Zuchtprogramm Zoo: Kängurus reisen von Krefeld in alle Welt

Vom Zoo aus wird das europäische Zuchtprogramm der in freier Wildbahn bedrohten Goodfellow-Baumkängurus koordiniert. Der Nachwuchs wandert jetzt aus.

Zuchtprogramm: Zoo: Kängurus reisen von Krefeld in alle Welt
Foto: Hella Hallmann

Krefeld. Zuchtmännchen Wango und seine beiden Weibchen Shara und Belici werden ab Januar in ihrem Gehege im Krefelder Zoo erst einmal wieder alleine sein. Dann werden Saleb und Bagam, die im Frühjahr und Sommer 2014 geborenen beiden Söhne der Goodfellow-Baumkängurus, in einen Zoo in der Nähe von Melbourne (Australien) und in einen französischen Zoo auswandern.

Mit den beiden jungen Männchen aus Krefeld wächst die Hoffnung auf weitere Zuchterfolge mit der in freier Wildbahn vom Aussterben bedrohten Art. Vor Bagam und Saleb zogen bereits sieben Jungtiere von Krefeld aus in ein neues Zuhause, um das Zuchtprogramm in den Zoos zu beleben.

2004 hatte der heutige Direktor des Krefelder Zoos, Dr. Wolfgang Dreßen, das Zuchtbuch für Europa übernommen. Damit sorgt er unter anderem dafür, dass unter den rund 120 in Zoos lebenden Goodfellow-Baumkängurus möglichst wenig miteinander verwandte Tiere als Paare zueinanderfinden.

Jahrzehntelang war der Krefelder Zoo in Europa der einzige, der Baumkängurus hielt und züchtete. Mittlerweile gibt es allein in Deutschland mit Duisburg, Köln, Frankfurt und Rostock schon zahlreiche Gruppen dieser Beuteltier-Art. „Viele Zoos in Europa und Australien wollen jetzt auch mitmachen“, sagt Dreßen, „acht stehen derzeit auf einer Warteliste.“ Gerade weil die Population dieser Beuteltiere in den Zoos so gering ist, freut sich Dreßen darüber, dass mittlerweile auf globaler Ebene agiert wird. Außer ihm als europäischem Koordinator gibt es noch einen nordamerikanischen und einen australischen Experten, die seit kurzer Zeit zusammenarbeiten.

Das Thema Artenschutz werde in allen Zoos zunehmend wichtiger, sagt Dreßen. Aus den ehemaligen Erholungsparks wurden schon in den 1950er-, 1960er- und 1970er-Jahren zunehmend auch Forschungs- und Bildungsstätten. Und spätestens seit der Riokonvention 1992, die unter anderem den Schutz der biologischen Vielfalt zum Ziel hat, seien Zoos immer mehr zu Artenschutz-Zentren geworden.

„Ein Zoo mit 14 Hektar Fläche kann natürlich nicht beliebig viele Arten aufnehmen“, sagt Dreßen. Zumal man gleichzeitig den künstlichen Lebensraum der bereits im Zoo lebenden Tiere optimieren müsse und wolle. „Deshalb muss man sich auf Arten spezialisieren.“ In Krefeld trägt man dem unter anderem mit dem Zuchtbuch für die Baumkängurus und die Tamanduas (Ameisenbären) Rechnung oder auch durch die Nachzucht bei den Spitzmaulnashörnern.

Finanziell habe der Krefelder Zoo in den vergangenen Jahren „primär erst einmal gucken müssen, wie er wirtschaftlich überleben kann“, sagt Dreßen. Deshalb könne man auch nicht, wie andere Zoos, eigene Artenschutzprojekte in freier Wildbahn aufbauen. Aber auch mit Hilfe von Spenden der Krefelder Zoo-Besucher könne man Projekte wie zum Beispiel für die Baumkängurus in Papua-Neuguinea unterstützen.

Für die kuscheligen Baumkängurus Spenden zu sammeln sei auf jeden Fall einfacher „als für irgendeine unattraktive Fischart“. Aber wenn ein Schutzgebiet für Kängurus entsteht, haben am Ende viele Tiere etwas davon.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort