Schützen Krefeld hat zum ersten mal eine Schützenkönigin

Krefeld · Mit dem 118. Schuss holte die Krefelderin Gabriele Leigraf den Vogel herunter. Sie ist neue Regentin der Stadtschützen.

Da wusste sie noch nichts von ihrer neuen Rolle als Regentin der Krefelder Stadtschützen: Gabriele Leigraf auf dem Weg zum Vogelschuss.

Da wusste sie noch nichts von ihrer neuen Rolle als Regentin der Krefelder Stadtschützen: Gabriele Leigraf auf dem Weg zum Vogelschuss.

Foto: NN

Die Majestät der Stadtschützen ist erstmals weiblich und heißt Gabriele Leigraf. Sie hatte als Gabriele I. beim Bockumer Schützenfest im Juni als erste Königin seit 1611 den Thron bestiegen. Mit dem 118. Schuss auf den Vogel konnte sie beim Stadtschützen-Königsschießen ihre männlichen Bewerber in die Schranken verweisen.

Ab 17 Uhr ging es am Samstag in Verberg zur Sache. Erst hatten alle 18 bisherigen Könige geschossen, dann wurden stärkere Patronen eingesetzt und es blieben sechs ernsthafte Bewerber übrig. Die waren mit Ehrgeiz dabei und boten vielbeachtete Schießkünste. Doch für die nächsten vier Jahre repräsentiert  „Gaby“ nun die Krefelder Schützen. Im Saal der Gaststätte Kleinlosen übergaben ihr Bürgermeisterin Karin Meincke und Organisator Hartmut Schmitz die Königskette. Sie wird nun die Krefelder Schützen vertreten.

Austragungsort war
in diesem Jahr Verberg

Die Ermittlung der neuen Repräsentantin erfolgte am  vergangenen Samstag in Verberg auf dem Gelände der Gaststätte Kleinlosen. Gastgeber war der Verberger Schützenverein. Am frühen Nachmittag versammelten sich die teilnehmenden Schützenvereine vor der Christus- König-Kirche an der Zwingenbergstraße. Da zogen schon dunkle Wolken auf und nur die schmucken Uniformen sorgten für ein freundliches Bild.

Es folgte ein Gottesdienst in der kleinen Dorfkirche. Pfarrer Heinz Herpers zelebrierte die Messe. Im kleinen Chorraum hatte das Pfarrorchester St. Andreas Gellep-Stratum Platz genommen und sorgte für klangvolle Musik und Liedbegleitung. Schützen übernahmen die Lesung und die Fürbitten. In seiner Predigt lobte Herpers die Gemeinschaften: Ich bin froh, dass Sie das Miteinander pflegen und die Menschen bei Ihnen einen Zusammenhalt spüren und erleben können“ .

Nach dem Auszug, einige Traditionsfahnen und der bisherige Stadtschützenkönig Heinz Günter Schrader an der Spitze, nahm man Aufstellung vor der Kirche. Mit „Stillgestanden, richt Euch“ nahm man Haltung an und dann ging es mit Sang und Klang durch einige nahe Verberger Straßen. Der lange schon drohende Regen setzte ein, und es war kein Wunder, dass keine Menschenmassen am Rande den tapferen Marschierenden zujubelten.

Der Vogel hielt
sich tapfer

Im großen Restaurantgarten wartete der Schießmeister  schon auf den Wettbewerb. Der Krefelder Arbeitskreis hatte sich die Aufgabe erleichtert und Kran, Schießkasten und Vogel nebst Bedienung aus Münster eingekauft. Da der Gastwirt zusätzlich kleine Zelte aufbaute, konnte man dem Ereignis trotz schlechten Wetters gut folgend. Aber alle waren froh, als im Saal von Haus Kleinlosen der Krönungsball stattfand. Am Freitag, 28. September, ab 19.30 Uhr, gibt es auf dem Rathausplatz den Großen Zapfenstreich (gegen 20.45 Uhr).

Die DNA der Krefelder
Schützenvereine

Das Schützenwesen lebt von seiner Vielfalt. Die WZ stellt die seit 1997 im Arbeitskreis Krefelder Schützenvereine zusammengeschlossenen neun Schützengruppen vor. Sie alle eint der Spaß am Brauchtum; doch sie unterscheiden sich in ihrer „DNA“: Die einen agieren in einem fast geschlossenen Ortsteil, andere wiederum haben sehr viele Mitglieder, wieder andere erneuern sich ständig. Die WZ stellt die Vereine vor und sortiert sie nach dem Entstehungsjahr:

Linner Schützenverein 1388

Der älteste Verein hat mehr als 600 Mitglieder – und zwar nach eigenen Angaben „vom Kleinkind bis zum Urgroßvater“. Er besteht aus elf Kompanien und 13 historischen Gruppen. Nächstes Vogelschießen ist im Mai 2019.

Bürger-Schützen-Gesellschaft 1451 Fischeln

18 Kompanien und zwölf weitere Gruppen von Artillerie bis Jungschützen. Der Verein ist engagiert im Stadtteil, zuletzt bei Fischeln Open, und bekannt für reiches Schützensilber.

Historische Schützenbruderschaften Hüls 1464/1598

Sie konnten am Samstag wegen eigener Verpflichtungen nicht mitwirken. In Hüls sind sie fest im Gemeindeleben verankert. Alle drei Jahre feiern sie Schützenfest. Schützenkönig kann jedes aktive Mitglied werden.

Bockumer Schützenverein 1611

Der Verein agiert im Dreijahresrhythmus: Schützenfest mit Umzug - Open-Air-Fest- (im Juni 2019 als Ersatz für das frühere Nix-Jahr) - Königsvogelschießen. Erstmals seit seiner Gründung stellt er eine Schützenkönigin: Die neue Stadtschützen-Regentin Gabriele Leigraf tat auch in Verberg den Siegerschuss, den 576.ten.

St.-Sebastianus-Schützen-Gesellschaft 1652 Oppum

Als 2004 ein neuer Vorsitzender den Vorsitz übernahm, wandelte er den Verein um in eine Bruderschaft (BHDS) und wurde 2006 ihr erster Brudermeister. Die Schützen pflegen regen Kontakt zur Oppumer Bevölkerung.

Verberger Schützenverein 1765

Mehr als 300 Mitglieder machen in den insgesamt 26 Kompanien der Verberger mit: von der Jägerkompanie über die Husaren und die Marine bis hin zur Verberger Fliegerstaffel. Das Schützenfest gibt es alle vier Jahre, das nächste ist 2021.

Schützengesellschaft Krefeld-Ost 1890

Die Schützen sind für ihr reges Vereinsleben bekannt. Die Schützengesellschaft Krefeld-Ost hat eine Vorsitzende und betreibt Schießsport in der Schießhalle Hofstraße. Am 25. November dieses Jahres sind die Schützen bei der St.-Hubertus-Meisterschaft in der Schießhalle Girmesgath dabei.

Inrather Sportschützen-Gesellschaft 1955

Die 60 Mitglieder in zwei Kompanien plus Damen-Trachtengruppe sind als Bruderschaft Mitglieder im BHDS. Das nächste Königsvogelschießen ist im Juni 2019.

Schützengesellschaft Krefeld-Untergath 1959

Die jüngste Krefelder Schützengruppe ist die wohl einzige am Niederrhein, die König oder Königin mit der Armbrust ausschießt. Der Verein hat 162 Mitglieder und drei Kompanien. Nach Hartmut Schmitz (2012-2015) wurde jedoch kein König mehr gefunden.

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