Andere Wege und Flughöhen Zum Fluglärm über Krefeld wird es neue Messungen geben

Krefeld · Interview Tönisvorsts Bürgermeister Thomas Goßen, Vorsitzender der Fluglärmkommission, über neue Routen und Ratschläge für Betroffene.

 Eine Landung am Flughafen Düsseldorf: Das Krefelder Stadtgebiet wird an der Grenze zu St. Tönis von Maschinen überflogen.

Eine Landung am Flughafen Düsseldorf: Das Krefelder Stadtgebiet wird an der Grenze zu St. Tönis von Maschinen überflogen.

Foto: picture alliance / Federico Gamb/Federico Gambarini

Herr Goßen, die digitale Modru-Route soll ab Spätsommer 2020 Verbesserungen beim Fluglärm für St. Tönis und Krefeld bringen. Allerdings ist von lediglich zehn Prozent weniger Flügen die Rede – ist das nicht ein Tropfen auf den heißen Stein?

Thomas Goßen: Richtig ist, dass die digitale Variante erst einmal zehn Prozent der Flüge übernehmen wird. Digitale Variante zu analoger Route: Das ist im Moment sicherlich der Tropfen auf den heißen Stein, aber eben der Einstieg in eine präzisere Zukunftstechnik.

Glauben Sie, dass sich mittels moderner Technik der Fluglärm in den kommenden Jahren noch weiter verringern lässt?

Goßen: Das ist grundsätzlich möglich. Insbesondere durch die Umstellung der Flotten auf die jeweils neueste Generation. Zur Anschauung: Flugzeuge, die bei Einführung von Modru damals regelmäßig genutzt wurden, waren beispielsweise deutlich lauter als die heute im Einsatz befindlichen Maschinen. Heute versucht man, die Lärmquellen durch angepasste Konstruktionen abzustellen – mit zum Beispiel geänderter Triebwerkstechnologie. Man forscht aber ebenso zu weiteren Geräuschquellen eines Flugzeuges: So produzieren beispielsweise Tragflächen und das Fahrwerk bei der Landung Lärm.

Wie sieht die Fluglärm-Situation aktuell grundsätzlich für die betroffenen Kommunen wie Krefeld, Tönisvorst und Willich aus?

Goßen: Rund 25 Prozent des Abflugverkehrs vom Düsseldorfer Flughafen in Westwindrichtung wird über Modru abgewickelt. Die Lärm-Werte sind – nahezu seit Einführung dieser Route – konstant. Es wird aber in den nächsten Monaten – auf Wunsch von uns Städten – neue Messungen geben.

Wie bewerten Sie das Verhältnis zwischen dem Flughafen Düsseldorf und der Fluglärm-Kommission, kurz FLK?

Goßen: Die FLK berät das Verkehrsministerium – so der Auftrag an die Kommission. Natürlich steht die FLK im Spannungsverhältnis zu den wirtschaftlichen Interessen des Flughafens. Ich persönlich erlebe den Umgang mit dem Düsseldorfer Flughafen aber als sehr fair.

Sie raten Bürgern, die sich massiv gestört fühlen, Datum und Uhrzeit der Lärmbelästigung aufzuschreiben. Was versprechen Sie sich davon?

Goßen: Wenn ich den Eindruck habe, dass ein Flugzeug besonders niedrig war, oder es immer die gleiche Maschine ist, die zu spät kommt, oder es ein anderer Ausreißer ist – wie zum Beispiel ein besonders lautes Flugzeug –, dann lässt sich das mittels Datum und Uhrzeit anhand der Flugdaten verifizieren und überprüfen – ein Erkenntnisgewinn und damit eine Möglichkeit, diese Lärmquellen anzugehen.

Viele Betroffene befürchten, dass Düsseldorf die Zahl der Starts und Landungen ausweitet. Ist die Sorge berechtigt?

Goßen: Über den Antrag auf Kapazitätserweiterung wird schon seit 2013 gesprochen. Das Verfahren läuft immer noch, und sowohl die Bürgerinnen und Bürger als auch die Städte haben Einspruch gegen diese gewünschte Kapazitätserweiterung im Verfahren vorgebracht. Dass es bis jetzt noch kein Ergebnis gibt, heißt zwar nicht, dass die Gefahr gebannt ist. Die Tatsache aber, dass es bis heute nicht genehmigt ist, sehe ich persönlich als Erfolg.

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