Zu Fuß unter dem Wasser des Rheins

19 Meter unter dem Wasserspiegel liegt ein Versorgungs-Düker. Die WZ schaute sich dort um.

Krefeld. Ein komisches Gefühl ist es schon. Zu Fuß unter dem Wasser des Rheins unterwegs - 19 Meter unter dem Wasserspiegel, fünf Meter unter dem Bett des Hafenbeckens, das am Hafenkopf beginnt und sich bis zum Wendebecken hinzieht. Ich bin in dem Düker, der seit 1970 als erster Bauabschnitt der Krefelder Hafenerweiterung vom Ingenieurbüro von Raimund Krawinkel gebaut wurde. Der Baubeschluss dazu stammt vom 19. November 1970.

Ein Düker ist die Unterführung eines Rohres mit Leitungen oder Kanälen unter einer Straße, einem Deich, einem Tunnel, einem Fluss oder - wie in diesem Fall - einem Hafenbecken. Ohne Arbeitsschutzkleidung läuft hier gar nichts. Vor allem den Kopf gilt es zu schützen, denn der Doppel-Düker besteht aus zwei unabhängig voneinander begehbaren Stahlrohren mit einem Innendurchmesser von 1,70Meter. Das heißt: Kopf runter und bücken sind angesagt.

Und das für längere Zeit. Nachdem ich rückwärts viele Stufen hinuntergestiegen bin, die meisten in einem sehr schrägen Teilstück, komme ich unten an, drehe mich um und schaue in den eigentlichen Durchgang, der 91 Meter lang ist. Auf der anderen Seite würde ich auf einem Firmengelände auskommen - wenn der Ausgang denn geöffnet wäre. Ist er aber nicht. So begnüge ich mich mit 30 Metern, um Eindrücke von dem Gang unter Wasser zu gewinnen.

Für Kurt Schröder und Rainer Stuffertz gehört dieser Gang zur Alltag. Der Technische Leiter bei der Krefelder Hafengesellschaft Rheinhafen und der Maschinenbaumeister sehen in regelmäßigen Abständen im Düker nach dem Rechten, kontrollieren die Absaugung und die Beleuchtung und schauen, ob alles dicht ist.

"Außer einem kleineren Wasserschaden 2002/ 2003 ist hier nichts passiert", erinnert sich Schröder. Und das, obwohl der Düker jetzt mittlerweile 40 Jahre alt ist. Die Dükerröhre übrigens sind seinerzeit von der Firma Berg aus Hüttental bei Siegen geliefert worden.

"Vor dem ersten Arbeitsschritt standen eineinhalb Jahre Planung", sagen Ulrich Richerzhagen und Ulrich Kallen von Krawinkel Ingenieure an der Kempener Allee 168-170. Sie waren zwar damals nicht dabei, aber auch sie kennen das Bauwerk unter dem Wasser des Hafenbeckens aus dem Effeff.

Und sie kennen eine Dokumentation: "Panta Rhei(n)." Das Ingenieurbüro Raimund Krawinkel - so war damals der Name des Krefelder Unternehmens -, das die gesamte Hafenerweiterung mit Schaffung des Wendebeckens als Berater, Planer und Bauleitung getätigt hat, hat sie nach der Vollendung der Hafenerweiterung herausgegeben.

"Panta rhei - alles fließt" ist ein Zitat von Heraklit und wurde durch das "n" ergänzt, um zu zeigen, dass es um den Rhein geht. Der Hafenausbau war eine große Sache: Die Broschüre nennt 56 am Bau beteiligte Firmen sowie 22 involvierte Ämter und Genehmigungsbehörden.

Die Idee zu der 60-seitigen Dokumentation wurde genau da geboren, wo Schröder sich gerade befindet - im Düker selbst, der neben Abwasserkanälen auch Strom- und Fernmeldeleitungen von der einen Seite des Hafenbeckens zur anderen führt. Dank des Dükers können zum Beispiel die Mitarbeiter des Krefelder Container Terminals den Wasserhahn aufdrehen, die Toilette benutzen, telefonieren und mit dem PC arbeiten.

Und wenn irgendetwas repariert werden muss, sind die Mitarbeiter von der Hafengesellschaft vor Ort: Sie haben die "Schlüsselgewalt" über das Bauwerk, das 2,5 Millionen Mark gekostet hat. Insgesamt kostete der erste Bauabschnitt 7,5 Millionen Mark.

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