WZ-Mobil WZ-Mobil am Privatweg: "Wir leben ja nicht im Gefängnis"

Der Streit über die Schließung eines Privatwegs an der Glockenspitz geht am WZ-Mobil weiter.

WZ-Mobil: WZ-Mobil am Privatweg: "Wir leben ja nicht im Gefängnis"
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Die Diskussion um die Schließung des Privatweges, der die Sackgasse Glockenspitz mit der Brandenburger Straße verbindet, ist emotional. Auf der einen Seite stehen die Anwohner der Siedlung, die den Weg seit Jahrzehnten täglich nutzen. Auf der anderen Seite steht der Eigentümer, Michael Bremes, der noch in diesem Monat den Weg sperren möchte. Die Fronten sind verhärtet, eine Einigung nicht in Sicht.

Rund 25 Interessierte sind jetzt zum WZ-Mobil gekommen, um ihrem Ärger Luft zu machen. „Nur ein Bruchteil, die gegen eine Schließung sind“, versichert Wortführerin Gerta Hüsges. Bremes selbst kann aus beruflichen Gründen nicht persönlich an der Diskussion teilnehmen. „Bisher war der Eigentümer immer greifbar. Jetzt kommt jemand von außerhalb und macht den Weg zu, da habe ich nur ein dreifaches Pfui für übrig“, sagt Peter Hüsges wütend. Verständnis für Bremes’ Gründe, den Weg zu schließen, hat er keine. „Der soll nicht so lügen, das ist doch alles an den Haaren herbeigezogen.“ Auch für die Zurückhaltung der Stadt hat er ein paar deutliche Worte übrig: „Wenn der Weg zugemacht wird, hat sich die Stadt um eine Alternative zu kümmern, wir leben ja nicht im Gefängnis.“

Eigentümer Michael Bremes äußert sich per Mail an die Redaktion. Darin führt er zwei Hauptgründe an, die ihn zur Schließung des Weges bewegen: Ihn beunruhige zum einen das Haftungsrisiko, was er für eine größere Zahl von Passanten trägt. Zum anderen wolle er für die Bewohner des Hauses Brandenburger Straße 39 — sein Eigentum — eine Unterstellmöglichkeit für Fahrräder und Mülltonnen errichten. Mit dem Bau eines solchen Schuppens würde zugleich der Privatweg geschlossen werden.

Einige WZ-Leser haben Verständnis für Bremes’ Entscheidung und verteidigen ihn. So schreibt etwa Maike Adams: „Es nutzen also Menschen zu ihrer eigenen Entlastung das Grundstück eines anderen Menschen, um den Weg abzukürzen. Und anstatt sich darüber zu freuen, bedroht man diese Person mit einer Anzeige beim Ordnungsamt und einer Unterschriftenaktion.“ Ein solches Verhalten sei Wasser auf die Mühlen der Vorurteile mancher, dass alte Menschen nur ihre eigenen Interessen im Auge hätten.

Zwar sind sich alle Anwohner einig, dass der Weg offenbleiben soll, doch Uneinigkeit herrscht beim Thema Sauberkeit. Gerta Hüsges fordert eine regelmäßige Instandhaltung des Weges. Sie stört sich etwa an dunklen Beeren, die von einem Baum auf den Weg fallen, und Grünzeug, das vom Nachbargarten auf den Weg wächst. Elke Timp hält dagegen: „Wir sind doch dankbar, wenn der Weg offenbleibt, egal ob da ein paar Blätter oder Beeren liegen.“ Sie ist enttäuscht, dass die Stadt nicht einschreitet. „Krefeld möchte doch, dass wir mehr zu Fuß gehen, aber die Möglichkeit wird einem genommen. In Krefeld darf man nicht mehr krank werden“, so Timp, deren gehbehinderte Mutter an der Glockenspitz wohnt.

Wenn der Weg geschlossen wird, müssen viele Bewohner der Siedlung eine längere Distanz laufen, um dieselben Ziele zu erreichen. Zum Einkaufen oder Arztbesuchen etwa. Konkret schildert es eine Anwohnerfamilie: „Es handelt sich um einen Entfernungsunterschied von 100 bis 150 Metern im Vergleich zur großen Runde von 800 bis 1000 Metern. Dies kann für einen Menschen mit Krücken, Rollator oder Rollstuhl ein sehr weiter Weg sein.“

Bremes ist der Umstand bewusst. Den Anwohnern der Sackgasse Glockenspitz den Besuch einer Internistin an der Glindholzstraße zu erleichtern, sei für ihn jedoch der einzige stichhaltige Grund, den Weg bestehen zu lassen. Die Bushaltestelle auf der Brandenburger Straße lässt er als Argument nicht gelten, denn die Haltestelle vor dem Sportzentrum Glockenspitz sei ähnlich weit entfernt und würde dieselbe Buslinie bedienen.

Eine Lösung des Konflikts halten Günter und Margit Clas nur noch am „grünen Tisch“ für möglich. Vom Nachbarschaftsstreit distanzieren sie sich. „Wenn wir die Beseitigung von Unkraut zu einem Zoff-Thema werden lassen, so halten wir diesen Umstand für sehr bedenklich.“

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