Krefeld Wohnungsnot: Wo 240 000 Krefelder leben sollen

Die Wohnungsnot ist groß, sagt die Stadt Krefeld. 6500 Wohneinheiten müssten bis 2020 geschaffen werden. Pläne gibt es für rund 3900. Neubaugebiete in Fischeln stehen im Fokus.

Krefeld braucht in der Zukunft wohl deutlich mehr Wohnraum.

Krefeld braucht in der Zukunft wohl deutlich mehr Wohnraum.

Foto: dpa

Krefeld. 233 018 Menschen haben 2016 in Krefeld gelebt. Nach einer Prognose der Stadt könnten es den kommenden fünf bis zehn Jahren deutlich mehr werden — über 240 000. Bis 2020 müssen deshalb 6500 neue Wohneinheiten her. Eine Vorgabe, die nicht einzuhalten ist, zumindest nicht in dem vorgegebenen Zeitrahmen. 3350 bis 3900 Wohneinheiten seien möglich, heißt es aus dem Planungsamt der Stadt. Dazu müssten neben rund 2300 Wohnhäusern im Außenbereich rund 1600 Einheiten durch Nachverdichtung im Innern entstehen. Die Ziele sind ambitioniert, die Hürden hoch.

„Ich wünsche mir mehr Vertrauen“, sagt Beigeordneter Martin Linne. Die teilweise leidenschaftlich geführten Diskussionen um Neubaugebiete wie Am Wiesenhof, Fischeln Südwest oder im Rahmen des umstrittenen B-Plans 550 in Hüls haben Spuren hinterlassen. „Der Bürger hat immer eine individuelle Perspektive, das muss man respektieren“, sagt Linne und ergänzt: „Aber Verwaltung und Politik müssen die Bedarfe sehen, dazu stehen und die gesamtstädtische Perspektive im Blick haben.“

Ausgereifte Pläne hat die Stadt für 30 Bereichsflächen, auf denen Wohnhäuser entstehen, beziehungsweise nachverdichtet werden könnte. 24 liegen im Innen- und sechs im Außenbereich.

„In den vergangenen Jahren wurden fast ausschließlich Innenbereichsflächen zu Wohnbauflächen entwickelt. Im Zeitraum 2013 bis 2015 hat sich die Neubautätigkeit auf ca. 240 Wohneinheiten (WE) beschränkt. Daher kommt insbesondere der Entwicklung der Siedlungserweiterungsflächen wie Fischeln-Südwest (520 WE), Fischeln Plankerheide (600 WE), das Gebiet Am Wiesenhof (390 WE), Hüls-Südwest (250 WE) und das Kasernengelände Forstwald (60 WE) in den nächsten Jahren eine besondere Bedeutung zu“, sagt Stadtplaner Norbert Hudde. Trotz des großen Bedarfs empfindet Hudde den Krefelder Wohnmarkt als „relativ entspannt“.

Der Eigentümerverband Haus und Grund teilt diese Einschätzung nur bedingt. Geschäftsführer Michael Heß sagt: „Wir sind sicherlich die Letzten, die sich gegen die Schaffung von neuem Wohnraum aussprechen würden. Die Frage ist nur, wo und welche Art von Wohnraum benötigt und somit geschaffen werden sollte. Hier setzt die Stadt Krefeld meines Erachtens die falschen Anreize.“ Vor allem die Innenstadt hat Heß als Problem ausgemacht. „Auf die Innenstadt bezogen, hat Krefeld ein Wohnraumproblem. Wohnen in der City hat zwar das Potential attraktiv zu sein, ist es aufgrund zu vieler Faktoren zur Zeit aber nicht.“

Anlass für eine Neuausrichtung der Wohnraumplanung im Herzen der Stadt gebe eine Gesetzesnovelle, die Kommunen in Zukunft die Möglichkeit gebe, in innerstädtischen Bereichen Wohngebäude, Geschäfts- und Bürogebäude, Einzelhandelsbetriebe und Gaststätten in unmittelbarer Nähe zueinander zu genehmigen, was bisher insbesondere aus immissionsschutzrechtlichen Gründen nicht so einfach möglich war. „Dies zeigt, dass der Bundesgesetzgeber davon ausgeht, dass gerade das innerstädtische Wohnen ein Trend der Zukunft ist, dessen Umsetzung durch die Gesetzesnovelle vereinfacht werden soll“, sagt Heß.

Die Stadt fordert er auf, die Erkenntnisse aus der Fortschreibung des Innenstadtgutachtens des Planungsbüros Junker & Kruse umzusetzen, in dem das Wohnraumpotential der Innenstadt dargestellt wird. Der Einzelhandel könnte nicht mehr allein die tragende Säule einer lebendigen Innenstadt sein, ist Heß sicher.

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