WZ-Bus am Bockumer Bypass: Veräppelung der Bürger

Die Vorgehensweise der Politiker können die Bürger nicht nachvollziehen. Das Thema Bypass ist ein Ärgernis.

Krefeld. Es ist ein Hin und Her um den Bockumer Bypass. CDU und FDP haben sich kürzlich darauf geeinigt, die einstige Rechtsabbiegespur in Richtung Stadtmitte am Bockumer Platz wieder zu öffnen - nachdem der Fahrstreifen gerade erst im Mai begrünt wurde. Das wundert die Bockumer Bürger sehr und sorgt für reichlich Kontroversen.

Die Vorgehensweise der Politik gibt Helga Thomas zu denken. "Zuerst ist die CDU für die Schließung des Bypasses und jetzt für die Öffnung. Das ist ein Bürgerstreich", findet sie. "Die Schließung des Bypasses war eine Entscheidung gegen den Willen der Bürger", sagt Karin Drießen. "Dienstag besiegelt und schon Freitag ausgeführt", das war doch vorher schon beschlossen", fügt sie hinzu. "In einer Nacht- und Nebelaktion ist der Bypass begrünt worden", fügt Peter Wagner hinzu.

Die Bockumer fühlen sich hintergangen. "Aber die lassen es ja auch mit sich machen. Der Ärger wird in einem halben Jahr vergessen sein", sagt Harald Müller. Etwa 1600 Unterschriften haben sie vor dem Beschluss gegen die Schließung gesammelt. "Aber der Bürger hat hier nichts mehr zu melden. Der Bypass soll so schnell wie möglich wieder geöffnet werden", findet Drießen.

Dieser Meinung ist Uwe Hüttenes auch: "Es entstehen trotzdem Verkehrsbehinderungen." Andere Städte würden sich bemühen, Bypässe zu schaffen und in Krefeld schließe man einen funktionierenden. "18000 Autos täglich können nicht durch ein Nadelöhr."

Birgit Ermert macht die Funktion eines Bypasses klar: "Er soll einen Infarkt vermeiden." Aber ein roter Faden für die Gestaltung fehle sowie das Geld dafür. Ulrich Kelz findet die Öffnung richtig und würde die Spuren von Straßenbahn und ehemaligen Bypass tauschen. Auch Angelika Knüpfer ist gegen die Schließung gewesen: "Jetzt gibt es Probleme mit Straßenbahn- und Lkw-Verkehr. Bevor aber wieder schnell geöffnet wird, muss man ein Konzept ausarbeiten."

Heinz-Josef Schatten sieht die geplante Wiedereröffnung als einen Schritt auf die Bürger zu und als Eingeständnis eines Fehlers. "Bei der Kommunalwahl haben die Herren ihre Quittung bekommen und besinnen sich jetzt eines Besseren", meint er. So sieht das auch Renate Ideker. Dass die Entscheidung, den Bypass zu schließen rückgängig gemacht wird, ist für sie ein gutes Zeichen im Sinne der Demokratie. "Der Sinn von Wahlen ist doch überhaupt der, dass die Bürger entscheiden. Es kommt zwar spät, aber immerhin wird jetzt das gemacht, was die Bürger wollen."

Gerd Mittelham befindet sich derzeit in den USA und wurde "mit der Nachricht der geplanten Wiederöffnung aus dem Schlaf gerissen", aber kann die Freude über das Happy End für ihn und seine Mitstreiter nicht in Worte fassen. Michael Kern ist auch für die Öffnung, "aber die die das veranlasst haben, sollten das zahlen".

Was die Bürger ärgert, ist die Verschwendung finanzieller Mittel. "Diese Rolle rückwärts ist mir unverständlich", schaltet sich Christian Cremer ein. "Das ist eine Veräppelung der Bürger. Hier wird mit Steuergeldern geaast." Er sieht genau wie Peter Wagner viele sinnvolle Investitionsmöglichkeiten. Wagner wünscht sich zunächst einmal ein Gesamtkonzept zur Gestaltung des Bockumer Platzes. Das fordern auch die Unabhängige Wählergemeinschaft und hält mit der Zustimmung hinter dem Berg. CDU und FDP sind allerdings zur Öffnung des Bypasses darauf angewiesen.

Die Argumentation der Politik in Sachen Bypass kann Wagner nicht verstehen. "Das ist doch alles an den Haaren herbeigezogen", schimpft er. "Die Kosten sollten die Verantwortlichen selbst tragen." Karl-Josef Steiners stimmt dem zu. Und Eduard Pilz sagt: "Wenn jemand dafür die Öffnung ist, dann sollten diese bezahlen." Werner Helllwig fordert, "dass Oberbürgermeister und Kämmerer Stellung beziehen und einen Riegel vor diesen Schidbürgerstreich schieben".

Auch Heinrich Maas kann das nicht nachvollziehen. "Es wurde von Unfällen gesprochen. Es ist viel gesagt worden, aber genaue Angaben konnte niemand machen", sagt er. Jörg Markert möchte, dass der Bypass geschlossen bleibt. "Dadurch ist es hier weniger gefährlich und viel übersichtlicher. Anstatt hier Gelder mit der Wiederöffnung zu verschwenden, sollte man lieber den Platz ausbauen." Apotheker Frank Herding, dessen Apotheke am Bockumer Platz liegt, ist ebenfalls für das Beibehalten des derzeitigen Zustandes: "Es kann nicht sein, dass der Bypass ohne Not wieder geöffnet wird" und verweist dabei auf die Aufwertung des Stadtteils durch den Platz als Treffpunkt.

Hellwig gibt zu bedenken, dass eine erneute Öffnung erst passieren kann, wenn ein von der Bockumer Bevölkerung akzeptierter Plan für die Neugestaltung des Platzes abgesegnet wird. Ulrich Küpper meint, dass die Aufenthaltsqualität hoch genug sei und dass seit der Schließung mehr Verkehr durch die Nießenstraße läuft und der Platz oft umfahren werde. Ihn interessiert, "wann der Bypass endlich wieder geöffnet wird und, ob die BZV-Ost weiterhin so unterschiedlich arbeitet, wenn es um den Eigen- oder den Bürgerwillen geht".

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