Zoo-Jubiläum: Interview mit Ex-Direktor Walter Encke: „Nashörner sind wunderbar“

Der Krefelder Zoo wird heute 70 Jahre alt. Der langjährige Chef, Dr. Walter Encke, blickt mit der WZ zurück.

Krefeld. Als Dr. Walter Encke 1959 seinen Dienst im Krefelder Zoo antrat, war er mit 28 Jahren der jüngste Zoodirektor Deutschlands. Bis 1996 blieb er - solange wie kein anderer. Niemand kann so gut über die Geschichte des Zoos berichten wie er. Mit der WZ wirft er einen Blick zurück auf 70 Jahre Zoo-Geschichte.

Hat sich das Konzept des Zoos in den 70 Jahren seines Bestehens verändert?

Dr.Walter Encke: Eigentlich nicht. Aufgabe des Zoos ist und war es, vor allem seltene Tiere zu halten, sie den Besuchern zu präsentieren und ihre Haltungsbedingungen zu entwickeln. Tiergärtnerei heißt auch, auf praktischem Gebiet Erfahrungen zu sammeln, um die Tiere für die Nachwelt zu erhalten und sie möglicherweise später auszuwildern.

Wir haben uns seinerzeit vor allem auf Tiere aus Südamerika spezialisiert wie die Mähnenwölfe oder die Schneeleoparden. Auch dass die Nashörner so wunderbar gedeihen, freut mich sehr.

Warum ist der Zoo ein Publikums-Magnet?

Encke: Weil sich offenbar viele Menschen für Tiere und den Naturschutz interessieren. Außerdem ist die Öffentlichkeitsarbeit zunehmend wichtiger geworden, daher sind die Besucherzahlen auch immer gestiegen.

Problematisch wird die Liebe zum Tier dann, wenn sie in einen Fanatismus ausartet, wie wir es bei den Eisbären Knut und Flocke erlebt haben. Wenn ein Tier zum Kuschel- oder Teddybär wird, geht das zu weit, weil es einfach auch nicht im Sinne des Tieres sein kann, derart belagert zu werden.

War es früher schwieriger als heute, exotische Tiere für den Krefelder Zoo zu bekommen?

Encke: Eindeutig, ja. Tiere aus freier Wildbahn bekommt man ohnehin nur sehr selten. Heute aber funktioniert die Zusammenarbeit der Zoologischen Gärten deutlich besser. Tiere sind keine Handelsware, es geht darum, neue Zuchtgruppen aufzubauen.

So dient der Zoo auch der Arterhaltung. Für den Krefelder Zoo könnte das heißen, dass man die Elefanten hier aussterben lassen könnte, um sich auf die erfolgreiche Nashorn-Zucht zu konzentrieren. Manche Zoos machen jetzt schon die Erfahrung, dass sie nicht mehr wissen, wo sie mit den ganzen Elefanten hin sollen.

Tut die Stadt genug für den Zoo?

Encke: Man kann immer mehr tun. Aber die Stadt hat ja heute nicht mehr das alleinige Sagen. Früher hatte man nur einen Ansprechpartner, heute mischen da für meine Begriffe zu viele Leute mit: Stadt, Freundeskreis, GmbH. Ich hatte früher immer nur Kontakt zum zuständigen Dezernenten. Der hat mir nie Steine in den Weg gelegt. Ich konnte meine Vorstellungen immer umsetzen.

Gehen Sie selbst noch in den Zoo?

Encke: Klar, ich muss doch die Nashörner sehen. Aber allzu oft bin ich nicht mehr da. Der Beruf des Zoodirektors war eine Lebensaufgabe für mich. Das war eine wunderschöne Zeit. Da war es schwierig, einfach aufzuhören und sich von Menschen und Tieren zu trennen. Mit einigen Pflegern und meinem Nachfolger Dr. Wolfgang Dreßen habe ich aber weiterhin guten Kontakt.

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