Gropp, der dort den Graswurzelgedanken vertritt.

Grundprinzip bei der Entscheidungsfindung im Rat ist der Konsens im Gegensatz zu Mehrheitsbeschlüssen. Mehrere Arbeitskreise befassen sich mit der weiteren Entwicklung, deren Schwerpunkte in der Kinder- und Jugendarbeit und vor dem Hintergrund der Neuankömmlinge im Stadtteil auch in der Sprachvermittlung liegen.

Zwei dicke bauliche Brocken stehen in nächster Zeit an. Die 36 Wohnungen in den beiden denkmalgeschützten Bereichen sollen im kommenden Jahr bezogen werden. Mietüberschüsse kommen dann der Arbeit im Viertel zugute. Das andere Projekt ist die künftige Nutzung der rund 3000 Quadratmeter großen Shedhallen im Innenbereich. Ein Teil soll für rund 40 Stellplätze einer Quartiersgarage reserviert werden. Mehrere Dachelemente werden entfernt, um darunter einen Samtwebergarten entstehen zu lassen. Weitere Ideen konnten Mitspieler über ein am Monopoly-Vorbild ausgerichtetes Brettspiel eingebracht werden. Die Idee zum Spiel stammt von Johannes Jansen und Norbert Krause. Nicht zuletzt bilanziert Robert Ambrée die „Viertelstunden“ an Arbeit, die die Mieter des Pionierhauses im und für das Viertel im vergangenen Jahr geleistet haben. Drucken, Texten, Sprachvermittlung, Nachhilfe, Anpacken, Filmen, Bauberatung, Upcycling, Malen und Werkeln mit Kindern sind einige dieser Arbeiten. Die „Pioniere“ haben sich dazu verpflichtet und bezahlen im Gegenzug für ihre Räume eine sehr günstige Miete. 1128 Arbeitsstunden flossen auf diese Weise seit einem Jahr in das Samtweberviertel.

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