Miete in Krefeld „Wir brauchen 2500 Wohneinheiten“

Krefeld · Laut Mietspiegel liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis in Krefeld bei 7,33 Euro kalt. Die WZ sprach mit Thomas Siegert von der Wohnstätte über die Preisgestaltung und Wohnraumnachfrage.

 Wohnstätten-Chef Thomas Siegert vor den neuen Mietshäusern an der Herbertzstraße.

Wohnstätten-Chef Thomas Siegert vor den neuen Mietshäusern an der Herbertzstraße.

Foto: Andreas Bischof

Die Nebenkosten sind ein zunehmender Faktor bei den monatlichen Ausgaben; längst wird von der zweiten Miete gesprochen. Die Mieter haben nur begrenzt darauf Einfluss, indem sie beim Heizen und ihrem Wasser- und Stromverbrauch achtsam sind. Die Wohnstätte ist mit knapp 8900 Wohnungen in Krefeld der größte Vermieter. Die Mieten liegen zu einem großen Teil unter dem gültigen Mietspiegel für Krefeld. Dennoch werden immer wieder Stimmen von Mietern laut, die Miete wäre so hoch. Die WZ sprach mit Geschäftsführer Thomas Siegert über die Mietpreisgestaltung, den Wohnraumbedarf in Krefeld und einen Mietendeckel.

Wie hoch sind die Mieten der Wohnstätte?

Thomas Siegert: Von unseren insgesamt 8897 Wohnungen liegen 6102 (68,2 Prozent) unter dem Quadratmeterpreis von sechs Euro kalt. Weitere 968 Wohnungen kosten zwischen 6,00 und 6,19 Euro. Das heißt: Bei 7070 Wohnungen (79,5 Prozent) liegt der Preis unter 6,20 Euro. Im Vergleich: Die Einstiegsmiete bei öffentlich geförderten Neubauten beträgt 5,70 Euro pro Quadratmeter. Das heißt für Krefeld und die Wohnstätte: Ein Großteil der Bestandsmieten liegt knapp über den öffentlich geförderten Mieten.

In welchem Zustand sind die Wohnungen?

Siegert: Das sind keine Wohnungsbestände, die in den letzten fünf Jahren saniert wurden. Bei einer Kernsanierung nehmen wir ungefähr 6,80 Euro je Quadratmeter.

Die Wohnstätte hält aber auch Wohnungen vor, die über sieben Euro je Quadratmeter kosten, zum Beispiel im neuen Verwaltungsgebäude oder in der Gartenstadt. Wie viele sind das?

Siegert: Wir haben 522 Wohnungen im Bestand (5,9 Prozent), die über der Grenze von sieben Euro liegen. Die sind mengenmäßig aber überschaubar. Wie auch die 17 hochwertig ausgestatteten Wohnungen, teils im neuen Verwaltungsgebäude, die zwischen 11 und 11,99 Euro pro Quadratmeter kosten. Das ist nicht unser klassisches Segment.

Für wen bauen Sie in Krefeld in erster Linie?

Siegert: Für Bezieher niedriger Einkommen. Wir bauen in Krefeld nur im ersten Förderweg.

Was heißt das?

Siegert: Das sind öffentlich geförderte Wohnungen, für die die Mietobergrenze bei 5,70 je Quadratmeter liegt; beim zweiten Förderweg liegt sie schon bei 6,40 Euro.

Wie hoch ist der durchschnittliche Mietpreis je Quadratmeter in Krefeld auf dem freien Markt?

Siegert: Für eine 60 Quadratmeter große Wohnung derzeit bei 7,33 Euro.

Wird sich die Grundsteuerreform auf die Mieten der Wohnstätte auswirken?

Siegert: Wir haben noch keine Bewertung und wissen nicht, ob es in NRW eine Öffnungsklausel geben wird. Deshalb können wir nicht sagen, ob es teurer oder günstiger wird. Es soll ja kostenneutral bleiben. Die Wohnstätte hat im vergangenen Jahr 1,654 Millionen Euro an Grundsteuer für bebaute Grundstücke gezahlt. Diese Kosten fließen in die Nebenkosten mit ein.

Siegert: Wie hoch sind die Nebenkosten bei der Wohnstätte?

Siegert: Die Betriebskosten je Quadratmeter betragen zwischen 2,50 und 2,54 Euro, ohne Heizkosten. Die liegen in der Regel bei 0,80 bis 1,60 Euro, abhängig vom Heizverhalten des Mieters. So kommt zur durchschnittlichen Kaltmiete von 5,56 Euro Nebenkosten von bis zu vier Euro hinzu. Bei den neuen Häusern in Gartenstadt sind das wegen der vielen Aufzüge und dazugehörigen Grünflächen sogar 4,50 Euro, sodass die Betriebskosten rechnerisch 80 Prozent der Grundmiete ausmachen. Die hin und wieder zu hörende Kritik an den Mieten der Wohnstätte bezieht sich somit auf die Warmmiete, nicht auf die Kaltmiete, die bei den Bestandsmieten in Krefeld mit Blick auf den Mietspiegel noch akzeptabel ist.

Was halten Sie von einem Mietendeckel?

Siegert: Das wäre kontraproduktiv. Sie könnte zwar Bestandsmieter schützen, aber der Bau neuer Wohnungen würde zurückgehen; jeder Bauherr müsse damit rechnen, dass auch Neubauten irgendwann darunter fallen.

Sehen Sie für Krefeld den prognostizierten Neubaubedarf von etwa 6500 Wohnungen?

Siegert: Wir brauchen mehr Neubau als bisher, das ist unstrittig. Aber statt 6500 sehe ich den Bedarf für die nächsten fünf Jahre bei 2000 bis 2500 Wohneinheiten in Einfamilienhäusern und Geschosswohnungsbau. Dazu brauchen wir in Krefeld neue Baugebiete ebenso wie eine Innenstadtverdichtung. Es gibt einen klar erkennbaren Bedarf für Wohnungen in der Innenstadt, doch dazu muss sie auch attraktiv sein und Sicherheit, Ordnung, Sauberkeit und Attraktivität bieten. Da sind alle gefordert.

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