Krefelder Zoosprecherin im Interview Krefelder Zoosprecherin: „Unser Mitgefühl ist auch bei den Frauen“

Krefeld · Die Sprecherin des Krefelder Zoos, Petra Schwinn, spricht im Interview über die große Anteilnahme, die Trauerbewältigung und die möglichen Verursacherinnen des Brandes.

 Zoosprecherin Petra Schwinn informierte am Freitag über das weitere Vorgehen des Zoos.

Zoosprecherin Petra Schwinn informierte am Freitag über das weitere Vorgehen des Zoos.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Nach dem Brand in der Silvesternacht hat der Zoo wieder geöffnet. Welle Niederrhein hat am Freitag ein Interview mit Petra Schwinn aufgezeichnet. Die Zoosprecherin erklärt, warum am ersten Öffnungstag nach dem Feuer im Affenhaus Journalisten nicht mehr zugelassen wurden, wie die Anteilnahme der Bevölkerung aufgenommen wird und was für Zoo und Mitarbeiter nun wichtig ist.

Was löst die Anteilnahme bei den Mitarbeitern aus?

Petra Schwinn: Das große Mitgefühl, was uns aus der Bevölkerung erreicht und auch gerade dieses Zusammentreffen gestern (Donnerstagabend) mit den vielen Menschen, die mit uns trauern, hilft uns, es unterstützt uns und es zeigt uns, welche Bedeutung die Tiere und der Zoo für die Krefelder Bevölkerung und auch für die ganze Region hat.

Pressevertreter sollten am Freitag den Zoo nicht mehr betreten. Warum?

Schwinn: Wir haben ganz aktuell beschlossen, auch wenn der Zoo heute wieder normal – soweit das normal sein kann – für den Besucher geöffnet hat, dass die Presse nicht zugelassen ist auf dem Gelände. Das hat einen ganz wichtigen Grund. Unsere Mitarbeiter sind jetzt gut 48 Stunden nach den Geschehnissen psychisch extrem angekratzt. Wir haben die ersten Zusammenbrüche bei unseren Mitarbeitern. Und wir werden auch betreut und wir möchten definitiv unsere Mitarbeiter schützen vor Presse, die vielleicht nur noch weinende Menschen filmen möchte, aber nicht mehr auf das eigentliche Geschehen eingeht - daher bitten wir einfach um Verständnis.

Das Affenhaus wurde großzügig abgesperrt…

Schwinn: Unser Menschenaffenhaus ist großräumig abgesperrt. Wir haben Gott sei Dank vom Gelände die Möglichkeit, den ganzen Bereich ab der Zoobrücke abzusperren. Das heißt, es gibt keine Möglichkeit, das Haus aus der Nähe zu sehen und man darf auch eine Sache nicht vergessen: In diesem Haus sind Lebewesen gestorben. Das heißt, es ist kein Ort, wo man unbedingt hingehen muss, reingehen muss, sondern wir bitten natürlich da auch einfach um ein bisschen Pietät. Und es ist natürlich so, noch ist es immer noch ein Tatort, die Brandsachverständigen sind vor Ort und wir werden auch noch im Zoo eine Gedenkstätte einrichten, wo die Menschen, die uns besuchen, auch nochmal ihre Trauer öffentlich machen können.

Wird der Brandschutz des Zoos nun überprüft?

Schwinn: Wir werden natürlich im Nachhinein alles überprüfen, was zum Brand geführt hat, die Brandursache wird von den Brandsachverständigen überprüft, aber auch wir werden natürlich nochmal gewissenhaft den Zoo begehen und sehen, was man ausschließen kann. Sicher ist allerdings, das haben wir von der Feuerwehr auch bestätigt bekommen: Brände brechen teilweise aus, ohne dass man mit der Brandursache rechnen kann. Man kann sich nicht auf einen Brand hundertprozentig vorbereiten und auch nicht hundertprozentig schützen.

Wie wird es mit dem Affenhaus weitergehen?

Schwinn: Wir können zurzeit noch nicht sagen wie es weitergeht. Die Geschehnisse sind noch so aktuell, dass wir wirklich erstmal in der Abarbeitung der aktuellen Probleme sind, in der Betreuung unserer Mitarbeiter und wir nehmen alle Spendenangebote und Mitleidsbekundungen und Hilfsangebote wahr. Wir werden uns jetzt zeitnah die nächsten Tage einzeln mit den Menschen in Verbindung setzen und wir planen natürlich, wie man das alles kanalisieren kann. Denn unser wichtigster Aspekt ist, dass wir natürlich weitermachen werden. Und wir werden sehen, wie das funktionieren wird. Und man darf nicht vergessen, wir möchten auch die Bedrohung der Tiere – das ist unsere Hauptaufgabe – auch an die Öffentlichkeit bringen. Denn wir reden über Tierarten, die vom Aussterben bedroht sind, die tagtäglich in der freien Wildbahn getötet werden – ironischerweise in Südostasien die Orang-Utans ganz oft durch Brandrodung. Sie fallen verbrannt von den Bäumen, das ist die Realität und wir möchten auch darauf hinweisen und die Menschen darauf aufmerksam machen, sodass vielleicht auch mehr Empathie für die Tiere in der freien Wildbahn entsteht.

Drei Frauen sollen den Brand verursacht haben…

Schwinn: Wir sind natürlich froh, dass die Ermittlungen der Polizei so schnell zu einem Ergebnis gekommen sind. Wir sind allerdings auch zutiefst betroffen und unser Mitgefühl ist auch bei den Frauen. Denn es ist glaube ich sehr klar, dass diese drei Frauen aus gutem Gewissen gehandelt haben. Sie hätten sich glaube ich niemals vorstellen können, dass sie eine solche Katastrophe auslösen. Es ist ein unglaublich tragischer Unglücksfall, der uns alle – auch die drei Frauen – sicherlich ihr Leben lang begleiten wird.

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